Katholische Frauengemeinschaft im Bistum Limburg
Gut aufgehoben

Die Katholische Frauengemeinschaft im Bistum Limburg geht neue Wege – mit dem Projekt „Balance in meinem Leben ... und was die kfd damit zu tun hat“. Das Ziel: einen Ort des Wohlfühlens schaffen. Von Kerstin Kaminsky.

Erinnerungen an ihre kfd-Aktivitäten. Foto: Kerstin Kaminsky
Vor 90 Jahren zählte die Diözese Limburg zusammen mit Köln, Münster und Paderborn und anderen zu den ersten Unterzeichnerinnen des neu gegründeten Zentralverbandes der Müttervereine. Nach einer erzwungenen Schließung unter dem Nazi-Regime wurde die Interessenvertretung nach dem Krieg als Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) wiederbelebt. Seit nunmehr 25 Jahren ist Diözesanreferentin Anna Maria Kremer das Gesicht (und auch das Herz) der kfd Limburg.
„Als ich im Jahr 1993 meine Stelle antrat, gehörten bistumsweit rund 10 000 Frauen der kfd an“, erinnert sich die heute 62-jährige Religionspädagogin. Dass die Zahl der Mitglieder inzwischen auf gut ein Drittel geschrumpft ist, sei in erster Linie dem demografischen Wandel geschuldet. Zudem führe sogar eines der originären Ziele der kfd – nämlich dass Frauen in den Beruf zurückkehren, sobald die Kinder aus dem Gröbsten raus sind – zu Nachwuchsproblemen.
In Pfarreien Impulse setzen
Damit die kfd in den Gemeinden wieder an Bedeutung gewinnt, hat der Diözesanvorstand das Projekt „Balance in meinem Leben … und was die kfd damit zu tun haben könnte“ ins Leben gerufen. Ganz im Sinne von „Mehr als du siehst“, dem Motto für die Kirchenentwicklung, wollen die Vorstandsfrauen beim Besuch der Pfarreien vor Ort Impulse setzen, mit den Frauen die Angebote der kfd in den Blick nehmen und unter der Überschrift „Balance“ weitere Themen erarbeiten. „Frauen jeden Alters sollen sich bei uns aufgehoben fühlen und erfahren, dass unsere Gemeinschaft trägt“, erklärt Anna Maria Kremer das Ziel. Ein Beispiel: Wenn Frauen sich generationsübergreifend ergänzen, könnten jüngere, von Job und Familie strapazierte Mütter mit Hilfe von „Leihomis“ mal eine Auszeit nehmen. Die Seniorinnen hingegen fänden durch diese sinnvolle Aufgabe Bestätigung und könnten – gerade wenn sie sonst nur wenig soziale Kontakte pflegen – ein Stückchen aus ihrer Isolation herauskommen.
Anna Maria Kremer bedauert, dass gerade die jüngeren Katholikinnen oft gar nicht recht wissen, was die Mitgliedschaft in der kfd ihnen bringen könnte. „Wir Frauen beschäftigen uns mit anderen Themen, setzten andere Schwerpunkte, können uns untereinander anders öffnen und pflegen letztendlich auch einen anderen sprachlichen Umgang, wenn wir zum Beispiel in Wortgottesdiensten unter uns sind“, fasst die kfd-Diözesanreferentin zusammen.
Neben diesen „Wohlfühlaspekten“ biete der kfd Diözesanverband Limburg ein umfangreiches Bildungsprogramm. „Als ich 1993 mit der kfd-Arbeit begann, reichte eine Schreibmaschinenseite, um unsere Angebote aufzuführen – heute gibt es ein kleines Heft“, so die Referentin stolz. Das Spektrum reicht von Spiritualität und Glauben über die Bedeutung von Frauen in Kirche und Gesellschaft bis hin zu einem bunten Themenstrauß zur Lebensgestaltung und dem Miteinander der Generationen. Auch gemeinsame Reisen stehen auf dem Programm der kfd-Frauen. Für Juni nächsten Jahres ist zum Beispiel eine Fahrt nach Flandern geplant.
„Von Anfang an sah ich meine Aufgabe vor allem in den verschiedenen Pfarrgruppen vor Ort statt am Schreibtisch des Limburger kfd-Büros“, erzählt Anna Marie Kremer. Über ihre Vortragstätigkeit hinaus engagiert sich die Theologin vor allem als geistliche Begleiterin der Frauen. Dankbar erinnert sie sich an den kürzlich verstorbenen Dr. Ernst Leuninger, der seinerzeit als ihr Dezernatsleiter befürwortete, dass die kfd eine geistliche Begleiterin haben soll.
Gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche
Die kfd setzt sich unter anderem für die gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche ein. „Wir können uns zum Beispiel auf die Fahne schreiben, dass Mädchen als Messdienerinnen zugelassen wurden“, verdeutlicht die Diözesanreferentin. Allerdings sei sie zu Beginn ihrer Tätigkeit im Jahr 1993 noch deutlich zuversichtlicher gewesen, dass es nicht mehr lange dauern könne, bis auch weibliche Theologen die Priesterweihe empfangen. „Unserer Kirche gehen viele Begabungen und Talente verloren, weil Frauen nicht in Ämter gelassen werden“ moniert sie. Prompt kommt ihr Maria Magdalena in den Sinn. „Maria von Magdala ist laut Bibel die erste Auferstehungszeugin. Sie war von Jesus selbst zur Verkündung dieses für die Christenheit so entscheidenden Ereignisses bevollmächtigt.“ Das wurde allerdings über viele Jahrhunderte von der Kirche bestritten. Erst vor etwa zwei Jahren hat Papst Franziskus den Feiertag der heiligen Maria Magdalena zum Hochfest der katholischen Kirche erklärt.
Bis Anna Maria Kremer in ein paar Jahren ihr aktives Berufsleben beendet, wird die Frage nach dem Diakonat der Frau sicherlich noch nicht entschieden sein. Doch ist die kfd-Frau gutes Mutes, dass es der katholischen Frauengemeinschaft bis dahin gelungen sein wird, wieder mehr in den Pfarreien präsent zu sein, als das heute der Fall ist.