Impfkampagne der Katholischen Hochschulgemeinde Hamburg
Keiner soll alleine bleiben
Die Katholische Hochschulgemeinde wirbt mit einem Plakat für die Impfung gegen das Coronavirus. Denn sie will nicht nur wieder zusammenkommen wie in Zeiten vor der Pandemie, sie möchte auch niemanden ausgrenzen.
Die Pandemie hat eigentlich alle Menschen getroffen – jeden auf eine ganz individuelle und persönliche Art und Weise. Mittendrin: die zahlreichen Studenten, die seit dem Frühjahr 2020 keine Universität mehr von innen gesehen, keinen Hörsaal betreten, geschweige denn neben ihren Kommilitonen in der Mensa die Mittagspause verbracht haben.
Eines der wenigen Angebote, das während dieser Zeit der Pandemie nicht einmal vorübergehend wegfiel, sind die Gemeindeabende der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) der Universität Hamburg. Das Motto des Hochschulpfarrers Pater Thomas Ferencik lautet: „Erstmal essen, dann sehen wir weiter.“ Und das setzen die Mitglieder der KHG auch jeden Mittwochabend um. So haben sie sich Ende vergangenen Jahres noch bis in den kalten Spätherbst hinein draußen und mit Abstand getroffen.
Aufruf weitete sich
schnell zur Kampagne
Eigens wurden dafür Zelte angeschafft, unter denen alle ausreichend Platz hatten und die selbst bei Regen die gemeinsamen Abende möglich machten. Als dann der Lockdown kam, hat Pater Ferencik einen KHG-Lieferservice organisiert: In der Gemeinde wurde gegrillt, hinterher das Abendessen mehrere Stunden lang in ganz Hamburg an die Studenten ausgeteilt. „So konnten wir trotzdem gemeinsam unseren Gemeindeabend machen und vor der Kamera zusammen essen“, berichtet Ferencik.
Obwohl die KHG ihr Programm trotz der schwierigen Situation nicht hat ausfallen lassen, wird es für die Studenten nun dringend Zeit, wieder in die Uni gehen zu können. Dass das so richtig nur geimpft möglich sein kann, wissen alle. Mittels eines Aufrufs will die Katholische Hochschulgemeinde möglichst viele – Studenten und andere – zum Impfen bewegen. Die Idee eines Aufrufs weitete sich schnell zu einer richtigen Kampagne aus, als nicht nur die KHG das Plakat auf mehreren Plattformen teilte, sondern auch das Erzbistum Hamburg über Facebook das Bild postete. Die Mehrheit der KHG unterstützt diese Aktion und auch von anderen Seiten kamen darauf positive Reaktionen. Das Wichtigste sei, die Message irgendwie zu verbreiten, findet Pater Ferencik. Dazu könne auch von der Universität etwas mehr Engagement kommen.
Ferencik bereitet vor allem eine mögliche Spaltung zwischen geimpften und nicht geimpften Studenten zum kommenden Semester große Sorgen. Klar ist: Die Impfung ist die einzige Chance, wieder zur Normalität zurückzukehren. Trotzdem gibt es schon jetzt viele Diskussionen in der Gesellschaft, was die Rechte von geimpften und drohende Einschränkungen von ungeimpften Personen angeht. „Jesus hat gesagt, wir sollen jeden aufnehmen“, stellt Pater Ferencik fest, „aber wie reagieren wir denn auf Nichtgeimpfte?“
Es sei sehr schwierig, Menschen in der Hinsicht auszugrenzen oder von einer Rückkehr in die Normalität abzuhalten, nur weil sie nicht geimpft seien. Gleichzeitig ist es deutlich sicherer für alle, die eine Corona-Schutzimpfung erhalten haben, Treffen zu veranstalten und sich mit anderen Menschen in einem Raum aufzuhalten.
Nicht nur für den Unibetrieb, auch für das Semesterprogramm der KHG kann dieser Zwiespalt ein echtes Problem werden. Schließlich ist die Hochschulgemeinde hochmotiviert, nicht nur ihre Gemeindeabende wieder „wie früher“ zusammen zu feiern, sondern auch zu normalen Gottesdiensten zurückzukehren. Dabei ständig Abstandsregelungen einzuhalten und das Gesicht seines Gegenübers nur noch mit Maske zu kennen, schafft auch emotionalen Abstand. „Ohne menschliche Interaktion, mit Lächeln, mit Mimik, kann christliche Gemeinschaft gar nicht stattfinden“, meint Ferencik. Dass die unter der ständigen Angst, sich oder andere anzustecken, nicht so richtig hinzubekommen gewesen sei, hätten alle innerhalb der letzten Monate gespürt.
Auf die familiäre Gruppe ist Verlass
Mittlerweile mangelt es in Hamburg aber längst nicht mehr am Impfstoff, sondern viel eher an der Impfbereitschaft der Menschen. Es hat jetzt jeder die Chance, sich impfen zu lassen, Studenten inklusive. Auch die ausländischen Studenten haben in Hamburg ein Impfangebot bekommen. Viele haben es bereits wahrgenommen. Zeitweise gab es sogar die Möglichkeit, sich spontan und ohne Termin in den Messehallen seinen Pieks in den Oberarm abzuholen.
Für die Katholische Hochschulgemeinde gilt jedenfalls: Egal wie sich die Lage der Pandemie im kommenden Semester verändern sollte – dort können sich die Studenten auf eine familiäre Gruppe verlassen und mit Ablenkung von der schwierigen Situation rechnen. Es sind schon wieder einige Ausflüge und Aktionen geplant, noch im August will die Hochschulgemeinde auf der Alster einen Kanu-Gottesdienst feiern.
Alleine sind die Studierenden in der KHG nie.
Text: Melanie Giering