Flüchtlingsbischof Stefan Heße besucht Kenia

Kakuma – ein Flüchtlingslager wie eine Großstadt

Image
Personen stehen vor einer Kirche
Nachweis

Foto: Deutsche Bischofskonferenz/Maximilian von Lachner

Caption

Nach der Heiligen Messe vor der Kirche der HolyCross Parish im Flüchtlingslager Kakuma Refugee Camp 4

Über Flüchtlinge aus Afrika wird viel geredet. Flüchtlinge in Afrika und wie arme Länder damit umgehen – das war Thema einer Reise des deutschen Flüchtlingsbischofs Stefan Heße nach Kenia.

Kenia im Osten Afrikas gilt als vorbildliches Land in Afrika. Zwar gibt es wirtschaftliche Probleme, viel Armut und die politischen Verhältnisse sind nicht immer stabil. Aber in den Nachbarländern Südsudan und Somalia ist alles viel schlimmer. Dort herrschen seit vielen Jahren Bürgerkriege – viele Menschen flüchten deshalb in das ruhige Kenia.  Geschätzt leben heute an die 800 000 Flüchtlinge im Land. Sie kommen aus dem Sudan und aus Somalia, aus dem Kongo, Burundi und Ruanda. Allein das Flüchtlingslager Kakuma im Norden Kenias hat mit 300 000 untergebrachten Menschen die Größe einer mittleren Großstadt.

Kakuma gehörte zu den Zielen der jüngsten Reise des Flüchtlingsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz. Erzbischof Stefan Heße war Anfang Juni für eine Woche in Kenia. Er sprach mit Flüchtlingen, mit dem deutschen Botschafter, mit Vertretern der UN, mit katholischen Bischöfen und kirchlichen Organisationen (dem Jesuitenflüchtlingsdienst und den Steyler Missionaren), die mit eigenen Projekten in den Lagern tätig sind. „Die katholische Kirche übernimmt in Kenia eine wichtige Rolle bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten“, so Erzbischof Heße. „Gemeinsam mit internationalen Partnern setzt sie sich dafür ein, dass die Bedürfnisse von Geflüchteten gesehen werden sie in Würde leben können.“ Etwa, indem sie Schulen für die fremden Flüchtlinge betreiben.

„Es geht ums Überleben“

Das Lager Kakuma, wo der deutsche Bischof einen Gottesdienst feierte, bot vor allem bedrückende Bilder. Es liegt in einer ohnehin von Dürre und Armut gezeichneten Gegend. Es fehlt an allem. Erzbischof Heße: „Die Lebensmittelmengen mussten erheblich reduziert werden, weil die Mittel nicht ausreichen. Es geht ums Überleben. Weitere Aspekte sind Gesundheitsvorsorge und Bildung. Junge Menschen sind sehr dankbar, dass sie überhaupt etwas lernen können. Das gibt ihnen Würde für ihr Leben.“

Die Damen des Chors begleiten Erzbischof Dr. Stefan Heße bis zur Kirche der St. Joseph the Worker Parish im Slum von Kangemi. Foto: Maximilian von Lachner 

Beeindruckend dagegen seien die Geduld und Hoffnung der notleidenden Menschen gewesen. In den Gottesdiensten, die der deutsche Flüchtlingsbischof mit in Kenia feierte, erlebte er den tiefen Glauben und die Hoffnung der Menschen – trotz ihrer unsicheren Zukunft. „Viele der Menschen haben alles hinter sich gelassen und auf der Flucht traumatische Erfahrungen gemacht. Von dieser Last war in den Gottesdiensten nichts zu spüren. Die ansteckende Freude, mit der die Menschen gesungen, getanzt, gebetet und gefeiert haben, nehme ich nach Hause.“

Andreas Hüser