Grünes Licht am Lehrerzimmer
Was macht eine gute Schule aus? Wo gibt es Probleme? Und wie können sie technisch gelöst werden? Erstmals sind Schülerinnen und Schüler am Mainzer Theresianum diesen Fragen in einer Ideenwerkstatt nachgegangen. Von Karin Weber.
Kabel und Kippschalter, Sensoreinheiten und Schrittmotoren liegen griffbereit. Julia Meng, Alexandra Zadilska und Tianmu Wang haben bereits Soft- und Hardware ausgeklügelt und einige Bauteile programmiert. Nun bauen sie an einem Kasten aus Pappe, Herzstück ihrer „Pflasterspende-Maschine“. Im Computerraum entwickeln sie und weitere Oberstufenschüler intelligente Systeme, um ihre Schule noch besser zu machen.
Eigenständig und kreativ arbeiten im Team
Denkanstöße, um Probleme im Schulumfeld mit digitaler Technik zu lösen, gibt es einige. So tüfteln Jugendliche an einer elektronischen Infotafel, die schon in der Schule anzeigt, wann der nächste Bus fährt. Andere diskutieren lebhaft über eine automatisierte Bühnenbeleuchtung, die auf Geräusche und Musik reagieren soll. „Wir sind fast fertig mit unserem System, wir müssen nur noch ein Gehäuse bauen“, erklärt ein Schüler. Mit seinem Team möchte er eine „LAT“ – eine Lehreranwesenheitstafel – vor dem Lehrerzimmer installieren. Ist ein Pädagoge anwesend, leuchtet ein grünes Licht neben dessen Namen auf. „Wir haben immer einen riesigen Andrang vor dem Lehrerzimmer. Mit unserem Prototypen könnte man ganz einfach nachsehen, wer überhaupt drinnen ist“, sagt der Oberstufenschüler.
Eine andere Arbeitsgruppe möchte mittels Gesichtserkennung verhindern, dass Schüler der Mittelstufe während der Pause das Schulgelände verlassen. In ein zentrales Schloss-Steuerungssystem könnte eingegeben werden, welcher Schüler welche Rechte hat. Ist der Schüler mittels Gesichtserkennung identifiziert, öffnen sich Türen oder Schließfächer automatisch, andere bleiben zu. „Datentechnisch ist das an unserer Schule natürlich undenkbar“, sagt Informatiklehrer Martin Hühne, der das Projekt betreut. Diese Frage stehe aber nicht im Raum. Denn beim Entwickeln der Prototypen geht es in erster Linie darum, Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und eigenständig Lösungsansätze zu entwickeln. In Werkstattatmosphäre können sich die Jugendlichen digitale und technologische Fähigkeiten aneignen. Kreatives Arbeiten im Team ist dabei genauso wichtig wie programmieren, logisches Denken oder gutes Zeichnen. Daher ist das Projekt offen für alle Interessierten, nicht nur für Informatik-Freaks.
Unterstützt werden die Arbeitsgruppen von außerschulischen Mentorinnen und Mentoren. Es sind Studierende der Fachrichtungen Informatik, Maschinenbau, Mechatronik und Elektrotechnik, die im Rahmen der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ an die Schule gekommen sind. Mitgebracht haben sie einige gut gefüllte Materialkoffer. Somit stehen den Oberstufenschülern neben Unterstützung beim Tüfteln viele technische Hilfsmittel wie Lötkolben oder Mikrocontroller zur Verfügung.
„Wir hätten 15 Minuten Zeit gespart“
„Einige Ideen sind sehr vielversprechend für die Praxis“, sagt Martin Hühne. Etwa die Anzeigetafel vor dem Lehrerzimmer oder der Pflasterspender. „Wir werden immer wieder aus dem Unterricht gerufen, nur weil Leute ein Pflaster brauchen“, erzählen Julia Meng und Alexandra Zadilska. Etwa eine Viertelstunde sind die beiden Schulsanitäter dann mit Ausgabe und Dokumentation beschäftigt und verpassen in dieser Zeit Unterrichtsstoff. In das neu entwickelte Gerät könnten Verletzte ihre Schülernummer eingeben und sofort ein passendes Pflaster erhalten. Gleichzeitig könnte alles automatisch dokumentiert werden. „Mit unserem Prototypen hätten wir 15 Minuten Zeit gespart!“