Fastnachtsfeier im Bischöflichen Ordinariat Mainz

In Meenz kann ein Kölner was lerne

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„Von Köln übers Wasser nach Mainz am Rhein, de Bischof muss en Fassnachter sein“, stimmte das Motto der Fastnachtsitzung des Bischöflichen Ordinariats – kurz BO-Fassenacht – närrische Mitarbeiter hoffnungsfroh. Und tatsächlich: Der Bischof wurde gesichtet. Von Maria Weissenberger.

 Als „ordentliche Narren“ feierten sie mit: Bischof Peter Kohlgraf und Weihbischof Udo Markus Bentz – hier zusammen mit Elmar Frey, der gemeinsam mit Michael Josten durchs Programm führte. | Foto: Bistum Mainz
Als „ordentliche Narren“ feierten sie mit: Bischof Peter Kohlgraf und
Weihbischof Udo Markus Bentz – hier zusammen mit Elmar Frey, der
gemeinsam mit Michael Josten durchs Programm führte. Foto: Bistum Mainz

Er war nicht nur da. Bischof Peter Kohlgraf, mit der Narrenkappe als „Mitra für die fünfte Jahreszeit“ passend ausgestattet, machte auch mit – schunkelte, klatschte, sang. Und das Mainzer Helau kommt dem Kölner auch schon flüssig über die Lippen. Es klappt offenbar mit der närrischen Integration.

„Geborn is er in Köln, jetzt also der Kulturschock: Fassenacht in Meenz!“, beschreibt es Johannes Bersch in der Rolle der „Moguntia“. „Das diesjährige Motto zur Meenzer Fassenacht lautet ja: So wie der Mond die Nacht erhellt, strahlt Meenzer Fastnacht in die Welt! Das wird für’s Bistum also eine Art ‚Peterchens Mondfahrt‘!“ Unschwer lassen sich für Bersch auch Ähnlichkeiten von Fassenacht und Kirche feststellen: „Auch in der Fassenacht gilt man mit Anfang 50 noch als Nachwuchstalent!“

Ein närrischer Härtetest  war die Sitzung nicht

Klar, dass der „Neue“ für manchen Aktiven ein Thema war. Und obwohl er sich bewusst ist – vergangene Woche hat er es ja in „Glaube und Leben“ im Wort des Bischofs verkündet – dass Bischöfe in einer Fassenachts-Hochburg schon mal Ziel von Witz und Spott werden: Ein Härtetest in dieser Hinsicht war die BO-Fassenacht nicht. Witz ja, Spott weniger – eine leichte Übung zum Eingewöhnen.

„Ein neuer Bischof aus Köln wurd uns beschert, als Kölner in Mainz fühlt er sich geehrt“, reimte Andreas Keim im Protokoll. „Der Herr schickt nach Mainz seine Hirten sehr gerne, denn in Meenz kann jeder Kölner noch was lerne“, reimt Andreas Keim als Chef des Protokolls. „Schnell hat er gelernt, wie es in Mainz hier so geht, denn der dicke Messdiener zeigt ihm genau, wo er steht. Auch braucht die Ökumene ihn hier nicht zu schocke, im Dom auch immer e paar Evangelische hocke. Denn schon einst sprach Friedrich, in einem Mainzer Salon, ein jeder wird hier selig nach seiner Façon.“

Bischofswappen mal närrisch betrachtet

Als Clown vom Bischöflichen Jugendamt stellte Monika Krebs vergleichende Betrachtungen der Bischofswappen von Bentz und Kohlgraf an: „Guckt sie euch an, seht ihr des auch aus der Ferne, die zwei haben sicher das Wasser sehr gerne.
Sie sagen ja, sie leben gerne am Rhein, der soll die Verbindung zu der Heimat auch sein.

Der Weihbischof aus dem Bistum Speyer, also aus Richtung Süden, der ist praktisch mit dem Strom nach Mainz her getrieben.

