Mit der Kraft der Sonne

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Im Vergleich zur Industrie ist der Energieverbrauch der Kirche nicht sehr groß. Trotzdem kann auch sie etwas für die Umwelt tun – und bekommt dafür noch staatliche Hilfe. Wie das geht, zeigt die Pfarrei Herz Jesu in Rostock

Luftansicht der Kita Thomas Morus in Rostock mit Fotovoltaikanlage auf dem Dach
Fotovoltaikanlagen auf den Dächern der Thomas-Morus-Kirche und der Kita Thomas Morus.  Foto: Henry Stefan

Was sich verändert hat, sieht man am besten von oben. Etwa wenn man vom Himmel aus auf das Dach der Kindertagesstätte St. Martin blickt. Ein Flachbau mit großer Grundfläche, das gilt nicht gerade als energiesparend. Aber die Rostocker haben aus der Not eine Tugend gemacht. Das flache Dach bietet Platz für eine große Zahl von Solarzellen. Sie produzieren – je nach Sonnenlicht – Strom. Ähnliche Anlagen befinden sich auf dem Dach der Kindertagesstätte St. Thomas Morus in Evershagen und auf dem flachen Dach der benachbarten Thomas-Morus-Kirche, über dem Gemeindesaal und auf dem Verwaltungsgebäude der Chris­tuskirche in der Innenstadt. 

Zusammen produzieren diese Anlagen 100 Kilowatt Strom in Spitzenzeiten, das heißt, wenn die Sonne scheint. Der Strom, der nicht gebraucht wird, wird gespeichert. Er steht also für die Nacht zur Verfügung. Und der Rest kann ins Stromnetz eingespeist, also verkauft werden.

Die Rostocker haben ausgerechnet: In Zukunft werden die Solaranlagen der Rostocker Pfarrei pro Jahr 90 000 Kilowattstunden Strom erzeugen, und damit jährlich 53 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß vermeiden. Diese
Menge des klimaschädlichen Gases fiele an, wenn man für den Strom Rohstoffe verbrennen würde. 

Eine Investition für die Kinder 

„Solche Projekte sind gute Inves­titionen für unsere Kinder. Denn die dürfen die Suppe später auslöffeln“, sagt Henry Stefan, Initiator der Aktion. In seiner Firma hat er schon Solaranlagen installiert und damit gute Erfahrungen gemacht. Für die Gemeinden rechnet sich das Projekt auch durch den Einsatz von Landesfördermitteln. 60 Prozent der Investitionskosten zahlt das Land aus EU-Mitteln dazu. Das sind allein für die Solaranlagen der beiden Kitas 32 000 Euro. Der Rest lässt sich über einen sehr geringen Zinssatz finanzieren. „Das bedeutet, in sieben bis acht Jahren hat sich das Projekt amortisiert. Ich finde, da braucht man nicht lange nachzudenken“, sagt Henry Stefan. Im Kirchenvorstand sei der Antrag, der immerhin 150 000 Euro Kosten umfasste, auch glatt durchgegangen. 

Inzwischen erzeugen die Ros­tocker Gemeinden einen Teil ihres Stromes selbst. Das funktioniert auch an der nicht immer sonnigen Ostsee. „Die heutigen Solarzellen bringen auch bei trübem Wetter Strom. Nur dann natürlich nicht, wenn es dunkel ist. Die Monate November bis März kann man eigentlich vergessen. Aber über das Jahr rechnet sich die Sache.“

Es gibt noch eine weitere „Nutzung“ der Solaranlage. Die katholischen Kitas haben ein Schöpfungsprojekt gestartet. Damit werden die Kinder und Eltern für den Erhalt der Schöpfung Gottes sensibilisert. Sie machen sich Gedanken über das eigene Konsumverhalten und den Zusammenhang von Energieverbrauch und Klimawandel. Und sie erfahren gleichzeitig, dass man etwas tun kann. Dazu muss man nicht auf das Dach klettern. Auf einem öffentlichen Anzeigedisplay werden die Zusammenhänge zwischen Erzeugung, Verbrauch und Speicherung des eigenen Solarstroms kindgerecht dargestellt.

So können Kinder und Eltern bewusst miterleben, dass die Gemeinde durch die Kraft der Sonne CO²-Emissionen vermeiden, bewusster mit Energie umgehen, zum Klimaschutz beitragen und obendrein noch Geld sparen kann.

Text: Andreas Hüser