Lernort für Toleranz und Demokratie
Foto: Marco Heinen
Berlin/Hamburg (epd/nkz). Der 27. Januar ist der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz. Wer interessiert sich heute noch für die Opfer des NS-Regimes? Zumindest steigen die Besucherzahlen in den NS-Gedenkstätten wieder. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes. Die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in Brandenburg zählte nach eigenen Angaben eine halbe Million Gäste. Das sind deutlich mehr als die 355 000 im Vorjahr, aber auch deutlich weniger als die 700 000 Besucher aus dem Vor-Corona-Jahr 2019. 215 000 Menschen besuchten die Gedenkstätte Bergen-Belsen bei Hannover. Auch die Stiftung Hamburger Gedenkstätten, zu der die KZ-Gedenkstätte Neuengamme gehört, zählte rund 146 000 Besucher. Deutlich mehr als die 108 000 Menschen im Jahr 2022.
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel verzeichneten einige Einrichtungen allerdings eine Zunahme antisemitischer und israelfeindlicher Übergriffe.
Einen deutlichen Anstieg des Interesses registriert auch die einzige katholische NS-Gedenkstätte im Norden. Mehr als 18 000 Interessierte haben 2023 die Gedenkstätte Lübecker Märtyrer besucht. Damit konnte die Zahl der Besucher abermals deutlich gesteigert werden. 71 Gruppen – davon 36 Schulklassen und 12 weitere Jugendgruppen – wurde mit Führungen und Projekttagen das Leben und das Zeugnis der Lübecker Märtyrer nähergebracht. „Besonders mit Schulklassen geht es uns nicht nur um das Geschehen vor 80 Jahren. In einem zweiten Element dieser Projekttage befassen sich die jungen Menschen mit der heutigen Situation, mit Ausgrenzung, Vorurteilen und Rassismus und ihrer eigenen Haltung“, sagt Jochen Proske, Leiter der Gedenkstätte Lübecker Märtyrer. So sei die Gedenkstätte nicht nur Erinnerungsort, sondern auch Lernort für Toleranz und Demokratie.
Für Firm- und Konfirmationsgruppen werden Formate angeboten, die das Glaubenszeugnis der vier Männer in den Mittelpunkt stellen. 2023 haben Firmgruppen aus fünf Pfarreien des Erzbistums dieses Angebot genutzt. „Unsere ausdrückliche Einladung geht an die Pfarreien, Jugendverbände und katholischen Schulen im Erzbistum Hamburg“, so Jochen Proske.