Pilgerfahrt mit dem Fahrrad nach Trondheim im Mai

Ins Jerusalem des Nordens

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Im Mai soll wieder eine Pilgerfahrt mit dem Fahrrad nach Trondheim starten. Dazu lädt Pilgerseelsorger Christian Vornewald alle Interessierten ein.


Während der 2005 begonnenen Pilgerfahrt nach Trondheim sind die Teilnehmer in der Nähe des Vättersees bei Motala in Schweden unterwegs.    Fotos: Christian Vornewald

 

„Ich bin erfüllt davon, dass ich dabei war“, sagt Gudrun Wegener (73). „Zunächst war ich gar nicht so angetan vom norwegischen Trondheim und wäre mit dem Rad lieber nach Assisi und Rom ins warme Italien gefahren. Aber ich habe mich darauf eingelassen und bin sehr, sehr dankbar, dass ich das erleben konnte.“ Mit ihrem Mann Bernd (75) nahm Gudrun Wegener von 2005 an über vier Jahre hinweg an der Fahrrad-Pilgertour mit Pfarrer Christian Vornewald nach Trondheim teil. Nun soll vom 14. bis 21. Mai eine weitere Radpilgertour zum selben Wallfahrtsziel starten.
„Es ist vielleicht der schönste Pilgerweg, was das Erleben der Natur angeht, der stillste, denn wir radeln lange Strecken durch unberührte Natur mit ganz wenig Verkehr. Und es wird immer weiter dem Licht entgegen gehen. Denn wir sind gen Norden unterwegs, und von Tag zu Tag werden die Tage länger und die Nächte kürzer“, schwärmt Pfarrer Christian Vornewald aus Blankenburg in seiner Einladung zu der neuen Radpilgerreise. Radpilgerin Wegener aus Jena kann das nur bestätigen: „Der Weg führt durch herrliche Natur. Wir haben direkt am Meer oder an wunderbaren Seen Gottesdienste gefeiert. Das hat mich alles sehr berührt.“

Ziel ist der Nidarosdom in Trondheim mit dem Grab des heiligen Olaf.

Die Erfahrung des pilgernden Unterwegsseins in den Norden „soll uns zum Gleichnis werden“, sagt Pilgerseelsorger Vornewald: „Wir radeln dem Licht entgegen. Das geht zwar etwas schneller als zu Fuß, aber wir werden trotzdem nur kleine Schritte, nein: Tritte machen können.“ Darum werde es vier Jahre und vier Touren brauchen, um das „Jerusalem des Nordens“ zu erreichen.

Wallfahrtsort an der Grablege des heiligen Olaf
„Jerusalem des Nordens“ wird Trondheim seit dem Mittelalter genannt. Denn es gab lange Zeiten, in denen man den Pilgern im Norden sagte: „Ihr könnt nicht nach Jerusalem, hier ist euer Jerusalem, an der alten Grablege des heiligen Olaf.“ Christian Vornewald: „Vielleicht ist es auch eine schlichte Erinnerung, dass das große Ziel allen Lebens das himmlische Jerusalem ist! Dahin sind wir unterwegs!“ Und darauf gelte es sich einzulassen, täglich neu aufzubrechen, auf der Pilgertour und im Leben überhaupt.
Gudrun Wegener hat auch an Fahrten von Pfarrer Vornewald nach Santiago de Compostela und nach Assisi und Rom teilgenommen. Die Pilgertouren per Fahrrad haben sie nach eigenem Bekunden in ihrem Glauben wachsen lassen. „Wir haben bei der täglichen Eucharistiefeier  und beim Gebet immer wieder über Worte aus dem Evangelium gesprochen. Wir haben während des Fahrens über Gott nachgedacht, meditiert und unser eigenes Leben in den Blick genommen. Das alles hat mich in meinem Glauben bestärkt. Ich lebe daraus heute in meinem Alltag viel bewusster als früher.“
Eine große Hilfe bei den Touren sei die zunehmend wachsende Gemeinschaft, sagt Wegener. „Wenn es bei den Touren anstrengend wird, hilft und bestärkt man sich und trägt sich so gegenseitig.“ Sie habe nie gedacht, noch so viel Freude am Radfahren zu entwickeln.
Pfarrer Vornewald ist es vor den Touren immer auch wichtig, auf die Regeln hinzuweisen: „Wir achten immer auf den Schwächsten. Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wir sind Selbstverpfleger. Wir feiern täglich die Eucharistie und beten gemeinsam. Wenn möglich, sind wir Gäste in Gemeindehäusern oder Klöstern und teilen so den Glauben der Menschen in den Orten, in die wir kommen.“
Persönliche Sachen transportiert jeder selbst
Was für das einfache Übernachten nötig ist wie Schlafsack und –matte, müsse jeder dabei haben. Gefahren werde in Kleingruppen, die an jedem Morgen neu ausgelost werden. Ein Fahrzeug begleitet die Gruppe, wobei jeder seine persönlichen Sachen selbst auf dem Rad transportiert. Bis zu 25 Personen können mitfahren. Im Herbst gibt es ein Nachtreffen und im Frühjahr ein Vortreffen für das nächste Wegstück.
Gudrun Wegener jedenfalls sagt: „Ein Mitpilgern kann ich nur empfehlen.“ Sie selbst überlegt, ob sie sich 2023 nochmal einer neu startenden Tour anschließt.

Mehr Infos/Anmeldung bis 1. März bei Pfarrer Christian Vornewald: Helsunger Straße 40, 38889 Blankenburg; 0 39 44 / 23 10; vornewald@st-josef-blankenburg.de

Von Eckhard Pohl