Historisch bedeutsam
Bücher des 16. bis 18. Jahrhunderts aus der ehemaligen Diözesanbibliothek werden derzeit dokumentiert. Später sollen sie in professionelle Hände gegeben und damit der Forschung und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
„M.DC.XV“ steht in roten Lettern auf der angegilbten Titelseite geschrieben. Nach römischer Zählweise 1615. In diesem Jahr erschien der ledergebundene Band mit dem Kommentar des niederländischen Theologen Guilielmus Estius zu einem Teil der „Summe der Theologie“ von Thomas von Aquin. Es ist eines der auffälligsten Bücher aus dem historisch nennenswerten Bestand der ehemaligen Diözesanbibliothek, der nun dokumentiert wird. „Wir konnten jetzt erst genug Kräfte dafür bündeln“, sagt Burkhard Conrad, Referent für Hochschule, Hochschulpastoral und Erwachsenenbildung in der Abteilung Schule und Hochschule.
Die archivierten Bände der Bibliothek umfassen nach Conrads Angaben „einige hundert Bücher“. Gelagert wurden und werden sie noch kühl und trocken in knapp 90 Kartons, damit sie keinen Schaden nehmen. Der Ort ist nur wenigen Beteiligten bekannt, um unerwünschten Besuch fernzuhalten.
Fotografien halten den Zustand der Bände fest
Der Bestand wird nicht nur auf Karteikarten festgehalten, sondern auch fotografisch. Conrad zur Seite stehen dafür Kathrin Erbe und Christoph Haake sowie Christian Werding vom Archiv. Durch die Fotografien werde auch ein Eindruck vom Zustand der Bände festgehalten. „Dabei wird nicht das ganze Buch abfotografiert, sondern nur der Einband und einige Seiten.“ Rund die Hälfte der Bücher ist derzeit auf diese Weise erfasst worden. Einige der ältesten Bände stammen aus der Zeit um 1500. Die jüngsten Exemplare datieren auf das Ende des 18. Jahrhunderts. Viele Bände enthielten Schriften der Kirchenväter, aber auch Werke von Homer, berichtet Conrad. Darüber hinaus fänden sich darunter Bibeln und theologische Schriften. „Einige Bücher haben auch einen direkten Bezug zur Hamburger Geschichte“, sagt Conrad, sie enthielten sogar geografische Karten.
Wer sie wo erstand und mit nach Hamburg brachte, wo katholisches Leben im Zuge der Reformation weitgehend verdrängt wurde, oder wer sie wo in der Hansestadt erwarb, steht meist nicht fest. „Wir wollen daher die Bände in professionelle Hände geben, die mit solchen historischen Quellen Erfahrung haben“, sagt Conrad. Sie sollen also Forschern zugänglich gemacht werden, aber auch einer breiteren Öffentlichkeit. Dies freilich als Leihgabe, Besitzer solle weiterhin das Erzbistum bleiben.
Text: Matthias Schatz