Doppelspitze leitet Kolping-Diözesanverband

Klare Linie, positives Denken

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Mit Marion Nagel (53) aus Bohmte und Dieter Bünker (59) aus Emsbüren leitet jetzt ein Zweiterteam den Diözesanverband des Kolpingwerks. Heike Geers aus Kettenkamp ist neue Stellvertreterin.


Marion Nagel (links) leitet zusammen mit Dieter Bünker den Kolping-Diözesanverband. Heike Geers ist Stellvertreterin. Foto: Matthias Petersen

Satzungsgemäß durfte der bisherige Vorsitzende, Norbert Frische aus Osnabrück, nicht noch einmal antreten. Er gehe „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagte er den Delegierten, die sich in Schwagstorf trafen. Eine Findungskommission hatte sich in den vergangenen Monaten darum bemüht, Kandidaten für die Verbandsspitze zu suchen. Dass die beiden Gewählten selbst Mitglieder dieses vierköpfigen Gremiums waren, ist für Bünker kein Problem. Schließlich habe er sich nicht selbst vorgeschlagen. „Es war uns wichtig, durch diese Art der Befragung auch an der Basis anzukommen“, sagte er im Gespräch mit dem Kirchenboten.

Dieter Bünker ist seit 1977 Kolpingbruder und gilt als jemand, dem „Kolping in die Wiege gelegt wurde“, wie er sagt. Seine Co-Vorsitzende dagegen ist erst 2002 in den Verband eingetreten. Damals, als Zugezogene in Bohmte, suchte sie nach einer Möglichkeit, in der örtlichen Kirchengemeinde Fuß zu fassen. Eines Tages signalisierte sie dem Diözesanvorstand, dass sie über das Engagement im eigenen Kreis hinaus gerne mehr machen würde. 

„Durch Kolping Erfahrungen fürs Leben gemacht“

Dass jetzt ein Team an der Spitze steht, begrüßt sie ausdrücklich: „Wir können uns gut ergänzen und Aufgaben nach persönlicher Stärke verteilen. Es ist gut, wenn Frauen in Führungspositionen kommen“, sagte sie. Und fügt hinzu: „Alleine hätte ich es wohl nicht gemacht.“ Dieter Bünker sagt von sich, durch Kolping habe er „Erfahrungen fürs Leben gemacht“. Bei Kolping gebe es eine klare Linie, positives Denken sei angesagt. Das habe ihm sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben geholfen. Und: „Bei Kolping trifft man immer tolle Leute.“ Die Vorstandsarbeit der beiden beginnt demnächst mit einer konstituierenden Sitzung und einer Klausurtagung. Wichtig ist den beiden, nicht allein Ideengeber zu sein. „Wir sehen uns auch als Ideennehmer“, sagt Bünker und denkt dabei an das Engagement der Basis.

Eine große Aufgabe sehen die beiden neuen Vorsitzenden darin, junge Leute für Kolping zu begeistern und sie damit auch an die Kirchengemeinden heranzuführen. Bünker spricht von einer „Herkulesaufgabe“, setzt sich zugleich aber auch unter positiven Druck: „Einfach kann jeder“ sei einer seiner Wahlsprüche. Marion Nagel ergänzt: „Mut tut gut!“ Den brauchten sie auch, sagt sie, denn die Fußspuren ihres Vorgängers seien riesig.

Norbert Frische hatte zwölf Jahre lang den Verband geleitet, zuvor war er fünf Jahre stellvertretender Vorsitzender gewesen. Die Statuten ließen eine weitere Kandidatur nicht mehr zu. „Wir durften nicht dagegen verstoßen, denn wir müssen uns schon selbst ernst nehmen“, sagte Frische dem Kirchenboten. Vorsizender zu sein, das sei für ihn „schon eine Ehre“ gewesen: „Mein Herz hat dabei für die Kolpingsfamilien vor Ort geschlagen.“ 


„Ich bin gerne hier“ – Altbundespräsident
Christian Wulff hatte bei den Kolpingdelegierten
ein Heimspiel. Foto: Matthias Petersen

Vor der Wahl hatte Altbundespräsident Christian Wulff als Gastredner darüber gesprochen, „was unsere Gesellschaft zusammenhält“. Immer wieder machte er während seiner Ansprache deutlich, dass es in seinen Augen kirchliche Verbände wie das Kolpingwerk sind, die dazu beitragen. Wulff wechselte stets vom vorbereiteten Manuskript mit staatstragendem Unterton hin zu persönlichen Bemerkungen. Er, der in der Region beheimatet ist, sparte nicht mit Lob. Er habe sogar zwei Mitarbeiterinnen mitgebracht, denen er einmal zeigen wollte, woher er kommt. Eine der beiden – bekennende Muslima – habe sich sehr auf den Trip gefreut. „Als sie gesehen hat, dass es hier auch ein Mittagsgebet gibt, wollte sie sich die Versammlung unbedingt ansehen.“

Einsatz über das eigene Wohl hinaus prägt das Kolpingwerk

Kirchliche Verbände hätten eine hohe Brückenfunktion für die Gesellschaft. Aus christlich inspiriertem Engagement entwickele sich Dienst für den Nächsten. „Das ist wie die Batterie in einer Uhr, nur so funktioniert unsere Gesellschaft“, sagte Wulff. Dieser Einsatz über das eigene Wohl hinaus präge das Kolpingwerk. Zum Schluss holte Wulff noch einmal zu einem großen Lob aus: Inzwischen könne er selbst entscheiden, auf welche Versammlung er gehe, wo er rede – deshalb komme er auch gerne zu Kolpingversammlungen. Um launig hinzuzufügen: „Ich muss ja auch nicht mehr gewählt werden.“ 

Begonnen hatte die Diözesanversammlung am Vortrag mit dem traditionellen geistlichen Morgen. Generalvikar Ulrich Beckwermert sprach zu Gedanken über die Gestaltung der Zukunft von Dietrich Bonhoeffer, dem evangelischen Theologen, der Glückserfahrungen nicht auf den Himmel verschieben wollte. Die Welt sei  bereits Offenbarung Gottes. Zu Beginn seiner Rede hatte der Generalvikar eine unangenehme Neuigkeit. In den ersten acht Monaten des Jahres sind im Bistum rund 3500 Katholiken aus der Kirche ausgetreten. Setzen sich diese Zahlen fort, wird 2021 den größten Mitgliederschwund aller Zeiten bilden.

Matthias Petersen


Der Vorstand des Kolpingwerks

Vorsitzende: Marion Nagel 
Vorsitzender: Dieter Bünker 
Stellvertr. Vorsitzende: Heike Geers 
Diözesanpräses: Domkapitular Reinhard Molitor
Handlungsfeld „Ehe, Familie, Lebenswege“: Christof Helming
Handlungsfeld „Gesellschaftspolitik und Arbeitswelt“: Andre Averdiek und Hermann-Josef Albers
Handlungsfeld „Kirche mitgestalten“: Monika Leifeling
Handlungsfeld „Internationale Partnerschaftsarbeit“: Stefan Block
Beisitzer: Petra Voskuhl, Andreas Albers
Geistlicher Begleiter der Kolpingjugend: Thomas Steinkamp
Diözesanleiterin der Kolpingjugend: Sina Wulftange
Berufendes Mitglied: Markus Heitmann
Vorsitzender des Bildungswerks: Wilfried Ripperda