Kampf gegen die Verzweiflung
Foto: Matthias Schatz
„Die Libanesen sind tief in ihrem Glauben verankert. Wie die Zedern, die dort selbst auf hohen Bergen wachsen.“ Schwester Donatella Gareffa muss es wissen, denn sie leitet in Ghebaleh, das in eben diesen Bergen rund 40 Kilometer nördlich von Beirut liegt, eine halbstaatliche Schule Immaculée Conception. Die Schule bietet Kindern in der abgelegenen Region die Möglichkeit, sich nicht nur intellektuell weiterzuentwickeln, sondern auch spirituell.
Gareffa stammt aus der Nähe von Turin, gehört zu den Schwestern der Nächstenliebe und ist Anfang Oktober in Hamburg als Gast des katholischen Missionswerks „Missio“ unterwegs gewesen. So besuchte sie eine Messe in der Harburger Pfarrei St. Maximilian Kolbe, hielt einen Vortrag in der Gemeinde St. Wilhelm in Bramfeld, war in der St. Ansgar-Schule zu Gast und auch beim Sozialdienst katholischer Frauen in Hamburg.
„Der Libanon hat große Ressourcen, aber sie werden aufgrund von Korruption nicht genutzt“, berichtet Schwester Donatella. Das bekomme auch die Schule zu spüren. Denn die staatlichen Mittel flössen nicht – auch nicht zu anderen staatlichen Schulen im Libanon, berichtet die 56-Jährige. „Da diese Schulen schließen, wird bei unserer Schule der Andrang noch größer. Viele Eltern sind in Panik“, sagt sie.
Unterrichtet werden auch Kinder aus muslimischen Familien. „Die Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen im Libanon ist gut“, berichtet Gareffa. Angespannter sei die Lage jetzt, weil überdies viele Familien aus Syrien in den Libanon geflüchtet seien.
Pro Jahr werden bis zu 900 000 Dollar benötigt
Derzeit werden rund 300 Schüler im Alter bis zu zwölf Jahren in Ghebaleh unterrichtet. „Viele Eltern können sich das Schulgeld in Höhe von umgerechnet 200 US-Dollar pro Jahr nicht leisten“, berichtet Schwester Donatella weiter. Sie ist der Auffassung, dass die Kinder aber ein Recht haben, zur Schule zu gehen. „Wir versuchen, möglichst viele Schüler im Libanon zu halten.“ So springe die Schule ein, die dafür auf Spenden angewiesen sei.
Sie benötige bis zu 900 000 Dollar pro Jahr, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, sagt Gareffa. Bezahlt werden müssen davon nicht nur die 20 Lehrer und vier weiteren Angestellten, die sich um die Bewirtschaftung der Schule kümmern. Auch die Ausstattung mit Mobiliar und Lehrmaterial kostet Geld. Außerdem fallen laut Gareffa Fahrtkosten für die Beschäftigten an, da Ghebaleh recht entlegen liegt.
Schwester Donatella Gareffa leitet neben der Schule auch das Zentrum Prévention Accompagniement Développement, kurz PAD, in Ghebaleh. Der systemische Ansatz des PAD bezieht nicht nur die Kinder, sondern auch ihr Lebensumfeld mit ein. Dort stehen Teams aus Sozialarbeitern, Psychologen, Logopäden, Kunsttherapeuten zur Verfügung, die die Familien unterstützen.
Die schwierige Lage im Libanon, der zudem von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelt wird, führt zu wachsender Gewalt, Depression und Suiziden. „Jüngst hatten wir uns um einen Fall zu kümmern, bei dem eine Mutter ihren Sohn missbraucht hat“, berichtet Gareffa. Inzwischen reichen die Räume nicht mehr aus, wie überall im Land fehlen Fachkräfte. Denn wer gut ausgebildet ist, verlässt den Libanon. Besonders junge Leute wollen weg. Schwester Donatella Gareffa sieht ihre Berufung darin, sich gegen die aufkommende Verzweiflung zu stemmen.
Wer Schwester Donatella Gareffa mit Spenden helfen möchte, kann sich telefonisch an Missio wenden unter der Nummer 0241/75 07-535 oder per E-Mail unter projekte@missio-hilft.de. Spendenkonto: Pax-Bank eG, IBAN DE23 3706 0193 0000 1221 22, Verwendungszweck: VCP23011.