Korruption im Vatikan

Kardinal Becciu bestreitet Vorwürfe

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Papst Franziskus hat den italienischen Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu als Präfekt der Heiligsprechungskongregation entlassen. Grund dafür sind laut Becciu Korruptionsvorwürfe – die er jedoch zurückweist. 

Kardinal Giovanni Angelo Becciu
Versichert, nichts falsch gemacht zu haben: Kardinal Giovanni Angelo Becciu wurde wegen Korruptionsvorwürfen entlassen.

Papst Franziskus hat Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu vom Amt als Präfekt der Heiligsprechungskongregation entbunden. Zugleich nahm er den Verzicht Beccius auf alle Rechte seiner Kardinalswürde an. Das teilte der Vatikan ohne Angabe von Gründen mit.

Franziskus hatte Becciu erst 2018 an die Spitze der Heiligsprechungskongregation berufen und zum Kardinal ernannt. Zuvor war er sieben Jahre Substitut des Staatssekretariats und somit für zentrale personelle und finanzielle Angelegenheiten in der Kirchenleitung zuständig. Der 72-jährige Sarde galt im Vatikan als gut vernetzt und machtbewusst. Unter anderem legte er sich mit dem damaligen vatikanischen Wirtschaftschef Kardinal George Pell offen wegen Kompetenzen bei der Vermögenskontrolle an. Auch am Rücktritt des vatikanischen Wirtschaftsprüfers Libero Milone 2017 war Becciu beteiligt.

In seine Amtszeit im Staatssekretariat fällt die unglücklich verlaufene Investition einer dreistelligen Millionensumme in eine Immobilie in London. Die vatikanische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeiter des Staatssekretariats und der vatikanischen Finanzaufsicht wegen Korruption. Zudem erschienen zuletzt Medienberichte, wonach Becciu seine Position im Staatssekretariat genutzt habe, um eigene Familienangehörige bei fragwürdigen Sozialprojekten finanziell zu unterstützen.

Bei einer Pressekonferenz sagte Becciu, die ganze Angelegenheit sei „surreal“. Bis zu dem Treffen vergangene Woche habe er sich für einen „Freund des Papstes“ gehalten. „Dann sagte er, dass er mir nicht mehr vertraut.“ Der Grund seien finanzielle Unregelmäßigkeiten.
Becciu wies sämtliche Vorwürfe zurück: „Ich würde den Papst niemals betrügen und bin bereit, mein Leben für ihn zu geben.“ Der Beschuldigte versicherte, nichts falsch gemacht zu haben. Das Immobilieninvestment habe er für eine „gute Gelegenheit“ gehalten. 

Ebenso verteidigte er das von ihm finanziertes Caritas-Projekt in seiner Heimat Sardinien, an dem auch sein Bruder beteiligt gewesen sein soll. „Das Geld ist noch da; ich weiß nicht, warum man mir Unterschlagung vorwirft“, so der Kardinal. Die 100 000 Euro, die er der Caritas überwiesen habe, seien für ein Hilfsprojekt zugunsten Arbeitsloser bestimmt gewesen.

Der Bischof von Ozieri in Sardinien, Corrado Melis, bestätigte weitgehend Beccius Darstellung. In einer Stellungnahme gab er an, dass „nie auch nur ein einziger Cent“ der erhaltenen Mittel zweckentfremdet worden sei.

kna