 Zirkusatmosphäre: herrliche Kostüme, super Tanzleistung von einem Ballett, das einst Kindergartenmütter in Budenheim gründeten. Die Kinder sind aus dem Kindergartenalter längst raus, die Mütter tanzen noch immer. Bei Kindergarten-, Senioren-                  und Pfarrfastnacht und beim Carneval-Club Budenheim. Eine Neuentdeckung für die BO-Fassenacht: Alexa Stendtke, Sekretärin von Bischof Kohlgraf, trainiert die Gruppe gemeinsam mit Tanja Wagner. | Foto: Maria Weißenberger
Zirkusatmosphäre: herrliche Kostüme, super Tanzleistung von einem Ballett, das einst Kindergartenmütter in Budenheim gründeten. Die Kinder sind aus dem Kindergartenalter längst raus, die Mütter tanzen noch immer. Bei Kindergarten-, Senioren- und Pfarrfastnacht und beim Carneval-Club Budenheim. Eine Neuentdeckung für die BO-Fassenacht: Alexa Stendtke, Sekretärin von Bischof Kohlgraf, trainiert die Gruppe gemeinsam mit Tanja Wagner. | Foto: Maria Weißenberger

Der Bischof Peter aus Köln hat es auf sich genommen, der hat’s schwerer: Er ist gegen den Strom geschwommen.“ Ja, sie wusste sogar närrisch schlüssig zu erklären, wie Kohlgraf zu seinem Wahlspruch gekommen ist: „Weil die Menschen hier geprägt sind vom Wein und vom Rhein, will er wirklich gern unsern Bischof sein. Drum hat er zum Wahlspruch auch diesen genommen – ich übersetze: Das Reich Gottes ist nahe gekommen.“

Nicht so für den „Jean von Bodenum“, verkörpert von Gerold Reinbott, nebenamtlicher Diözesanrichter und Gemeindepfarrer in Mainz-Laubenheim. „Ich wollt gar nit komme“, gestand er mit seinem bekannt trockenen Humor. „Und wenn, dann wollt ich do unne sitze. – Ich wollt Bischof von Meenz wern.“ Kein Domkapitel hat ihn gewählt, kein Papst ihn ernannt. Und selbst seine Hoffnung, dass der Neue ihn endlich in den Ruhestand gehen lässt, muss er nach einem „Meinungsaustausch“ ganz schnell begraben: „Mit meiner Meinung bin ich hin. Und mit seiner bin ich heim“, verkündet er der versammelten Narrenschar. Seiner Berufung als Fassenachter kann er auf jeden Fall weiter nachgehen.

Ob der dicke Messdiener nicht da war? Doch. Ob der nichts über seinen neuen Chef gesagt hat? Doch. Was? Das, liebe Leserinnen und Leser, wird hier nicht verraten. Schalten Sie doch einfach am Freitag Abend die Fernsehsitzung aus Mainz an! Da ist Andreas Schmitt wieder als Sitzungspräsident in seinem Element – und hält auch seinen Vortrag als Obermessdiener.

 

Viel mehr Spaß als irgendwas

Maria Weißenberger Foto: privat
Maria Weißenberger
Foto: privat

Sie haben ihren ganz eigenen Reiz – die kleinen, fast familiär zu nennenden Fastnachtssitzungen. Sitzungen, die zu einem Großteil nicht nur aus den „eigenen Reihen“ gestaltet werden, sondern auch inhaltlich aus gemeinsamen Erfahrungen, Themen – manchmal auch Schwierigkeiten oder „nur“ Veränderungsprozessen – gespeist werden. Über die man dann – durch die närrische Brille betrachtet – auf einmal sogar herzlich lachen kann. Gerade weil die Narrenbrille ganz andere Sichtweisen zu eröffnen vermag, lohnt sich der närrisch große Einsatz der Mitarbeitervertretung für die „kleine feine“ BO-Fassenacht. Und weil es manche Aktive gibt, die die Mühe nicht scheuen, eine Büttenrede zu verfassen, die speziell auf diesen Kreis abgestimmt ist. Das macht viel mehr Spaß als „irgendwas“, das man überall sehen und hören kann. Umso schöner, dass sich auch der Bischof unters närrische BO-Volk gemischt hat!