Erstkommunion-Vorbereitung in Corona-Zeit

Katechese auf Abstand

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Kaum sind die Erstkommunionen 2020 abgefeiert, stehen die nächsten Kinder in den Startlöchern. Aber wie läuft Katechese unter Corona-Bedingungen? Der Religionspädagoge Markus Tomberg hat Vorschläge.

Kinder stehen mit Maske und Abstand auf einem Fußballplatz.
Wie kann Kinderkatechese mit Maske und Abstandsregeln gelingen? Zumal, wenn der Sommer vorbei ist.

Von Susanne Haverkamp 

Die Erstkommunionvorbereitung für den Jahrgang 2021 ist eine Wundertüte. Was wann geht und welche Corona-Auflagen wann wo wirksam werden, das kann niemand abschätzen. „Gerade deshalb ist es wichtig, Elemente bei der Hand zu haben, die auch unter Corona-Bedingungen funktionieren“, sagt Markus Tomberg, Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät in Fulda. Er hat eine Arbeitshilfe mit dem Titel „Coronakatechesen“ herausgegeben.

Tomberg kennt Katechese nicht nur vom Schreibtisch aus. Als Vater von fünf Kindern und aktives Gemeindemitglied bekommt er eine Menge aus der Praxis mit. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass seit dem Lockdown viel Digitales ausprobiert wurde“, sagt er. Aber oft seien eben doch nur Arbeitsblätter digitalisiert worden oder Texte für den Gottesdienst zu Hause online gestellt worden. „Und das ist für religiös und liturgisch unerfahrene Menschen doch eine zu große Herausforderung.“ Zudem dürfe man auch unter Corona-Bedingungen die gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen nicht vernachlässigen – auch wenn sie digital vermittelt sind. 

Wie das gehen kann, die Familien einzubinden, digitale Möglichkeiten zu nutzen und Gemeinschaft zu ermöglichen, das zeigt Tomberg in seiner Arbeitshilfe anhand von neun Projekten. „Man kann daraus eine ganze Erstkommunionvorbereitung machen“, sagt Tomberg, aber man könne sie auch einzeln und ergänzend zu anderen katechetischen Ansätzen nutzen. „Und man kann sie je nach Entwicklung der Corona-Lage mit mehr oder weniger Begegnung variieren.“

Beispiel: Der Auftakt der Vorbereitung

Ein Beispiel ist der Auftakt. Sonst gibt es oft einen Gottesdienst, bei dem sich Kommunionkinder, ihre Familien und die Gemeinde versammeln. „So etwas dürfte unmöglich sein“, sagt Tomberg. Damit trotzdem alle in der Kirche sichtbar sind, schlägt das erste Projekt eine überdimensionale Papierrolle vor, die den Erstkommunionweg symbolisiert. „Im ersten Schritt sind die Erstkommunionfamilien eingeladen, herauszufinden, wann und wo jeder getauft wurde und zur Erstkommunion gegangen ist.“ Die Großeltern und alte Fotoalben können dabei helfen. „Und schon ist man miteinander im Gespräch und es macht auch noch Spaß“, sagt Tomberg.

Im zweiten Schritt soll jedes Kind (und wer sonst möchte) zur Kirche gehen, den Namen sowie das Tauf- und/oder Erstkommuniondatum auf das Plakat schreiben und gern ein Foto dazukleben. „Immer wieder können Fotos von dem Plakat, das langsam voller wird, ins Internet gestellt werden“, sagt Tomberg. Das ermögliche eine digitale Gemeinschaft, ohne sich real zu treffen. „Und die Kirche betreten die Leute auch“, betont Tomberg, „und das kommt in der Corona-Zeit ja auch nicht so häufig vor.“

Beispiel: Adventliche Herbergssuche

Erlebnisorientiert ist auch der Vorschlag, den Tomberg für die Adventszeit macht: Erstkommunionfamilien geben Tag für Tag Krippenfiguren von Maria und Josef weiter, die auf Herbergssuche sind. „Zwei Familien können sich auch unter Corona-Bedingen treffen“, sagt Markus Tomberg. An der Haustür werden Maria und Josef weitergegeben, vielleicht verbunden mit einem Lied oder einer kleinen Haustürliturgie. „Wenn die Übergabe jeden Tag zur gleichen Uhrzeit stattfindet, können andere noch hinzukommen“, schlägt Tomberg vor und meint damit etwa Firmlinge oder Gemeindemitglieder. Auch diesmal helfen online gestellte Fotos, andere an der Aktion teilhaben zu lassen – und sich später daran zu erinnern.

Der Vorteil dieser Arbeitshilfe ist nicht nur die gute theologische Einführung, sondern vor allem, dass sie eine echte Hilfe ist. Denn es werden nicht nur Ideen präsentiert, sondern auch, was man dafür braucht. Sogar an E-Mail-Anschreiben für die Eltern und hilfreiche Internet-Tools wurde gedacht.
Natürlich sind nicht alle Elemente neu. Dass Kerzen verziert, Schutzhüllen für das eigene Gotteslob gestaltet oder T-Shirts bedruckt werden, hat man schon einmal erlebt. Auch kommt es auf die Zahl der Erstkommunionkinder in der jeweiligen Gemeinde an, ob man etwa jeder Familie (wie vorgeschlagen) ein Gotteslob schenken oder am Gründonnerstag ein Brot für eine kleine Agapefeier vorbeibringen kann. „Das hängt aber auch davon ab, ob in einer Gemeinde alles auf die Hauptamtlichen abgewälzt wird oder ob sich viele beteiligen“, sagt Markus Tomberg. So könne man etwa die Firmlinge einbeziehen – und überhaupt sei die Erstkommunion ja „ein wichtiges Ereignis für die ganze Gemeinde, bei dem viele mithelfen können“.

Ein Mangel allerdings bleibt: die Liturgie. Denn das praktische Mitfeiern der Messe bleibt unter Corona-Bedingungen schwierig. „Wenn die Erstkommunionkinder und ihre Familien kommen, sind die meisten Kirchen voll“, sagt Tomberg. Das gilt für Sonntage genauso wie für die Kar- und Osterliturgie. „Da muss wirklich jede Gemeinde vor Ort schauen, was möglich ist, je nach Größe der Kirche und Anzahl der Erstkommunionkinder.“ Stationsgottesdienste draußen zu feiern, Kreuz- oder Pilgerwege zu gehen, ungewöhnliche Gottesdienstzeiten anzubieten – das alles ist möglich. Und doch kein echter Ersatz für die Sonntagsgemeinschaft.