Bund der Deutschen Katholischen Jugend feiert Geburtstag

Heftige Debatten gehören dazu

Image

Jugendbischof Johannes Wübbe würdigt den BDKJ als wertvollen "Player der Jugendarbeit": Der Dachverband feiert seinen 75. Geburststag.

Foto: kna/Rudolf Wichert
Katholisch und politisch aktiv: Jugendliche mit einer Fahne des BDKJ bei einer Demonstration für mehr Umwelt- und Klimaschutz vor der Weltklimakonferenz 2017 in Bonn. Foto: kna/Rudolf Wichert


Jugend engagiert sich, Jugend begehrt auf, Jugend revoltiert - viele Umbrüche in der Geschichte wurden durch eine starke und in ihren Zielen zumeist einige Jugendbewegung ermöglicht und ausgelöst. Dementsprechend sind junge aktive Stürmer und Dränger den alteingesessenen Potentaten auch oft genug der sprichwörtliche "Stachel im Fleisch".

So ist auch das Verhältnis der katholischen Kirche in Deutschland zu ihrer Jugend nicht immer spannungsfrei, was im neuen Grundsatzprogramm auch genau so benannt wird. Zwar verfolgen sie seit 2018 mit dem Synodalen Weg einen gemeinsamen Reformdialog. Dennoch kommt es abseits und teilweise auch auf diesem Weg immer wieder zu heftigen Debatten zwischen Kirchenvertretern und der Jugend - vertreten durch den Bund der Deutschen Katholischen Jugend, kurz: BDKJ. Seit 75 Jahren besteht der Dachverband, der 17 katholische Einzelverbände mit rund 660.000 Mitgleidern bündelt und ihnen bundesweit eine Stimme gibt.

Als "wertvollen Player der Jugendpastoral" würdigte Jugendbischof Johannes Wübbe den BDKJ zur Jubiläumsfeier am Samstag in Altenberg bei Köln und hob auch das Engagement jedes Einzelnen hervor. "Sie als Person und im Verband geben Menschen einen Ort, an dem diese Glauben erleben und gestalten dürfen, sich ernst genommen wissen und sich mit gesellschaftspolitischen und kirchlichen Fragen auseinandersetzen können."

Das gelte insbesondere für aktuelle Herausforderungen wie die Corona-Pandemie und den Ukrainekrieg, so der Osnabrücker Weihbischof weiter. "Neben der Forderung von Veränderungen, können Sie mit Ihrem Wissen über die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen ganz konkret da sein und Angebote für junge Menschen schaffen, die ebendiese Themen aufgreifen. Hier möchte ich Sie ermutigen, solche Angebote zu schaffen, zu den Herausforderungen der Pandemie und des Kriegs thematisch zu arbeiten und beispielsweise die Integration von jungen Geflüchteten in Gruppenstunden und Ferienfreizeiten vorzubereiten."
 

Gründung war keine Selbstverständlichkeit

Dabei war es damals, im Jahr 1947, durchaus nicht selbstverständlich, dass ein solch zentraler katholischer Jugendverband entstehen konnte. Die Aufhebung aller unabhängigen Jugendvereine beziehungsweise deren Überführung in die Hitler-Jugend durch die Nazis war allen katholischen Jugendvertretern nur allzu gut im Gedächtnis, als sie sich in Hardehausen bei Paderborn trafen. Zwar gab es keine Befürchtungen wegen einer erneuten Gleichschaltung, gleichwohl Sorgen wegen einer Zentralisierung der Jugendverbände.

Dass es dennoch zur Gründung des BDKJ kommen konnte, geht insbesondere auf den Münchner Prälaten Ludwig Wolker zurück. Der wegen seines Organisationstalents und seiner bayerischen Lebensart auch als "General" titulierte Geistliche setzte sich gegen alle Kritik mit seinem Ansatz "Einheit in Vielfalt" durch und wurde zudem zum ersten Bundespräses der Mannesjugend gewählt; damals noch getrennt von den Frauen, für die das Amt der Paderborner Priester Hermann Klens übernahm. Erst in den 1980er Jahren wurde diese Trennung aufgehoben.

Inzwischen haben sich die meisten kirchlichen Jugendgruppierungen unter dem gemeinsamen Dach zusammengefunden. Sie organisieren Gruppenstunden und Fahrten, beteiligen sich in der Jugendpastoral und leisten einen Beitrag zur Jugendbildung. Seit jeher steht der katholische Glaube im Vordergrund. Doch getreu dem Verbandsmotto "katholisch. politisch. aktiv." wurden schon früh auch politische Fragen in den Blick genommen - und das nicht immer in Einklang mit der Kirche.


Spannungen mit der Amtskirche

Erst kürzlich widersprach etwa Jugendbischof Wübbe einer BDKJ-Forderung nach Abschaffung des Paragrafen 219a zum Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche. Der Schutz des ungeborenen Lebens habe "uneingeschränkte Priorität", betonte der Weihbischof.

In seinem am Wochenende verabschiedeten neuen Grundsatzprogramm bekennt sich der BDKJ klar zur Botschaft des Evangeliums, lässt jedoch auch die Spannungen mit der Amtskirche nicht unerwähnt. Er dringt eindringlich auf grundlegende Reformen in der Kirche. So fordert er etwa mehr Demokratie und Mitbestimmung in der Kirche, mehr Rechte für Frauen, Kinder und Jugendliche sowie das Recht auf sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung.

Nach den Programmdebatten ging es zum Jubiläum aber auch ums Feiern im ehemaligen Zisterzienserkloster in Altenberg - mit vielen aktuellen und ehemaligen Engagierten. Außerdem wird eine neue Videoreihe veröffentlicht: 75 Videos beleuchten für jeden Tag einen anderen Aspekt der Geschichte der Jugendverbandsarbeit.

kna