Junge Talente im Armenviertel

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In der kenianischen Metropole hilft Schwester Veronicah Njuguna Jugendlichen, sich selbst als Gruppe zu organisieren. Aber sie hat außerdem noch viele Aufgaben. Als Missiogast im Erzbistum Hamburg hat sie davon erzählt.


Eines der von Missio geförderten Jugendprojekte in Nairobi: der Tanzworkshop „Younib“. | Foto: Hartmut Schwarzbach/Missio

„Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“, dieser Satz aus dem Buch Jeremia ist Motto des Weltmissionssonntags am 23. Oktober, zu dem das Missionswerk Missio (www.missio.de) aufruft. In diesem Jahr ist das Beispielland Kenia. Das Land im Osten Afrikas gilt zwar als Musterland Afrikas, mit Sportstars, touristischen Reizen und einer positiven politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Trotzdem leben in Kenia viele Menschen in Not. Ein Drittel der Bevölkerung gilt als arm. Und diese Menschen leben vor allem in Slums in den Rändern der Großstädte wie Nairobi und Mombasa. Das Missionswerk Missio richtet den Blick vor allem auf diese Szenarien. Die katho-lische Kirche ist dort mit Sozialarbeitern aktiv, vor allem gefördert wird die Gemeinschaft und Fähigkeit zur Selbsthilfe. 

Wie das geht, davon berichtete Schwester Veronicah Njuguna während ihrer dreitägigen Reise ins Erzbistum Hamburg. „Ich bin eine missionsärztliche Schwester. Durch Missio konnte ich einen Masterstudiengang in psycho-spiritueller Beratung absolvieren. Mein Projekt, dem wir uns widmen, heißt Youpreneurs“. In diesem englisch-französischen Kürzel stecken die Worte Du, Jung, und Unternehmer. Tatsächlich geht es darum, junge Leute in der Megastadt Nairobi zu Unternehmern zu machen – zu einem selbstständigen Arbeiten hinzuleiten. Schwester Veronicah erzählt, wie das angefangen hat. Zwei Messdiener, die aufgrund ihres Alters aus der Messdienergruppe ihrer Gemeinde ausgeschieden sind und sich „außen vor“ fühlten, haben eine eigene Jugendgruppe gegründet. „Da bin ich aufmerksam geworden. Was passiert da eigentlich?“ 

Ein verlassenes Gebäude neben der Kirche haben die Jugendlichen zu einem Treffpunkt ausgebaut. „Am Anfang war das ein verschmutztes altes Haus. Aber die Jugendlichen haben alles neu angestrichen, es entstand eine kleine Bibliothek, wo sie Hausaufgaben machen können.“ Heute treffen sich dort ständig 45 junge Leute. Die Ordensschwester sieht sich als Mentorin der Gruppe. Sie steht auch für Einzelgespräche zur Verfügung. „Man muss wissen, dass diese Jugendlichen in einer sehr schwierigen Umgebung leben, nämlich zwischen Drogen, Alkohol, Prostitution. Ich möchte ihnen zeigen: Wenn ihr ein Ziel verfolgt, könnt ihr es auch erreichen.“ Auch Veronicah Njuguna hat ein Ziel: „Ich möchte Kinder und Jugendliche wieder näher an die Kirche heranführen.“ Denn nicht anders als in Deutschland geht dieser Kontakt oft verloren, wenn Kinder zu Erwachsenen werden. 

In der Gruppe hat sich herausgestellt: Es gibt unter den jungen Leuten viele Talente, Fähigkeiten, die bislang vor sich hinschlummerten. „Die größte Herausforderung für uns ist: Wir können Talente zwar entdecken, aber uns fehlt das Geld, sie auch zu fördern.“ 

Youpreneurs ist nur eine von vielen Aktivitäten von Schwester Veronicah. Ähnliches geschieht in Straßenprojekten, in denen sie aktiv ist. Hier sucht sie Kinder auf, die auf der Straße leben. „Kinder, die unsichtbar sind, die niemand in der Stadt wahrnimmt.“ 

Eine weitere Zielgruppe sind alleinerziehende Mütter. Viele Frauen berichten, dass sie sich ausgeschlossen und stigmatisiert führen.“ Frauen eine Perspektive geben, das ist auch das Ziel ihrer Arbeit mit Masai-Frauen im Süden des Landes. „Das Gebiet der Masai ist ein sehr trockenes Gebiet. Die Masai leben als Nomaden, das führt dazu, dass häufig Männer und Jungen mit ihren Herden weiterziehen und die Frauen und Mädchen zurücklassen. Es geht darum, Aktivitäten aufzuzeigen. Was können sie tun, um sich selbst zu versorgen?“ 

Im Westen Kenias betreut die Schwester auch noch ein Schulprojekt – kurz: „Es ist super viel Arbeit. Aber durch den Austausch mit anderen geht es.“ 

Heilend da sein in einer verwundeten Welt – dieses Motto ihres Ordens lebt die missionsärztliche Schwester Veronicah Njuguna jeden Tag. Man kann ihre Arbeit unterstützen. Durch eine Spende für das Missionswerk Missio, für das an diesem Sonntag gsammelt wird. 

Mira Enders/ahü