Herausforderungen gemeistert
Der Start des Regelbetriebs an den Schulen verlief zwar hier und da etwas ruckelig, gelang aber im Großen und Ganzen. Überdies sorgte die Pandemie für Erkenntnisse, die den klassischen Stundenplan infrage stellen.
Kurz nach 8 Uhr morgens am Eingang der Domschule St. Marien in St. Georg. Die kommissarische Schulleiterin Marion Karg begrüßt ihre Schützlinge, fragt den einen oder die andere, wie es geht oder ob sie mit dem Lesetutor zurechtkommen. „Das hat sich infolge von Corona hier so eingebürgert. Vor den Sommerferien mussten wir darauf achten, dass jeder Schüler einzeln in das Gebäude kommt“, sagt sie. Das sei gut angekommen, es motiviere und so habe sie es beibehalten. „Eigentlich wollte ich das aber schon länger machen.“
An der Katholischen Grundschule St. Joseph in Wandsbek haben die Hygienevorschriften unter anderem zur Einrichtung eines „Servicepoint“ geführt, wo Eltern ihre Kinder abholen müssen. „Das wird gut angenommen. Überhaupt freut sich Schulleiter Sebastian Stahlberg über „die große Kooperation“ der Eltern.
Der Regelbetrieb an den katholischen Schulen „funktioniert ganz gut“, sagt Christopher Haep, Leiter der Abteilung Schulen und Hochschulen im Erzbistum. Natürlich sei es hier und da anfangs noch „etwas ruckelig“ gewesen und die Einschränkungen etwa durch Wege- und Abstandsregelungen und Aufteilungen in Kohorten seien eine Herausforderung. So hätten auch die Zeiten für das Mittagessen neu geregelt werden müssen, da nur begrenzte Gruppen in der Kantine gleichzeitig essen könnten. An der Domschule sei diesbezüglich eine Lösung noch in Arbeit, stehe aber kurz bevor, berichtet Karg.
Nur zwei von über 140 Verdachtsfällen positiv
Zugenommen hat laut Haep die Arbeitslast der Lehrer. Das liege auch an den Verdachtsfällen, bei denen die katholischen Schulen sehr streng vorgingen. Schüler und auch Lehrer, die Kontakt mit den betreffenden Personen hatten, müssen in Quarantäne und sich testen lassen. Das bedingt Unterrichtsausfälle. Seit Ende der Sommerferien hat es über 140 Verdachtsfälle gegeben, von denen aber nur zwei positiv ausfielen. „Bislang konnten wir Ausfälle meistens recht gut auffangen, aber solche Umstände werden uns sicherlich auch in der näheren Zukunft noch begleiten“, sagt Haep. „Wir fahren weiter auf Sicht und müssen sehen, wie sich das Krankheitsgeschehen in Hamburg entwickelt, um dann entsprechend zu reagieren.“ Sebastian Stahlberg fürchtet allerdings, im Herbst könne deswegen das Personal knapp werden.
„Sehr positiv“ ist Haep angetan von dem durch die Pandemie verursachten Schub bei der Digitalisierung. „Sie schreitet in allen unseren Schulformen und Einrichtungen voran.“ Mit Mitteln aus dem Digitalisierungspakt werden jetzt 1000 Endgeräte bestellt. Dann sollten alle der 7 500 Schüler an den katholischen Bildungseinrichtungen digital ausgerüstet sein.
Die Verlagerung auf digital vermittelte Lehrinhalte hat zudem den Anstoß zur Entwicklung sogenannter hybrider Unterrichtsformate gegeben, die künftig Gewicht bekommen könnten. „Wir haben gesehen, dass dies Möglichkeiten zur Individualisierung und Flexibilisierung bietet. Man ist nicht mehr unbedingt an das Schema des traditionellen Stundenplans gebunden“, sagt Haep. So könnten Schüler Aufgaben am Anfang der Woche bekommen und müssten sie dann zu einem anderen Termin in der Woche abliefern. Wann und wo sie sich damit beschäftigten, sei ihnen überlassen. „Das führt zu mehr Eigenständigkeit“, so Haep. Zudem seien so bei einigen Schülern Fähigkeiten – etwa im strukturellen Denken – hervorgetreten, die im klassischen Präsenzunterricht nicht hätten deutlich werden können.
Schulgemeinschaften wachsen zusammen
Nicht zuletzt hat die Digitalisierung laut Haep an einigen Schulen zu einer höheren Effizienz bei der Kommunikation geführt. Sebastian Stahlberg berichtet beispielsweise, dass an Elternabenden und Informationsveranstaltungen nun im Netz teilgenommen werden kann. In der Katholischen Schule St. Joseph sei dazu aus den Mitteln des Digitalisierungspakts sogar eine neue Audio- und Videoanlage installiert worden. „Aber auch die Terminabstimmung unter den Lehrern und zwischen Eltern und Lehrern erfolge schneller und unkomplizierter, sagt er. „Wir haben zu Anfang der Pandemie ein Krisenteam gebildet, um schnell reagieren zu können. Da hat man gemerkt, dass das generell gut für die Arbeit ist.“ Stellenweise seien Schulgemeinschaften infolge der Pandemie stärker zusammengewachsen, weiß Haep. Und eben das zeigt sich auch in der morgendlichen Begrüßung der Schüler durch Marion Karg.
Text u. Foto: Matthias Schatz