Jugendarbeit in Stavern

Gottesdienst auf der Baustelle

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Was ist mir heilig? Familie? Freunde? Erfolg? Wofür wäre ich bereit zu kämpfen? Darum ging es im Jugendgottesdienst, der in der leer geräumten Pfarrkirche St. Michael in Stavern gefeiert wurde.


Die Jugendlichen feierten im Altarraum der leer geräumten Kirche den Jugendgottesdienst. Foto: Anna Solbach

Die Bänke sind noch nicht wieder im Raum, die Kirche ist sozusagen leer. Die Jugendlichen haben die Stufen im Altarraum mit Decken gepolstert und sitzen darauf. Bunte Lichtstrahlen treffen auf dem Boden auf und ein Laptop ist angeschaltet. Man hört leise Musik – die macht Theresia Wilkens, die im Hintergrund Keyboard spielt. „Dann beginnen wir mit dem ersten Lied“, sagt Gemeindeassistentin Jule Laug vom Vorbereitungsteam und stimmt „Ihr seid nicht umsonst gekommen“ an. Der Gottesdienst beginnt.

„Eine leere Kirche erlebte ich in meiner Biografie nur einmal“, sagt Pfarrer Bernhard Horstmann in der Einführung zum Gottesdienst. Denn meistens werden die Kirchen nur alle 30 Jahre renoviert. Es ist Horstmanns Idee, den Jugendgottesdienst in „der Baustelle Kirche“ statt im Jugendheim in Stavern zu feiern. „Uns ist wichtig, darauf den Hauptakzent zu setzen“, erläutert er im Vorfeld. Denn nicht eine Renovierung ist das Besondere, sondern der Gottesdienst in der Kirche, die noch eine Baustelle ist.

Sich selbst fragen:Was ist mir heilig?

Was ist Dir heilig? Diese Frage stellt das Vorbereitungsteam, das den Jugendgottesdienst in der St.-Michael-Kirche geplant hat. Es ist ein Thema, das viele junge Menschen bewegt. Poetry-Slammer, Rapper und Songwriter Marco Michalzik aus Darmstadt hat sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt und einen Text dazu geschrieben. Auf Youtube wurde sein Poetry-Slam-Beitrag über 221 000-mal angeklickt.

Gemeindeassistentin Jule Laug schaltet den Youtube-Beitrag von Marco Michalzik nun ein. Die jungen Menschen hören konzentriert zu.  „Woran denkst du, wenn du aufwachst am Morgen? Nein, ich meine vor dem Terminstress, den Planungen, den Sorgen. Woran denkst du? Was ist dir wichtig? Oder vielleicht könnte ich eher sagen, was lässt dein Herz schneller schlagen? Welche Sachen, Dinge oder Menschen. Wofür wärest du bereit zu kämpfen?“

Den Jugendgottesdienst in der „Baustelle Kirche“ hat Gemeindeassistentin Jule Laug gemeinsam mit Theresa Wilkens, Jana Rolfes und Tobias Brunsen vorbereitet. Im Vorfeld wurden Jugendliche gebeten, Gegenstände mitzubringen, die ihnen besonders wichtig sind. Ein Freundschaftsband, eine Uhr vom Patenonkel zum 18. Geburtstag, ein kleines Kreuz mit Ecken und Kanten und ein „Engel to Go“ zur Silberhochzeit sind einige Beispiele. „Weil Freundschaft und Familie mir heilig sind“, so die Begründung dazu.

„Die Leidenschaft Gottes ist der Mensch“, betont Pfarrer Bernhard Horstmann in seiner Predigt. Er selbst hat eine hochwertige Kamera und ein Fotobuch mit Bildern von seinen Reisen mitgebracht. Klar, sagt er, dass nicht die Gegenstände ihm so wichtig sind, sondern die Menschen, die hinter den Symbolen stehen.

Anna Solbach