Maria auf dem Weg
Die Marienwallfahrt nach Büchen hat mittelalterliche Vorläufer. Aber auch die neue Variante ist in mittlerweile 15 Jahren immer beliebter geworden. Mehr Sonne und landschaftliche Idylle gibt es kaum.
„Was für eine Demo ist das denn hier?“ war die Stimme eines Radfahrers auf der Gudower Straße zu hören. Auch wenn es schon vor 800 Jahren Marienwallfahrten nach Büchen gab – es ist immer noch ein ungewohntes Bild, wenn 60 Pilger singend vor einer Fußgängerampel stehen und die Straße überqueren. An der Spitze ein grün geschmücktes Kreuz und eine vorangetragene Marienstatue. Am Ortseingang von Büchen waren die Wallfahrer schon fast am Ziel. Vier Kilometer hatten sie am Rand des Elbe-Lübeck- Kanals zurückgelegt. Am Kreuz hingen mittlerweile viele kleine Kreuze, auf denen die Pilger ihre persönlichen Fürbitten eingetragen hatten.
Ungewohnt? Die „neue“ Büchener Marienwallfahrt ist gar nicht mehr so neu. Vor 15 Jahren haben katholische Christen die mittelalterliche Wallfahrtstradition wiederbelebt. Seitdem gehen katholische Christen am Samstag nach dem Fest Mariä Himmelfahrt wieder den gleichen Weg wie einst von Witzeeze zur Marienkapelle in Büchen. Dort feiern sie die heilige Messe und anschließend gibt es Speise und Trank. Zur Tradition gehört auch: An diesem Tag scheint immer die Sonne. „Schön, dass diesmal so viele Menschen gekommen sind, und auch viele Jüngere sind dabei. Wir sind gut gemischt“, so freute sich Ingo Scheider. Er ist Mitglied im Gemeindeteam Lauenburg und hat die Wallfahrt mitgestaltet. Die meisten der Pilger kommen aus der Region und der weiteren Nachbarschaft. Pastor Jules Lawson aus Schwerin bot ein Beichtgespräch im Gehen an – auch das gibt es nicht überall.
Aus Hamburg war Msgr. Wilm Sanders dabei – unter anderem ist er Sammler und Kenner unbekannter Wallfahrtsorte im Norden. Jéròme Agbemaple, Pastor der Pfarrei Heilige Elisabeth, zu der auch Büchen gehört, hatte sich als Hauptzelebrant der Messe in die verschlungene Geschichte der Büchener Marientradition und der Marienfigur vertieft. „Ich habe viele Wege entdeckt. Wege der Menschen zu Maria. Wege Marias zu den Menschen.“ Die Figur der lächelnden Madonna aus dem Jahr 1492 wurde für die Benediktinerinnen im Kloster Ebs-torf bei Uelzen gefertigt. Später geriet sie in Vergessenheit. „Als Maria in der Abstellkammer gelandet war, kam eine Prinzessin, und Maria lächelte die Prinzessin an“, so Pastor Agbemaple. Büchen war die nächste Station, und über viele Wege kam die Figur nach Ostrov in Tschechien – und schließlich als Kopie zurück nach Büchen.
Wenn heute Menschen der Mutter Jesu folgen, über Felder oder am Kanalufer, will Maria sie zu ihrem Sohn führen. „Was er euch sagt, das tut!“ Der Satz aus der biblischen Szene der Hochzeit in Kana ist für Jéròme Agbemaple ein Schlüsselwort. „Maria führt uns wieder zu ihrem Sohn. Maria möchte wieder an die vielen Orte kommen, sie möchte auch wieder nach Norddeutschland kommen, um mit uns durch das Leben zu gehen.“
VON ANDREAS HÜSER