Umweltwoche in Nordhorn
Kreuz und quer durch die Schöpfung
Unsere Umwelt ist bedrohter denn je. Es gilt, den Blick zu schärfen und die Natur mehr als Geschenk wahrzunehmen – heißt es in der Stadtpfarrei St. Augustinus in Nordhorn. Deshalb startet dort Mitte September eine Schöpfungswoche: spirituell, kulinarisch und musikalisch.
„Was für eine Pracht!“, sagt Birgitt Wernicke, als sie in den Garten von Christa Gerdes schaut. Und die Gemeindereferentin hat recht, denn es grünt und blüht in allen Beeten und an allen Ecken. Farn und Funkien, Phlox und fette Henne, Mädchenaugen und Hortensien ergeben ein üppiges Bild, in das die Familie und ihre Gäste von der schattigen Terrasse gern hineinschauen. Mag es auch viel Arbeit sein – Christa Gerdes liebt ihre Oase. „Im Garten blühe ich auf“, sagt sie lächelnd. „Das ist Freude, Erholung, Spiritualität für mich.“ Dabei kommt es der Nordhornerin weniger auf akkurat geschnittene Rasenkanten als mehr auf Schönheit durch Vielfalt an. Und deshalb zupft sie auch nicht gleich jeden Halm heraus, der sich durch eine Steinritze schiebt, sondern wartet erst mal ab, „was draus wird. Unkraut gibt es bei mir nicht, sondern nur Wildkräuter.“ Man spürt, sie brennt für die Natur.
Auch deshalb gehört Christa Gerdes zu der zehnköpfigen Projektgruppe aus Haupt- und Ehrenamtlichen, die für die Nordhorner Stadtpfarrei St. Augustinus eine Schöpfungswoche organisiert haben (siehe „Termin“). Acht Tage lang geht es an allen fünf Kirchstandorten zwischen Innenstadt und Brandlecht um die Schöpfung. Mit allen Sinnen können die Teilnehmer mitmachen: kreativ, spirituell, kulinarisch, musikalisch. „Wir werden auch unterwegs sein, zu Fuß und mit dem Fahrrad“, verspricht Birgitt Wernicke.
Ausschlaggebend für diesen Themenschwerpunkt war die Idee des Regionalkantors Stephan Braun gewesen, im Herbst das Oratorium „Die Schöpfung“ von Josef Haydn aufzuführen. Daraus entwickelte sich dann eine ganze Woche, kalendarisch nicht mehr weit entfernt vom Erntedankfest. „Richtig, richtig bunt“ soll sie werden, sagt Wernicke – mit Angeboten „für Kopfmenschen, Praktiker, Familien, Kinder, Jugendliche, Senioren – und für Menschen, die das Thema mit Leidenschaft verfolgen“.
Mehr Respekt und Würde für Pflanzen und Tiere
Wie Christa Gerdes. „Wir sind Teil der Schöpfung, nicht die Herren der Schöpfung“, hat sie einen ganz klaren Standpunkt. Und glaubt, dass wir das allzu oft vergessen und viel zu achtlos mit der Natur umgehen. Die Nordhornerin wünscht sich mehr Wertschätzung, mehr Respekt und Würde für Tiere und Pflanzen. „Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie wenig Schmetterlinge es heute noch gibt?“, fragt sie und spricht von dem zunehmenden Insektensterben. Sie findet das mehr als nur erschreckend, sondern „richtig drastisch.“
Auch solches Erschrecken will die Schöpfungswoche provozieren, sagt Gemeindereferentin Wernicke, zugleich Freude und Dankbarkeit für die Natur vermitteln, Gottes Schöpfung loben und als Geschenk wahrnehmen. Dazu gibt es vom 15. bis 22. September einen bunten Strauß an Möglichkeiten. Den Auftakt machen eine Führung und ein Wortgottesdienst durch den Nordhorner Tierpark, abends steht ein Konzert mit Orgelmusik und Texten wie dem geistlichen Sommerlied von Paul Gerhard „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ im Programm. Sonntags gibt es ein Frühstück mit fair gehandelten und regionalen Produkten, am Nachmittag können vor allem Familien mit Kindern zu einer Kräuterrallye an der Vechte starten.
An anderen Tagen können die Gäste sich selbst eine bunte Welt malen, mit den vier Elementen einen geistlich-meditativen Abendspaziergang machen, Märchen und Mythen aus aller Welt zum Thema Schöpfung hören oder ein Kindermusical sehen. In mehreren Vorträgen geht es um Biolandwirtschaft, um Konsum, um Würde und Eigenwert unserer Mitgeschöpfe. „Und natürlich werden wir Gott, den Schöpfer, in verschiedenen Gottesdiensten und Gebetszeiten feiern“, sagt Wernicke.
Christa Gerdes hat nicht nur mehrere Veranstaltungen mitgeplant, sondern sie wird auch einmal selbst an einem Stand stehen – bei der Pflanzen- und Saatgut-Tauschbörse am letzten Tag der Woche. „Wollen Sie mal meinen Kindergarten sehen?“, fragt sie. Hinter im Garten hat sie schon Samen von Ringelblumen und Stockrosen gesammelt, hat Setzlinge von Akelei, Gilbweiderich und Glockenblumen in kleine Töpfe gepflanzt. Die wird sie mitbringen, damit sie bald in einem anderen Garten stehen und dort für eine blühende Pracht sorgen.
Petra Diek-Münchow
Zur Sache
Acht Tage findet in der Nordhorner Stadtpfarrei St. Augustinus eine Schöpfungswoche statt. Das Programm startet am Samstag, 15. September, mit einer Führung und einem Wortgottesdienst im Tierpark und endet am Samstag, 22. September, mit einem Konzert in der Kirche St. Augustinus. Der Augustinus-Chor und die lutherische Kantorei führen das Oratorium „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn auf. Eintrittskarten für das Konzert gibt es unter anderem im „Kirchenschiff“ an der Burgstraße 10.
Das Programm der Woche liegt in den Kirchen aus und ist auch hier finden: www.katholisch-in-nordhorn.de