Mütterkuren

Kraft tanken für den Alltag

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Kind in Regenjacke und mit Gummistiefeln steht vor einer Pfütze.
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istockphoto/MajaMitrovic

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Zeit zusammen zu verbringen, macht Spaß, egal, wie das Wetter ist.

Viele Kirchengemeinden haben im Mai für das Müttergenesungswerk gesammelt. Es unterhält Kurkliniken, in denen Mütter und Väter ihre Gesundheit stärken und Zuversicht für die Zukunft schöpfen können. Außerdem vergibt es Zuschüsse.

Im Winter an die Küste? Was bei manchen Freundinnen Verwunderung hervorrief, hatte Melanie Schröer sich so gewünscht. Es ging ja nicht um Urlaub, sondern um Erholung: Sie trat ihre Kur im DRK-Nordsee-Kurzentrum Schillig Ende Januar an und verbrachte dort drei Wochen im Februar. Mit dabei waren ihre beiden Kinder, fünf und acht Jahre alt. Die beiden Jungen waren im vorangegangenen Winter so oft krank gewesen, dass Melanie Schröer sich dachte, Winterzeit an der See werde allen guttun. Sie hatte gehofft, das Wetter werde sonnig und knackig kalt, stattdessen war es „wahnsinnig nass und windig“, der Strand lag verlassen da, die Schaukeln abgebaut – im Winter geht es an der Nordseeküste in Ostfriesland gemächlicher zu. „Aber das machte nichts“, sagt die 41-Jährige aus Westerkappeln (Kreis Steinfurt), „eine Kur mache ich ja auch, weil ich Ruhe brauche.“

Im Vorfeld hatte sich Melanie Schröer bei einer Caritas-Beratungsstelle in Osnabrück über die Antragstellung und die Angebote der Kliniken informiert. Entsprechend reiste sie ohne falsche Vorstellungen an. Sie war darauf gefasst, dass das Zimmer ohne Fernsehapparat ist und es einen festen Zeitplan gibt; in den Tag hineinleben wie im Urlaub ist in der Kur nicht vorgesehen. Stattdessen gibt es Angebote für die Mütter, die sie in Ruhe wahrnehmen können, während die Kinder betreut werden.

Tatsächlich habe sie sich sehr gut erholen können, sagt Schröer, denn es kamen mehrere Faktoren zusammen: Ihre Kinder – als Begleitkinder dabei – fühlten sich in der Betreuung pudelwohl und der persönliche Therapieplan, den sie bei Kurantritt bekam, sah viele Dinge vor, die guttun, für die im Alltag einer berufstätigen Mutter aber keine Zeit bleibt: Sport in der Gruppe, Entspannungsübungen und eine Gesprächsgruppe zum Austausch mit anderen Müttern. Zu den Essenszeiten konnte man sich an den gedeckten Tisch setzen, nachmittags fiel der „Freizeitstress“ von Zuhause weg, der durch Termine der Kinder entsteht. 

Der Kuraufenthalt hat Melanie Schröer gut gefallen. In den Vorjahren hatte sie von einer Kur Abstand genommen, weil sie warten wollte, bis die Kinder alt genug sind, um in der Kur in die Betreuung zu gehen. Um zu entscheiden, ob man eine Vorsorge- oder eine Rehabilitationsmaßnahme beantragen sollte, sei es sehr sinnvoll gewesen, die Caritas-Beratungsstelle aufzusuchen. Die Beraterin habe sie umfassend informiert und bei der Antragstellung geholfen. Nachdem die Krankenkasse dann die Mütterkur bewilligt hatte, half man ihr, eine passende Klinik zu finden. Das muss stets zeitnah geschehen, innerhalb eines Jahres. 

Spezielle Therapieangebote

Die Beraterinnen gehen individuell auf die Wünsche der Mutter ein und erfragen, welche Therapieangebote ihr besonders wichtig sind. So gibt es beispielsweise Kurkliniken mit Angeboten speziell für Frauen nach einer Krebserkrankung und solche mit Angeboten, die sich an pflegende Angehörige richten. Auch für diese gibt es Sport und Entspannungsübungen, darüber hinaus können sie sich in den Gesprächsgruppen mit anderen Betroffenen austauschen und manchmal auch wertvolle Hinweise für den Pflegealltag zu Hause bekommen.  

Melanie Schröer konnte auch angeben, ob sie in eine Einrichtung fahren will, in der nur Mütter sind, oder ob es okay ist, dass dort auch Kuren für Väter stattfinden. Denn auch für Männer gibt es Angebote in Kliniken des Müttergenesungswerks: Väterkuren und auch Vater-Kind-Kuren. Kinder, die selbst keine therapeutische Behandlung erhalten, können als Begleitkind mitfahren, das geht in der Regel bis zu einem Alter von 12 bis 14 Jahren.

Der Alltag vieler Eltern sei herausfordernd und kraftzehrend, erklärt Sandra Dömer, Referentin für Familien, Kur und Erholung beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück. In einer Klinik des Müttergenesungswerks (MGW) könnten Mütter, Väter und pflegende Angehörige durchatmen und Kraft tanken. Im Mai finde in vielen Gemeinden die Spendensammlung für das MGW statt. Das Geld komme Familien zugute, die sich eine Kur sonst nicht leisten könnten; sie können beim MGW einen Zuschuss für die Nebenkosten beantragen. Die Krankenkassen erheben von den Versicherten einen Eigenanteil von zehn Euro am Tag, das summiert sich bei einer dreiwöchigen Kur auf 220 Euro. Außerdem ist es möglich, einen Zuschuss für erforderliche Anschaffungen zu erhalten – damit Kinder, die aus ihren Gummistiefeln herausgewachsen sind, auf jeden Fall neue im Gepäck haben. 

Zur Sache

Wer eine Mutter-Kind-Kur, eine Mütterkur, eine Väterkur oder eine Vater-Kind-Kur beantragen will, kann sich zuvor in einer Beratungsstelle des Müttergenesungswerks (MGW) informieren, zum Beispiel bei der AWO, der Caritas, der Diakonie, dem DRK oder dem Paritätischen Wohlfahrtsverband. Die Beratung ist kostenlos. Die Beratungsstellen unterstützen bei dem Kurantrag und bei der Auswahl einer geeigneten Klinik. Auch pflegenden Angehörigen steht eine Mütterkur als Präventionsmaßnahme zu. 

www.muettergenesungswerk.de

Andrea Kolhoff