Kommet ihr Hirten!

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So viele Länder, wie es auf der Erde gibt, so viele Bräuche und Darstellungen rund um die Geburt Jesu gibt es. Im Krippenmuseum Güstrow kann man sie bestaunen.


Diese Tragekrippe aus der Ukraine beherbergt Figuren, mit denen man die Weihnachtsgeschichte spielen kann. | Foto: Ursula Reichel

Maria, Josef, Jesus, Hirten, das sind die üblichen Figuren einer Weihnachtskrippe. Wer hat schon zuhause einen Schimmelreiter dabei? Ein Schimmelreiterzug ist ein alter Brauch. In den zwölf „wilden Nächten“ zwischen Weihnachten und Dreikönige zogen junge Leute lärmend durch die Dörfer und forderten Leckeres. Verkleidet waren sie als Bär, Reiter oder Storch. Der Bär versuchte, die Mädchen zu packen und mit ihnen zu tanzen. Der Schimmel samt Reiter sprang über Tische und Bänke, unterstützt von Peitschenknallen.

An der Krippe findet man diese wilde Truppe nicht – außer im Norddeutschen Krippenmuseum in Güstrow. „Krippen, Bräuche, Traditionen“ heißt das Motto der Ausstellung im 15. Jahr des Bestehens. Gezeigt wird in jedem Jahr nur eine Auswahl des Bestandes. Denn das Krippenmuseum besitzt mittlerweile 700 Krippen aus aller Welt. Die Basis für diese Ausstellung ist die Sammlung der 2010 verstorbenen Hamburgerin Mechthild Ringguth. Sie hat seit den 1960er Jahren zuerst einzelne Krippen als Reisesouvenir mitgebracht, später in vielen Ländern Krippen gesucht und landestypische Arbeiten bei Handwerkern in Auftrag gegeben.

Großer Andrang nach zwei Coronajahren

Seit 2007 ist die Güstrower Heilig- Geist-Kirche Heimat des Krippenmuseums. Die Kirche wurde Anfang des 14. Jahrhunderts als Hospitalkirche gebaut und ist heute ein bedeutendes Baudenkmal. „Wir erwarten in diesen Tagen den 70 000. Besucher“, sagt Ursula Reichel. Sie gehört zum „Freundeskreis“ des Museums, der den Mesumsbetrieb ehrenamtlich unterstützt – unter anderem durch Aufsicht und Führungen. Das 15. Jahr des Bestehens läuft gut, zur Erleichterung aller. „2020 mussten wir wegen Corona einen Tag nach der Eröffnung zumachen, 2021 eine Woche danach. Ausgerechnet im Dezember, wenn die meisten Besucher kommen.“ Und viele Krippenbegeisterte kommen von weit her. Gruppen machen am besten einen Führungstermin aus.

Dass man nicht nur schöne, sondern außergewöhnliche Krippen zu sehen bekommt, ist garantiert. Die aktuelle Ausstellung etwa zeigt Tragekrippen aus Polen und der Ukraine. Solche Krippen haben oft das Aussehen von Kirchen. Sie können mit beweglichen Figuren ausgestattet sein, so dass die Weihnachtsgeschichte vorgespielt werden kann. In Krakau gibt es sogar einen Wettbewerb um die schönste selbstgemachte Tragekrippe, auch Szopkas genannt. Sehenswert ist auch die russische Weihnachtsdarstellung, die in eine Königsmuschel eingearbeitet ist. Oder die Krippe aus Kamerun, in der zwei der drei Könige als Frauen dargestellt sind. Der Grund: Die Krippe stammt aus einer Gegend, in der das Matriarchat herrscht.

Das Krippenmuseum am Heiligengeisthof 5 ist das ganze Jahr über geöffnet. Bis 15. Januar ist die Öffnungszeit von 11 bis 17 Uhr. Eintrittspreis 3,50 Euro (Erwachene). Weitere Preise (Führungen) stehen im Internet www. norddeutsches-krippenmuseum. de, Tel. 03843/466744.

VON ANDREAS HÜSER