Chor aus Hollage führt Oratorium „Adam" auf
Intensiv und wortgewaltig
Es soll ein außergewöhnliches musikalisches Ereignis werden: Der Chor „Cantarem“ aus Hollage will das Oratorium „Adam“ aufführen – ein Jahresprojekt, das jetzt mit einem Probenwochenende begonnen hat.
„Adam“ ist ein abendfüllendes Werk im Stil der neuen geistlichen Musik. Geschrieben hat es Gregor Linßen, einer der bekanntesten Komponisten dieses Genres. Das Oratorium beschäftigt sich mit der Suche nach dem richtigen Weg. Immer wieder stellt es die Grundfragen des Lebens: Was darf ich hoffen? Was kann ich wissen? Was ist der Mensch? Die Musik bezieht sich auf den Text, ist mal mitreißend, mal ruhig meditativ, mal fröhlich extrovertiert. Ein großer Chor, eine Band, ein Orchester und eine Solistengruppe werden am Ende auf der Bühne stehen.
Insofern hat sich der Chor „Cantarem“ aus Wallenhorst-Hollage viel vorgenommen zum 15. Geburtstag. Die wort- und bildgewaltige Inszenierung soll von rund 120 Sängern, Instrumentalisten und Schauspielern gestaltet werden. Angelegt ist das Projekt über ein Jahr. Es hat jetzt mit einem Probenwochenende in Thuine begonnen. Neben 70 Teilnehmern aus Hollage und Umgebung waren auch 23 Sängerinnen und Sänger aus dem Chor des Komponisten, „ChoralCanto“ aus Neuss, dabei und genossen die Gastfreundschaft der Thuiner Franziskanerinnen.
Immer den Wunsch, das Gesamtwerk aufzuführen
Kirchenmusikerin und Chorleiterin Maria Hartelt lernte das Oratorium 2003 bei einer Aufführung auf dem Evangelischen Kirchentag in Leipzig kennen. „Ich fand es musikalisch wie inhaltlich absolut beeindruckend. Danach hatte ich immer wieder Teile des Oratoriums mit meinem Chor erarbeitet und den Wunsch, irgendwann das gesamte Werk aufzuführen“, erzählt sie in einer Pause in der Aula der ehemaligen Berufsbildenden Schulen in Thuine.
Vor einem Jahr nahm Hartelt an der Musikwallfahrt des Bistums unter Leitung von Gregor Linßen teil und erlebte ihn nicht nur als herausragenden Musiker, sondern auch als mitreißenden Musikpädagogen. Für ihre Chöre, sagt sie, sei das ein sehr spannendes Projekt, um neue musikalische Erfahrungen zu machen, andere Sänger kennenzulernen und mit professionellen Musikern zusammenzuarbeiten. Auch Kinder und Jugendliche aus der Gemeinde Hollage wirken an der Aufführung mit. „Für die Sängerinnen und Sänger, die sonst in ihrer Gemeinde im Kirchenchor oder in einer Schola singen, ist es eine Chance, mal an etwas ganz Großem mitzuwirken“, sagt die Chorleiterin.
Genauso sieht es Gregor Linßen. „Es sind einfach tolle Projekte. Wo sonst singen so viele Menschen gemeinsam?“, meint der Komponist. Mit anderen zu singen – diese Erfahrung möchten auch die Studentinnen Theresa Niehaus und Christina Vedder nicht missen. Sie haben sich für den Workshop angemeldet – ohne Garantie, später an der Aufführung des Oratoriums beteiligt zu sein. Beide haben schon in Hartelts Jugendchor mitgesungen.
„Es ist anders als das, was man sonst singt"
Maria Hartelt erlebt die Workshops mit dem Komponisten als sehr inspirierend. „Es ist eine andere Art, mit der Stimme zu arbeiten“, stellt sie fest. Ulrike Schmitz aus Lechtingen sieht es als Herausforderung an, „etwas anderes zu singen als im Kirchenchor“. Das erlebt auch Kantor Reinhard Dopheide. „Es ist anders, als das, was man sonst singt. Ziemlich anstrengend, aber sehr anregend“, sagt er.
Die Probenarbeit ist in der Tat sehr intensiv. Als die Sänger nach der Pause wieder in der Aula versammelt sind, lässt Gregor Linßen sie immer wieder einen Satz singend wiederholen, damit er so klingt, wie er ihn hören will.
Das Besondere an Linßens Projekten ist, dass die Mitwirkenden in das deutschlandweite Netzwerk eingebunden sind und an jeder weiteren Aufführung des Oratoriums teilnehmen können. Die nächste Möglichkeit bietet sich bei der Musikwallfahrt im Jugendhaus Johannesburg in Papenburg mit dem abschließenden Konzert in Lingen, St. Bonifatius im Oktober 2020.
Elisabeth Tondera