Preis für Nordhorner Männer
Kochclub als Gegenbewegung
Weil die sich von ihren Frauen absetzen wollten, gründeten Nordhorner Männer vor 33 Jahren einen Kreis, der sich mit dem kulinarischen Wohl beschäftigt. Jetzt haben sie einen Preis für ihr Engagement erhalten.
Es ist ein dunkler Abend in Nordhorn, doch in der Küche der Berufsbildenden Schulen in der Straße Am Bölt brennt noch Licht. Dort hat sich ein Dutzend Männer eingefunden, um ein anspruchsvolles Menü zu zaubern. Es wird geschnippelt und gerührt, gebraten und verziert, ehe die Speisen rund zwei Stunden später angerichtet sind und zusammen mit einer kühlen Flasche Bier in geselliger Runde verzehrt werden.Bei der Gruppe handelt es sich um den Männerkochclub der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) St. Elisabeth Nordhorn. Einmal im Monat treffen sich die Herren, um zusammen die Kochlöffel zu schwingen, den Club gibt es seit 33 Jahren.
Entstanden ist die Idee dazu gewissermaßen aus einer Bierlaune heraus: Als die Ehefrauen der Gründungsmitglieder seinerzeit einen Bogen binden wollten, starteten die Männer eine „Gegenaktion“ – und formierten sich zu einem Kochclub. Zunächst der Familienbildungsstätte (Fabi) angegliedert, führte die KAB als Bildungsträger das Bündnis in Eigenverantwortung weiter.
An diesem Abend aber stehen ganz besondere Gerichte auf dem Plan: Gorgonzola-Serrano-Birnen auf Feldsalat, Blumenkohlsuppe mit Olivencrostini oder Hähnchenfilet mit Apfel-Zucchini-Tatar und Kürbispüree. Die Speisen waren vorgesehen für ein KAB-Candle-Light-Dinner und wurden zunächst „probegekocht“, die Einnahmen der Veranstaltung waren bestimmt für das Weltnotwerk der KAB.
Die KAB-Männer treffen sich unter der Anleitung von Küchenmeister Gerd Hagels. Er kann eine beachtliche gastronomische Laufbahn vorweisen, hat schon manchen VHS-Kursus geleitet und sich zudem als Fruitcarver („Fruchtschnitzer“) einen Namen gemacht. Er gibt den Männern am Herd schon seit fünf Jahren hilfreiche Ratschläge.
Ketteler-Preis für den Einfallsreichtum
Unter den zwölf heutigen Teilnehmern sind noch drei Gründungsmitglieder von damals: Bodo Werner, Clemens Dust und Hans Schneider. Gerne erinnert man sich an Erlebnisse der vergangenen drei Jahrzehnte zurück – etwa, wie man beim Katholikentag in Osnabrück 2008 respektable 800 Portionen des sogenannten Vechte-Burgers, einer Eigenkreation, kredenzte; oder wie man 2013 in der NDR1-Radiosendung „NDR Plattenkiste“ zu Gast war.
Zu den regelmäßigen Aktivitäten zählt neben dem Candle-Light-Dinner auch das Projekt „Was cookst du?“, ein Kochangebot für Jungen im Alter zwischen neun und zwölf Jahren, das in Kooperation mit der Stadt Nordhorn verwirklicht wird. Vermittelt werden dabei in erster Linie der Spaß am Kochen sowie die Einsicht, dass eine gesunde Ernährung und leckere Gerichte keinen großen Aufwand erfordern.
Ein herber Einschnitt war dann die Corona-Zeit: Räumlichkeiten und die Schulküchen waren für Gruppen und somit auch für den Männerkochkursus gesperrt. Um jedoch die altbewährten Strukturen einer eingespielten und gefestigten Gemeinschaft nicht zu zerstören, wurde man kreativ – und ersann ein Online-Angebot: „Gemeinsam – aber einsam in der eigenen Küche!“ lautete das Motto.
Zuspruch und Beachtung erfuhr dieses fruchtbare Corona-Konzept im Nachgang auch über die Grenzen der Stadt hinaus: Die KAB St. Elisabeth wurde für ihren Einfallsreichtum mit dem Ketteler-Preis 2022 der Stiftung Zukunft der Arbeit und der Sozialen Sicherung (ZASS) der KAB Deutschlands ausgezeichnet. Der mit 5000 Euro dotierte Preis ehrt herausragendes Engagement im Sinne des früheren Bischofs von Mainz, Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877), wurde nunmehr zum achten Mal verliehen und stand diesmal unter dem Thema „Kreativität von ,unten‘ in der Corona-Pandemie“. Die ausgezeichneten Projekte und Personen hätten diese Kreativität in vorbildlicher Weise Realität werden lassen, heißt es.
Für die Männer des Kochclubs ist der Preis nicht nur eine große Ehre – sondern auch ein Ansporn, „am Kochlöffel“ zu bleiben und sich weiterhin der gemeinsamen Zubereitung von Köstlichkeiten aller Art zu widmen.
Sebastian Hamel