Wegekreuze und Grotten im Emsland: Heute von Bernd Büter
Jesus schaut dich an
Foto: Petra Diek-Münchow
„ ...man Gott un siene Obrigkeit, dei hollt hei wall in Ehrn,
un woar ein Krüß an’n Wäge steiht, lichtet hei sien Käppken gern!“ (Text ut denn Hümmelsken Bur)
An väle Stäen kann denn gläubigen Christ, wenn hei bi us dört Dörp föhrt, sienen Haut oder Müsse trecken. Eine ganze Riege Wägekrüse, Bildstöcke un Grotten kann hei hier finnen. Use Grotöllern un Öllern häbbt Krüse an Straoten, Feldwäge off midden in‘t Dörp upstellt. Väle häbbt Jaohrhunderte aowerstaohn.Sei bünt Tügen aower use religiöse Läben un Globen. Aber alle häbbt ehre Geschichte.
Geschichten van Mensken, van gaude un schlechte Tieten. Sei bünt ein Teiken van Bitten, Danken un Globen. Uck vandaoge noch werd sei as Stationen bi Andachten, Krüßwäge un Bittprozessionen upsöcht. So is dät uck vandaoge noch bi us in Erika. Bi usen Fietsenkrüßwech off Maiandacht föhr wi nao Lammers in dei Oberlangener Stroate.
Doar häff Gerhard Koop un siene Frau in dei 70er Joahren einen einfachen un schlichten Bildstock ut Holt upstellt.Unner ein Schutzdack höng ein Kruzifix. Gerhard Koop was Stellmaker un stammde gebürtig ut Ollenbärg.Nao sienen Dod häff sien Noaber Gerhard Lammers un siene Frau Thekla dät Hus mit denn Bildstock kofft.
Dät Hus van Koop gifft all lange nich mehr. Un woar fräuher dät Krüß stönd, häff dei Familie Lammers eine moie grote Grotte henbaut. Middendrin hangt ein grotet Beld van denn barmherzigen Jesus mit dei Inschrift: „Jesus, ich vertraue auf dich“. Dät besünnere an düssen Jesus is : Hei kick di immer an, egoal off du an dei Siete off in dei Midde vör üm steihs.
Inweiht is dei Grotte bi eine Maiandacht an denn 24. Mai 1998 dör Pastor Alfons Stroot, van Daoge Domkapitular. Bis vandaoge wott dei Anlage van Thekla Lammers pflegt un in Order hollen.
Wägekrüse un Grotten bünt ein Stück Kultur un Geschichte. Ät is nich genauch, dät man olle un neie Krüse pflegt un bewaohrt. Vullmehr mott dei Geschichte, dei achter jedet Krüß steiht, lebendig hollen weern.Eers dann könnt dei Krüse us helpen, dät wi ehren Sinn verstoaht : Sei bünt ein Teiken van usen Globen an’n Wech.
In dütt Gedicht könn wi dät noch maol läsen:
"Du geihs vörbie un süchs ät nich, trecks nich dien Haut un bäes uck nich
vört olle krüss an’n Wech. Büss alltied drock, häss gar kien Tied.
Weiss nich, dät dien Herr di süch van’t olle Krüsss an’n Wech."
Bernd Büter
Der Text auf Hochdeutsch:
„... Gott und seine Obrigkeit, die hält er wohl in Ehren,
und wo ein Kreuz am Wege steht, zieht er die Mütze gerne.
(Text aus „Hümmelske Bur)
An vielen Stellen kann der gläubige Christ den Hut oder seine Mütze ziehen, wenn er bei uns durch das Dorf fährt. Eine Reihe von Wegekreuzen, Bildstöcken und Grotten kann man hier finden. Unsere Großeltern und Eltern haben Kreuze an Straßen, Feldwegen oder mitten im Dorf aufgestellt. Viele Kreuze haben Jahrhunderte überstanden. Sie sind Zeugen unseres religiösen Lebens und Glaubens. Alle Denkmäler haben ihre Geschichte.
Das sind Geschichten von Menschen, von guten und schlechten Zeiten. Sie sind Zeichen von Bitten, Danken und Glauben. Heute noch dienen sie als Stationen bei Andachten, Kreuzwegen und Bittprozessionen. Bei uns in Haren/ Erika ist das heute noch so. Bei unserem Fahrradkreuzweg oder der Maiandacht fahren wir zur Grotte Lammers an der Oberlangener Straße.
Dort haben Gerhard Koop und seine Frau in den 70er Jahren einen einfachen und schlichten Bildstock aus Holz aufgestellt. Unter einem Schutzdach hing ein Kruzifix. Gerhard Koop war Stellmacher und stammte aus dem Nachbarort Altenberge. Nach seinem Tod haben seine Nachbarn Gerhard Lammers und seine Frau Thekla das Haus mit dem Bildstock gekauft.
Das Haus der Familie Koop gibt es schon lange nicht mehr. An dem Platz, an dem früher das Kreuz stand, hat die Familie Lammers eine schöne, große Grotte gebaut. In der Mitte hängt ein großes Bild vom barmherzigen Jesus mit der Inschrift: „Jesus, ich vertraue auf dich“. Das Besondere an diesem Jesus ist, er schaut den Betrachter immer an, egal ob er in der Mitte, an der Seite oder frontal vor dem Bild steht.
Am 24. Mai 1998 wurde die Grotte bei einer Maiandacht eingeweiht von Pastor Alfons Stroot, heute Domkapitular. Bis heute wird die Anlage um die Grotte von Thekla Lammers gepflegt.
Wegekreuze und Grotten sind ein Stück Kulturgeschichte. Es ist nicht genug, dass man alte und neue Kreuze pflegt und bewahrt. Vielmehr muss die Geschichte lebendig gehalten werden, die hinter jedem Kreuz steht. Erst dann können die Kreuze uns helfen, ihren Sinn zu verstehen. Sie sind ein Zeichen unseres Glaubens am Weg.
In diesem Gedicht können wir es noch einmal lesen:
"Du gehst vorbei und siehst es nicht, ziehst nicht deinen Hut und betest nicht vor dem alten Kreuz am Weg. Hast es immer eilig, hast gar keine Zeit.
Weißt nicht, dass dein Herr dich sieht, am alten Kreuz am Weg."
Bernd Büter