„Kirche kann von Schulen lernen“
Generalvikar Sascha-Philipp Geißler besuchte die katholische Schule St. Antonius. Studientag für Lehrkräfte zum Thema Antisemitismus.
Winterhude/Neustadt (cs). „Mein Ziel ist es, wenn ich aus diesem Amt irgendwann einmal wieder gehe, mitgeholfen zu haben, dass sich im Erzbistum ein Kulturwandel durchgesetzt hat. Und zwar auf allen Ebenen.“ Mit diesem Statement wollte Generalvikar Sascha-Philipp Geißler beim Besuch der katholischen Schule St. Antonius in Winterhude zu mehr Miteinander, zu Kooperationen und einem Blick über den eigenen Tellerrand hinaus ermuntern. Im Austausch mit Schulleiterin Anne-Kathrin Lange und ihrem Kollegium meinte der Pallottinerpater bei seiner Visite am 22. September weiter, die Zusammenarbeit in St. Antonius zwischen Schule, Kindergarten und Pfarrei sei ein Glücksfall. Sie sollte auch andernorts selbstverständlich sein.
„Sie sehen die Schülerinnen und Schüler von ihren Potenzialen her. Ich würde mir wünschen, dass unsere Kirche hier von der Schule lernt.“ Es sei daher das Bestreben des Erzbistums, die weitere Entwicklung der Schulen in der Hansestadt nach Kräften zu unterstützen – trotz angespannter Finanzlage. „Schulentwicklung ist Bistumsentwicklung“, ist Geißler überzeugt.
Zuvor hatte sich Geißler im Schneidersitz in die Reihe der Zweitklässler eingereiht, die eine Erste-Hilfe-Schulung von Lehrerin Anna Zaubitzer erhielten. Neben kindgerechten Tipps zur Unfallvermeidung, sich anschließenden verschiedenen Unterrichtseindrücken und Gesprächen hat der Chef der Bistumsverwaltung an diesem Vormittag vor allem eines mitgenommen: ein Gespür dafür, wie schulischer Alltag heute konkret aussieht.
Tags zuvor sind Lehrkräfte katholischer Schulen in Hamburg bei einem Studientag in der katholischen Akademie für das Thema Antisemitismus sensibilisiert worden. Julia Bernstein, Soziologin und Professorin für Diskriminierung und Inklusion an der Universität Frankfurt, verdeutlichte die aktuelle Problematik aus der Perspektive Betroffener mit zahlreichen Alltagsbeispielen.
„Diskriminierung beginnt nicht mit Hass, sondern mit Pauschalisierungen, Stereotypen, Vorurteilen, Ignoranz, einer unterschwelligen Abwertung oder unreflektierten Nutzung alltagssprachlicher Schmähungen“, sagte Bernstein. Für viele Lehrkräfte beginne antisemitische Diskriminierung erschreckenderweise erst dort, wo sich der Antisemitismus gewaltförmig in Angriffen auf jüdische Schüler manifestiere – „also dann, wenn es längst zu spät ist“.
Christopher Haep, Leiter der Abteilung Schule und Hochschule im Erzbistum, meinte, man solle sich mit der Frage beschäftigen, ob der Einsatz gegen Antisemitismus nicht ein „profilgebender Akzent“ an den katholischen Schulen werden könne. Wesentliche Punkte des Studientags sind in einem rund dreiminütigen Video zusammengefasst worden, das auf dem Youtube-Kanal „Schulen im Erzbistum Hamburg“ zu sehen ist.