Menschen sind gefragt wie nie

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Um in Zeiten von Personalmangel noch gute Mitarbeiter zu bekommen, muss man sie begleiten und gute Erfahrungen vermitteln. Die Caritas im Norden tut dies unter anderem mit „Azubi-Tagen“ wie zuletzt in Graal-Müritz. 


Eine gute Zeit zusammen: Azubi-Tage der Caritas in Graal-Müritz. | Foto: Achim Rizvani
 

Ein Wochenende in Graal-Müritz an der Ostsee, unter jungen Leuten, die eine Ausbildung bei der Caritas machen. Nach den Coronajahren ging das „endlich!“ wieder. Vom 21. bis 22. März trafen sich die Auszubildenden der Caritas im Norden in Graal- Müritz, nach langer Pause, endlich wieder zu den Azubi- Tagen. „Schlüsselmomente und: kann man Abschied nehmen eigentlich lernen“, das war die große Überschrift für die gemeinsamen Stunden. Madlen Grolle-Döhring, Koordinatorin des ökumenisch ambulanten Familienbegleit- und Kinderhospizdienstes „Oskar“ in Rostock, hat sich gemeinsam mit den jungen Frauen und Männern auf Spurensuche begeben. Die kleinen und großen Abschiede eines jeden wurden betrachtet, um die Schlüsselmomente für gelingende Abschiede im Arbeitsalltag und im täglichen Miteinander zu finden.

Die Azubi-Tage waren kein Teil der Ausbildung. Es ging um mehr: „Wir wollten die Auszubildenden dabei nicht nur als zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen, sondern auch als Menschen und herausfinden, was sie bewegt, was sie antreibt,“, sagte Silja Fallberg, Referentin der Caritas und Organisatorin dieser Tage. 

Zur Zeit machen 27 Menschen ihre Berufsausbildung bei einer Caritas-Einrichtung in Mecklenburg, Schleswig-Holstein oder Hamburg. Die meisten Ausbildungsplätze gibt es in Pflegeeinrichtungen, aber auch in der Verwaltung – sogar eine Journalistin absolviert derzeit in der Kommunikations-Abteilung ihr Volontariat.

Die Konkurrenz der Arbeitgeber ist groß

Seinen Job nicht nur lernen, sondern sich darin wohlfühlen und mit dem Arbeitgeber – also der Caritas – verbunden sein, das liegt im Interesse beider Seiten. Denn Fachkräfte sind knapp und begehrt, besonders in sozialen Berufen. Die Marke „Caritas“ steht dabei für einen großen und leistungsfähigen Träger mit hohen Qualitätsstandards. Viele Schulabsolventen werden über „Mund-zu-Mund-Propaganda“ auf die Ausbildung aufmerksam. Ein Selbstläufer ist die Stellenbesetzung aber nicht. Es reicht auch nicht, dass junge Talente „anbeißen“ und eine Ausbildung starten. Wer die Ausbildung zur Pflegefachkraft hinter sich hat, kann sowohl in der Alten- als auch in der Krankenpflege arbeiten. „Man hat also alle Möglichkeiten, und die Konkurrenz der Arbeitgeber ist groß.“ Vor allem in der ambulanten Pflege gebe es Schwierigkeiten, die Stellen zu besetzen. 

Es gibt aber auch neue Wege in der Mitarbeitergewinnung. Etwa das duale Studium. Das heißt: Studieren – etwa das Fach Sozialpädagogik – und während des Studiums im künftigen Beruf arbeiten und Geld verdienen. Im Raum Rostock gibt es zur Zeit drei Caritas-Mitarbeiter, die eine solche Kombination gewählt haben. Das Interesse ist groß, sagt Björn Köster, Ansprechpartner für das Duale Studium bei der Rostocker Caritas. „Ich bekomme pro Woche ein bis zwei Bewerbungen.“ In Rostock hat die Caritas entsprechende Stellen, etwa in der Schulbegleitung. Nicht ganz einfach aber sei die Finanzierung einer solchen Stelle, da der Arbeitgeber in der Regel auch die Studiengebühren trägt. 

Wichtig sei es, auf dem Markt der Ausbildungsträger mitzuspielen. „Alle Träger haben großes Interesse daran, Fachkräfte zu finden. Wir müssen sehen, dass wir bei jüngeren Leuten im Gespräch bleiben“, sagt Björn Köster. Deshalb ist die Caritas auch auf den „Jobmessen“, wo auch Diakonie, Awo oder Volkssolidarität, also die gesamte Palette der Sozialverbände, um junge Leute wirbt. 

Silja Fallberg: „Jemanden zu bekommen, das ist das eine. Die Auszubildenden aber gut zu begleiten, damit sie am Ende auch bleiben – das ist die Herausforderung.“ Deshalb gibt es Wochenenden wie die Azubi-Tage in Graal-Müritz, an deren Ende die Teilnehmer fühlen: Ich bin bei der Caritas richtig. 

Für Caritasdirektor Matthias Timmermann hat die Gewinnung und Ausbildung von Nachwuchs hohe Priorität. „Wir vermitteln dem Nachwuchs die Sinnhaftigkeit der wertvollen Arbeit der Caritas. Junge Menschen lassen sich durch sinnstiftende Tätigkeiten häufig begeistern.“ Demnächst wolle sich die Caritas im Norden mit einer eigenen Jobseite und in den sozialen Medien als leistungsstarker christlicher Arbeitgeber präsentieren. 

Aus Graal-Müritz jedenfalls haben die Auszubildenden nur gute Erfahrungen mitgenommen: „Wir hatten eine tolle Zeit zusammen, haben viel gequatscht, gespielt, gelacht und gut gegessen und dabei etwas über einen ganz wichtigen Aspekt in unser aller Leben gelernt: das Abschiednehmen“, sagten Teilnehmer.    

(mt/ahü)