Weihnachten im Kloster

Geteilte Weihnachtsfreude

Das Kloster Huysburg im Schnee

Foto: Kloster Huysburg und U.Schrader/Halberstadt

Ein Weihnachtsidyll: das Kloster Huysburg bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt

Im Benediktinerkloster Huysburg verbringen Menschen zusammen die Feiertage, die sonst allein wären. Sie genießen die Gebete, die Gespräche und die Stille – und entdecken vieles, was sie miteinander verbindet.

Monika Stoehr freut sich auf Weihnachten. Sie wird am Heiligabend ohne Familie und Freunde sein, aber nicht allein und schon gar nicht einsam. Sie ist eine von über fünfzig Gästen im Benediktinerkloster Huysburg bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt.

Stoehr feiert Weihnachten im Kloster, „weil ich kaum noch Familie habe und auch keine engeren Freunde oder Bekannte, die – so wie ich – ohne Familie sind“, sagt sie. Die 67-Jährige ist freiberufliche Referentin für Nachhaltigkeitsmanagement und bereitet sich gerade auf den Ruhestand vor.

Monika Stoehr
Monika Stoehr ist Referentin für Nachhaltigkeitsmanagement und feiert zum zweiten Mal Weihnachten auf der Huysburg. Foto: privat

Früher war sie an Weihnachten oft im Kloster Bernried am Starnberger See zu Gast. Das Angebot dort hatte damals „einen gewissen Seltenheitswert“, wie sie sagt. Als sie im vergangenen Jahr nach einem Ort für die Weihnachtstage suchte, freute sie sich sehr, dass es inzwischen mehr Angebote in Klöstern gibt. Nun verbringt sie schon das zweite Weihnachtsfest auf der Huysburg.

Mittlerweile bieten einige katholische Gemeinschaften Weihnachten im Kloster an. Auf der Internetseite der Deutschen Ordensobernkonferenz finden sich ein Dutzend Angebote, darunter das der Benediktiner auf der Huysburg. „Über lange Jahre hatten wir unser Gästehaus über Weihnachten geschlossen“, sagt Bruder Jakobus Wilhelm, der Prior der Benediktiner und Rektor des Gästehauses. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten auch Zeit für ihre Familien haben können. „Aber“, sagt er, „die Nachfrage war sehr groß und auch der Wunsch, die Tage mit uns zu begehen.“ Und das Personal im Gästehaus unterstütze das ausdrücklich.

Schon Mitte November waren die Zimmer für Weihnachten ausgebucht und es gibt eine Warteliste. Neben wenigen Paaren haben sich vorwiegend Einzelpersonen angemeldet. Die meisten von ihnen verbindet, dass sie „wegen der Gebetszeiten zu uns ins Kloster kommen. Und auch, weil sie etwas Stilleres suchen“, erklärt Bruder Jakobus.

„Ich schätze die christliche Orientierung“

„Wir haben ein Format, das genügend Offenheit hat“, sagt er. „Es gibt kein festes Programm von morgens bis abends.“ Zu den gemeinsamen Programmpunkten zählen der Beginn und das Kennenlernen am 23. Dezember. „Jede und jeder hat Zeit für sich“, sagt Bruder Jakobus. Das nutzen viele Gäste für Spaziergänge. Denn das Kloster auf dem Huy – so heißt der Berg – ist von Wald und Wanderwegen umgeben.

Ansonsten seien das Stundengebet und die festlichen Gottesdienste „wie ein Rahmen“, sagt Bruder Jakobus. Daran kann man sich halten, wenn man möchte. Monika Stoehr ist gerade das wichtig: „Ich schätze bei einem Angebot im Kloster die christliche Orientierung, also dass man zum Beispiel die Kloster-Gottesdienste mitfeiern kann.“ Genauso gefällt ihr, „dass es nicht dogmatisch zugeht“, wie sie sagt: „Da war kein Zwang, zu nachtschlafender Zeit aufzustehen und zur ersten Gebetszeit zu kommen.“ Es sei im vergangenen Jahr keine Strichliste geführt worden wie im Konfirmandenunterricht: „Es war alles sehr entspannt und entspannend.“

Obwohl sich die meisten Gäste nicht kannten, erlebte Stoehr, dass sich eine Verbundenheit und eine „vertrauensvolle, familiäre Atmosphäre“ entwickelten: „Wir haben oft in kleinen Grüppchen gesessen und über Gott und die Welt geredet. Das waren manchmal auch tiefe Gespräche und ich fand das sehr bereichernd.“

Unter den Gästen gab es einige Witwen und Witwer. Manche von ihnen lebten noch nicht lange allein. Bruder Jakobus erzählt, dass ihm aufgefallen sei, dass sich „Gäste mit ähnlichen Schicksalen zusammengetan und sich gegenseitig unterstützt haben“.

Bruder Jakobus Wilhelm
Bruder Jakobus Wilhelm ist Prior der Benediktiner und Rektor des Gästehauses auf der Huysburg.
Foto: Kloster Huysburg und. U.Schrader/Halberstadt

Schön fand Stoehr, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selber Angebote entwickelt haben. „Es waren Menschen dabei, die Flöte und Klavier spielen konnten, und dann war schnell ein kleines Konzert in diesem wunderschönen historischen Kaminsaal organisiert“, erzählt sie.

Ist Weihnachten also auch im Kloster ein Fest der Liebe? „Im Prinzip haben alle, die dort zusammengekommen sind, einander einen Liebesdienst getan, jeder auf seine Weise“, sagt Monika Stoehr. Bruder Jakobus drückt es so aus: „Unsere große Überschrift als Benediktinerkloster ist ja Gastfreundschaft.“ Er glaube schon, „dass sich die Leute bei uns gut aufgehoben wissen und dass sie sich dann auch mit der Botschaft des Weihnachtsfestes befassen können. Und die lautet ja: Gott wird Mensch, weil er uns erstaunlicherweise ganz nah sein will.“

„Es bereichert unser Fest“

Weihnachten auf der Huysburg ist schon sehr intensiv, findet Bruder Jakobus. In der Klosterkirche steht eine große Krippe. Der Benediktiner hat schon all die weihnachtlichen gregorianischen Gesänge geübt, die er zu den Gebetszeiten vorträgt.

Und was haben er und seine Mitbrüder von der großen Feier? „Es bereichert unser Weihnachtsfest, wenn wir erleben, wie andere Menschen die Weihnachtsfreude teilen“, sagt Bruder Jakobus Wilhelm. Und: „Es ist mehr Weihnachtsfreude, als wenn wir alleine feiern würden.“

Barbara Dreiling