„Frieden hinterlasse ich euch!“
Foto: Andreas Hüser
Hamburg/Ramelsloh (ahü/atz). Wie sehen Hamburger Christen aus? Wer zum ersten Mal am Ansgartag in die Vesper der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in St. Petri geht, dürfte sich wundern: Die Fülle verschiedener liturgischer Gewänder und Kopfbedeckungen, die Talare, die Trachten der unterschiedlichen Ritterorden ist hier versammelt. Gesungen wird russisch, lateinisch, deutsch – auch der Reichtum der Musiktraditionen ist in dieser Vesper zu erleben.
Seit 60 Jahren besteht die Arbeitsgemeinschaft der Christen in Hamburg. „Wir haben vom Nebeneinander und – die Älteren wissen es – vom Gegeneinander zum Miteinander gefunden“, sagte Karl Schultz, katholischer Kiezpastor und ACK-Vorstandsmitglied, als Prediger in der Ansgarvesper.
Welche Hinterlassenschaft werden die Christen von heute ihren Kindern und Enkeln geben? Diese Frage stellte Karl Schultz. Das richtige Handeln – etwa das klare politische Eintreten für die Würde der Menschen – sei wichtig. Richtig sei es, dafür auf die Straße zu gehen, ohne einer neuen Hasspredigt zu verfallen. „In den Ruf ‚ganz Hamburg hasst die Afd‘ können wir nicht einstimmen.“ Christen lebten von der Hinterlassenschaft Jesu, erinnerte Pastor Schultz. „Frieden hinterlasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch! – Heute leuchten diese Worte aus den Anfängen des Christentums zu uns herüber. Wir können uns eine solche Botschaft nicht selber sagen. Sie muss uns gesagt werden.“
Abendgebet in Ramelsloh
„Seid zufrieden mit dem, was ihr habt“ –, an diesen Satz aus dem Brief des Paulus an die Hebräer (Hebr. 13,5) knüpfte Pastor Martin Kalmbach beim traditionellen ökumenischen Abendgebet in der Kirche St. Sixtus und St. Sinnitius in Ramelsloh an. Dort hatte St. Ansgar ein Kloster gegründet. Kalmbach sprach sich dafür aus, „den Überkonsum des globalen Nordens kritisch zu reflektieren und entsprechend anzupassen, um Ländern im globalen Süden Lebensgrundlagen zu erhalten und Entwicklungschancen zuzugestehen“. Kalmbach hob hervor: „Diejenigen, die nicht genug zum Leben haben, müssen in die Lage versetzt werden, ein Leben zu führen, bei dem sie alles Lebensnotwendige bekommen. Und diejenigen, die mehr als genug haben, müssen in die Lage versetzt werden, es genug sein zu lassen und mit anderen zu teilen.“ Für die Musik sorgten unter anderem die Kantorei Maria Grün aus Blankenese und der Heilig-Kreuz-Chor aus Neugraben.