Tag der offenen Moschee in Niedersachsen

"Jedes Leben zählt"

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Eine Frau und ein Mann stehen in einer Moschee
Nachweis

Foto: Thomas Osterfeld

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Yasin und Büsra Kabaktepe aus Osnabrück sind in jedem Jahr beim Tag der offenen Moschee dabei.

Am 3. Oktober ist in Niedersachsen Tag der offenen Moschee. Kerim Ocakdan, Vorsitzender des Islamverbandes Schura, äußert sich im Interview zu den Erwartungen der Moscheegemeinden, zur möglichen Teilnehmerzahl und zur Frage, welche Rolle der Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 haben könnte.

Die Moscheegemeinden in Niedersachsen blicken mit Vorfreude auf den „Tag der offenen Moschee“ am Donnerstag (3. Oktober). Vermutlich würden wegen der jüngsten mutmaßlich islamistischen Anschläge mehr Menschen als in den vergangenen Jahren die Besichtigungs- und Gesprächsangebote annehmen, sagte der Vorsitzende des Islamverbandes Schura Niedersachsen, Kerim Ocakdan, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seit dem Anschlag auf das World Trade Center in den USA am 9. September 2001 lasse sich dieses Muster beobachten: „Nach solchen schrecklichen Ereignissen sind die Moscheen immer voller.“

Herr Ocakdan, wie haben die Moscheegemeinden vor dem Hintergrund der jüngsten mutmaßlich islamistischen Attentate und der migrationskritischen Stimmung in Deutschland den Tag der offenen Moschee vorbereitet?

Wir freuen uns auf den Tag, denn er ist in jedem Jahr wichtig für uns, seit er vor 27 Jahren ins Leben gerufen wurde. Entsprechend intensiv wird er in den Schura-Gemeinden, aber auch in denen des türkischen Verbandes Ditib und den übrigen Moscheegemeinden in Niedersachsen vorbereitet. Bundesweit lautet das Motto dieses Mal „Jedes Leben zählt“. Dieses Thema haben wir nach den zahlreichen weltweiten Ereignissen festgelegt wie dem Ukrainekrieg, dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg, bei dem mehr als 40.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Jede Gemeinde will in erster Linie ihr Gemeindeleben zeigen und mit den Menschen ins Gespräch kommen. Wir wollen deutlich machen, dass der Islam eine Religion des Friedens und auf keinen Fall mit Islamismus gleichzusetzen ist.

Mit welcher Besucher-Resonanz rechnen Sie während der Veranstaltungen?

Seit dem Anschlag auf das World Trade Center in den USA am 9. September 2001 hat sich herauskristallisiert, dass die Moscheen nach solchen schrecklichen Ereignissen voller sind als sonst. Die Zahl der Besucher liegt in ganz Niedersachsen meist zwischen 3000 und 5000.

Mit welchen Fragen rechnen Sie? Werden der Islamismus in Deutschland oder der Überfall der Hamas, der sich am 7. Oktober jährt, Thema sein?

Ja, die Menschen kommen oft auch mit ihren Vorurteilen zu uns und wollen zum Beispiel wissen, ob wir die Hamas unterstützen. Es ist gut, wenn sie mit uns das Gespräch suchen. Wir haben dann die Chance, das richtigzustellen und deutlich zu machen, dass auch wir die Hamas als Terrorgruppe einstufen. Wir werden oft gefragt, ob wir uns vom Terror distanzieren. Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeglicher Form von Terrorismus. Das gilt für jede Art von Gewalt gegen Unschuldige. Wir sind ein Teil der deutschen Gesellschaft. Die meisten unserer Mitglieder sind in Deutschland geboren. Der Islam sagt, wer einen Menschen tötet, der tötet die gesamte Menschheit. Das versuchen wir den Menschen zu vermitteln. Allerdings passiert es auch immer, dass einige Menschen sich nicht von ihren Vorurteilen abbringen lassen.

Interview: Martina Schwager

Einen Beitrag über das Ehepaar Büsra und Yasin Kabaktepe, das sich am "Runden Tisch der Religionen" in Osnabrück engagiert, lesen Sie hier.