Getanzte Gebete
Das indische Tanz-Ensemble Kalahrdaya-Kolkata-Group beeindruckte beim Gottesdienst zum Fronleichnamsfest in der Luruper Kirche St. Jakobus. Zugleich wurden Spenden für zwei Projekte auf dem Subkontinent gesammelt.
„Das ist intensiver, das geht tiefer“, sagt Heribert Dernbach. Der lang anhaltende Applaus nach den Tanz-Darbietungen des indischen Jesuitenpaters Saju George und seines Ensembles am Sonntag in der Kirche St. Jakobus (Jevenstedter Straße 111) hat gezeigt: Es ging nicht nur Dernbach so. „Die kommen sehr gut an“, weiß auch Pater Ulrich Krause, Pfarrer der Pfarrei Heilige Josefina Bakhita, zu der die Gemeinde in Lurup gehört. Drei Tänze führte die siebenköpfige Gruppe aus Kalkutta während des Gottesdienstes zum Fronleichnamsfest auf.
„Mit klassischen indischen Tänzen drücken wir christliche Themen und Gebete aus“, sagt Pater Saju George. Eine Darbietung bezog sich beispielsweise auf den Heiligen Geist. „Oft denken Leute, wir eigneten uns die Tänze an, wie es sogenannte westliche Zivilisationen machten. Das stimmt nicht. Es gibt seit fast 2000 Jahren Christen in Indien. Die Tänze sind auch ein Teil unserer Kultur“, sagt der Jesuit.
Pater Saju George stammt aus dem südwestindischen Bundesstaat Kerala, in dem Christen fast ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen. Inspiriert auch von Mutter Teresa verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Westbengalen im Nordosten Indiens nahe der Grenze zu Bangladesch. Dort machen Christen nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung aus. Der promovierte Theologe und leidenschaftliche Tänzer gründete in einem Vorort Kalkuttas, das als kulturelle Metropole des Subkontinents gilt, das Ausbildungszentrum „Kalahrdaya“, zu deutsch: Herz der Kunst.
Interreligiöser Dialog mit Hindus und Muslims
Es verschafft rund 250 Jugendlichen aus meist ärmeren Verhälnissen Zugang zu Bildung – auch zum Tanz zur Musik, zu bildender Kunst und zur englischen Sprache. Außerdem versorgt das Zentrum Bedürftige mit Essen und Kleidung und unterstützt sie dabei, kleine Behausungen zu bauen. Vor allem aber will Pater Saju George damit auch für interreligiösen Dialog sorgen, insbesondere mit Hindus, die die Bevölkerungsmehrheit dort bilden, und mit Muslims. So seien Angehörige aller Religionen im Herz der Kunst willkommen, betont er. „Durch Tanz wird interreligiöse Harmonie kreiert“, sagt er.
Das alles kostet natürlich Geld. Und so begibt sich das Ensemble auch auf Tour, um Spenden für das Projekt zu sammeln. Mehrmals schon war es in Europa unterwegs. Diesmal machte es schon Station in Frankreich und der Schweiz. Am Montag ging es gleich weiter nach Nieblum auf Föhr, anschließend fährt das Ensemble noch nach Graz, Salzburg und München.
Und überall gibt es auch Gelegenheit, für weitere Projekte in Indien zu sammeln. In St. Jakobus war es der Pathardi-Verein, dem Heribert Dernbach vorsitzt. Der Verein vermittelt Patenschaften, durch die vor allem Mädchen in Indien ein Zugang zu Bildung ermöglicht wird. Weitere Informationen dazu unter www.pathardi-verein-hamburg.de
Autor: Matthias Schatz