Wallfahrtsort feiert Doppeljubiläum
Kraftort Wietmarschen
Auf ein Doppeljubiläum freut sich der Wallfahrtsort in der Grafschaft Bentheim: Vor etwa 800 Jahren ist die Marienstatue in der Kirche entstanden und vor knapp 100 Jahren wurde die Wallfahrt wiederbelebt. Davon erzählt eine Plakatserie, die gerade entsteht.
Wuchtig ragt die katholische Kirche mitten in Wietmarschen auf. Seit Jahrzehnten zieht sie Pilger aus dem Emsland, der Grafschaft Bentheim, dem benachbarten Münsterland und sogar den Niederlanden an – und das nicht nur zur Karfreitagswallfahrt der Kolpingsfamilien und zur Familienwallfahrt. Sondern auch zu Andachten, zu Gottesdiensten, zum Mittagsgebet oder weil sich die Besucher einfach vor die Marienstatue setzen und still werden wollen. „Wietmarschen ist ein Kraftort“, sagt Pfarrer Gerhard Voßhage. „Wallfahrtsklimbim gibt es bei uns nicht.“ In St. Johannes geht es um das Wesentliche: Orientierung im Glauben, Ermutigung im Gebet, Raum für Gott. „Jeder, der hierherkommt, kann Maria seine Gedanken, Sorgen, Freude und Hoffnungen anvertrauen“, sagt Voßhage.
Auch Luise Revermann, Benedikt Düttmann und Werner Berning erleben selten, dass Kirche und Kapelle in ihrem Heimatort leer sind. Jeden Tag sehen sie Pilger kommen und gehen, jeden Tag brennen Kerzen vor der Marienstatue (siehe auch „Zur Sache“) – zigtausende Lichter sind es pro Jahr.
Eine Plakatserie erzählt von der Geschichte
Die drei Wietmarscher gehören zu der 14-köpfigen Arbeitsgruppe aus Ehren- und Hauptamtlichen, die ein großes Doppeljubiläum vorbereitet: 800 Jahre Marienbildnis im nächsten Jahr und 100 Jahre Wiederbelebung der Wallfahrt in 2021. Das von Werner Berning erdachte Logo und Motto passt zu dem Profil, das der Wallfahrtsgemeinde wichtig ist: „Suche Maria. Finde Kraft“.
Dieses Motiv wird alle Angebote des Festprogramms zieren. Gerade entsteht zum Beispiel eine Plakatserie, die ab Frühjahr in vielen Schaufenstern rund um den Marktplatz hängen soll – von der Bank bis zum Bäcker. 20 Poster erzählen in Text und Bild von der Geschichte und den Besonderheiten der Gemeinde. Wie in einer Dauerstellung können Einheimische und Besucher von Laden zu Laden schlendern und dabei etwas über den Glaubensweg und Bischof Berning, über das Marientor am Kanal und die Wallfahrt während der Nazizeit lesen. Der Heimatverein und der Wallfahrtsverein haben diese Aktion zusammen realisiert.
Viele Aktionen sind zum Jubiläum geplant
Für das Doppeljubiläum, das mit der Karfreitagswallfahrt am 10. April und der Familienwallfahrt am 17. Mai beginnt, sind laut Voßhage aber noch weitere Aktionen geplant. Zum Beispiel eine Gemeindereise nach Assisi, ein Feuerwehrtag, ein Dekanatschöretag, passende Fahnen und Banner im ganzen Ort – sogar ein Bier und Honig mit eigenem Etikett soll es geben. Auch die Vereine und Verbände aus der Gemeinde bringen sich ein: Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung bereitet laut Voßhage eine Präsentation der Wegekreuze vor. Besonders freut er sich aber auf das Projekt „Meine Erfahrungen mit Maria“. Dabei darf jeder Einwohner und jeder Gast von außerhalb aufschreiben, wie er oder sie Wietmarschen rund um Kirche, Kapelle und Wallfahrt erlebt hat. Diese kleinen Text sollen im nächsten Jahr an einer Tafel veröffentlicht werden.
Petra Diek-Münchow
Wer für die Aktion „Meine Erfahrungen mit Maria“ einen Text beisteuern möchte, kann sich an das Pfarrbüro in Wietmarschen wenden: Telefon 0 59 25/2 26.
Zur Sache
Das „Gnadenbild“ – so wird die vermutlich um 1220 entstandene Marienstatue in Wietmarschen genannt. Sie wird seit dem Mittelalter verehrt, steht jetzt in der 2014 neugebauten Marienkapelle und zieht viele Gäste an.
Wie die Skulptur nach Wietmarschen gekommen ist, weiß niemand ganz genau. Als künstlerische Vorlage für die mit Gold- und Silberfolie beschlagene hölzerne Figur diente die Muttergottes auf dem Bronzetaufbecken im Hildesheimer Dom. Die gekrönte Maria thront auf einem Stuhl, hält in der rechten Hand ein Zepter und auf dem linken Arm das Jesuskind mit der Weltkugel in der Hand.
Anfang des 19. Jahrhunderts war die Verehrung der Marienstatue in Wietmarschen erlahmt. Aber Dechant Matthias Rosemann, während des Ersten Weltkriegs dort Pfarrer, sorgte dafür, dass die Wallfahrt zur Gottesmutter ab 1921 wieder auflebte. Später kam auch der damalige Bischof Wilhelm Berning oft dazu nach Wietmarschen.