Gutes bleibt – tatsächlich
Die Einschränkungen durch die Corona-Krise mögen den Blick auf die Welt und unser Verhalten auch zum Besseren wenden – das zeigt die Resonanz auf den Aufruf des Erzbischofs, ihm mitzuteilen, wie diese Zeit erlebt wird.
„Unser positivstes Erlebnis waren die insgesamt 58 Abende, an denen wir gemeinsam mit der ganzen Nachbarschaft gesungen haben – mit großem Abstand zwischen uns.“ Und weil dies soviel Spaß gemacht und gut getan habe, soll dies nun auch nach der Kontakteinschränkung in loser Form beibehalten werden, berichtet ein Ehepaar aus Bredstedt. Es ist eine der vielen Antworten, die Erzbischof Stefan Heße erhalten hat, nachdem er zu Pfingsten alle Katholiken im Erzbistum unter der Überschrift „Gutes bleibt“ gebeten hatte, ihm mitzuteilen, wie sie die Zeit der Corona-Pandemie erleben. Dieses wie auch nahezu alle anderen Erlebnisse unterstreichen einen Punkt, den der Erzbischof auch in seiner Predigt an Fronleichnam hervorhob: „Wir sehnen uns nach Beziehung und vermissen sie jetzt in der gewohnten Weise sehr.“
Da freut sich eine 89-Jährige Dame ungemein über Anrufe, weil sie, zumal einer sogenannten Risikogruppe zugehörig, unter der Einsamkeit leidet. Andere berichten, über ihre Freude, nun wieder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Auch Dankbarkeit für besonderes Engagement von Lehrern wird ausgedrückt. Oder für die Hilfsbereitschaft junger Menschen. Andere wiederum freuten sich darüber, wieder mehr Zeit für sich zu haben, mehr Bücher zu lesen. Sie schätzten, dass auch die Kreativität angeregt wurde, und sei es auch aus der Not heraus.
„Diese Zeit hat in unseren Gemeinden viele neue, kreative Ideen entwickeln lassen, und ich würde mir wünschen diesen neuen Weg der Glaubensverkündigung mit in die Zukunft zu nehmen“, schreibt eine 77-Jährige Dame. Da sie aufgrund einer Erkrankung nicht mehr am aktiven Leben in der Gemeinde teilnehmen könne, habe sie gelernt, „wie wichtig die Verkündigung durch die Medien sein kann“.
Rückbesinnung auf den Glauben
Einem Ehepaar fehlte es, wie wohl vielen, den sonntäglichen Gottesdienst in der Kirche zu feiern – „nicht als Gewohnheit, sonderns als Bedürfnis“. Ein bekannter Pfarrer bot sich ihnen an, den Gottesdienst in ihrem Wohnzimmer zu zelebrieren. „Wir stimmten freudig zu, nicht ahnend, dass jeder folgende Gottesdienst mindestens zwei Stunden dauern würde.“
Auch eine Rück- oder Neubesinnung auf den Glauben und die Kirche kommt in den Rückmeldungen zum Ausdruck. So habe die Krise gelehrt, sich mehr auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, nämlich das „Horchen auf Gottes Stimme und nicht auf die vielen lauten Stimmen und Meinungen der unterschiedlichen Zeitgeister!“ Und in einem weiteren Schreiben heißt es: „Vielleicht werden wir eines Tages auf diese Zeit zurückschauen und sagen, es hat unseren Blick auf die Welt, auf Gottes Schöpfung verändert und zum Besseren gewendet. Und wir sind sooo dankbar, dass es ‚nur‘ Corona ist und keine kriegerische Auseinandersetzung, die wir durchleben müssen.“
Eine Auswahl der Rückmeldungen ist im Internet zu lesen unter https://www.weil-gutes-bleibt.de/category/geschichten/
Text: Matthias Schatz