Jugend glaubt und predigt
Ökumene lebt: Beim ersten „Preacher-Slam“ in Hamburg traten junge Prediger in einen Wettstreit. Es gab einen Sieger. Aber am wichtigsten war die Botschaft: Es gibt noch Neues auf den Kanzeln unserer Kirchen.
„Wie sicher ist eigentlich das Amen in der Kirche?”, das fragte sich der angehende evangelische Pastor Lukas Klette (29) mit seiner originellen Geschichte, in der er nach einer missglückten Gemeinderatssitzung auf den Bahngleisen Hamburgs herumirrte. Klette war einer von acht jungen Poetinnen und Poeten, die sich in einem Predigt-Wettstreit, englisch: „Preacher Slam“ gegenüber standen.
Der Ort des Geschehens war bewusst gewählt: das Szene-Haus 73, Schulterblatt, im Hamburger-Schanzenviertel. Hier erwartet niemand eine fromme Veranstaltung. Trotzdem war der Saal mit 180 Gästen ausverkauft. In direkter Nachbarschaft zur „Roten Flora“ finden hier des öfteren sogenannte Poetry Slams statt. Poetry Slam, das ist Englisch und bedeutet „Dichterwettstreit“. Junge Dichter treten mit selbstgeschriebenen und vorgetragenen Texten innerhalb eines Zeitlimits von sieben Minuten gegeneinander an. Erlaubt sind nur Worte, Gestik und Mimik, keine Kostüme oder Musik. Dabei geht es meist um eher symbolische Preise, vor allem aber um Ruhm und Ehre. Bewertet werden die Texte auf einer Punkteskala von eins bis zehn von einer wahllos ausgewählten Publikumsjury.
So etwas funktioniert auch mit Predigttexten. „Preacher-Slams“ hat es bereits in anderen Städten Deutschlands gegeben.
Der erste „Preacher-Slam“ Hamburgs stand unter dem Motto „Yes, I believe”. Ja, ich glaube. Eine ökumenische Veranstaltung, organisiert durch das Erzbistum Hamburg und die katholische Jugend, sowie evangelische und freikirchliche Jugendverbände. Durch den Abend führte Moderator Hannes Wendt. Mit Unterhaltungscharakter kündigte er die Auftretenden an und verrechnete nach den Auftritten die Jury-Bewertungen.
Die erste Dichterin des „Preacher-Slams“ war Rina Meyer (20), sie legte mit ihrem Text ein Glaubensbekenntnis ab: „Ich glaube an den Mut.” Im Verlauf des Abends sprach Oskar Lenz (18) von seiner „Liebe des Lebens”, untergebracht in einem „Müll-Gleichnis”.
„Jungen Menschen eine Stimme geben“
Den Abend vervollständigten die Dichterinnen Mary und Monika Panzer, Jelena Döbel und Annika Pöhls. Musikalische Beiträge gab es in der Pause und danach von Julian Winter (21).
Gewonnen hat mit 79 von 80 möglichen Punkten der evangelische Vikar Jonas Göbel (29) mit seinem Text zum Thema: „Warum sieht uns Gott als Schafe?” Hier diskutierte er mit einem fiktiven Freund in humoristischer Darbietung darüber, warum das Menschenbild in der Bibel so ist, wie es ist.
„Wir wollen Ökumene schaffen und jungen Menschen eine Stimme geben”, sagt Leah Hamann (18) aus dem Organisationsteam der Veranstaltung. Und fast alle Zuhörer waren nachher der Ansicht: Es hat sich gelohnt.
Text: Alexander Schmitt