Bild von Auferstehung Christi bis Pfingsten in der Moritzkirche in Halle
Mit einer tiefen Botschaft
Ein kostbares Bild von der Auferstehung Christi ist bis Pfingsten in der Moritzkirche in Halle zu sehen. Das restaurierte Renaissance-Gemälde wurde bei einer Veranstaltung am vierten Fastensonntag vorgestellt.
„Der auferstandene Christus“. 185 mal 160 Zentimeter, Italien um 1500, Temperafarbe. Foto: Bistum Magdeburg |
Staunen und Applaus gingen durch die Moritzkirche in Halle, als am vierten Fastensonntag bei einer festlichen Abendveranstaltung der Vorhang von einem verhüllten Bild fiel. Die Teilnehmer waren nun eingeladen, sich das frisch restaurierte Renaissance-Gemälde „Der auferstandene Christus“ anzuschauen. Das Bild zeigt Christus, wie er als Sieger über den Tod aus dem Sarkophag steigt, einen Fuß noch im Grab, mit segnender rechter Hand und eine Kreuzesfahne in der linken. Umgeben ist er von zahlreichen schlafenden und erwachenden Wächtern und zwei Engeln. Im Hintergrund rechts sind Maria Magdalena und weitere Frauen zu sehen, vorn links betrachtet ein Bischof, wohl der Stifter des Bildes, das Geschehen.
In dreijähriger, mühevoller Arbeit ist es den Restauratorinnen Ella Dudew und Eva Krug von Nidda gelungen, das über Jahrhunderte dunkel gewordene Bild neu erstrahlen zu lassen und Überarbeitungen rückgängig zu machen. Möglich wurde dies durch eine Kooperation zwischen dem Bistum, dem Landesdenkmalamt und der Hochschule für Künste in Dresden. Das Land Sachsen-Anhalt und die Marlis-Kressner-Stiftung Dresden unterstützt das Studienprojekt finanziell.
Halles Propst Reinhard Hentschel erinnerte sich bei der Präsentation an seine erste Begegnung mit dem Gemälde. Er habe es als Theologiestudent bei einem Besuch bei Bischof Johannes Braun gesehen. Beeindruckt von der Botschaft habe das Werk bei ihm einen nachhaltigen Impuls für seinen Lebensweg hinterlassen. Auch deshalb hat er sich sich jetzt dafür entschieden, das Gemälde aus Bistums-Besitz bis Pfingsten vor dem Hochaltar in der Moritzkirche zu präsentieren. Hentschel wünscht sich, dass sich die Betrachter von der Botschaft berühren lassen: „Das Leben ist stärker als der Tod.“
Der leere Platz verweist auf den Auferstandenen
Der Platz im Bischofsbüro, an dem das Werk hing, ist jetzt leer, sagte Bischof Gerhard Feige bei einem Grußwort. Genau diese Leerstelle führe aber zum Auferstandenen. „Sie führt mitten hinein in das Ostergeschehen, von dem die bildliche Darstellung nur einen Ausschnitt erzählt. Ostern beginnt mit einer Leerstelle – mit der Entdeckung, die die Frauen am Ostermorgen machen: Das Grab ist leer.“ Von daher könne man darauf vertrauen, „dass auch die Leerstellen in unserem Leben und in unserer gegenwärtigen Zeit – selbst die tiefsten Abgründe und unverständlichsten Sinnlosigkeiten – nicht völlig ‚gottlos‘ und ohne jeden Funken von Hoffnung sind“, so Feige.
Die Restaurierung wurde vor einigen Jahren durch die Kunst- und Kulturgutbeauftragte des Bistums, Sabine Wolfsbauer, ins Rollen gebracht. Sie entdeckte das wertvolle Gemälde im Sitzungszimmer des Bischofs im Ordinariat. Bei genauem Hinschauen fand Wolfsbauer im Schild des mittig platzierten, schlafenden Wächters eine Ritzung: In goldenen Majuskeln sind dort der Name Andrea Mantegna, die Abbreviatur (Abkürzung) P sowie die Jahreszahl 1493 zu finden. Sollte es sich tatsächlich um ein Original des hoch dotierten italienischen Renaissance-Künstlers handeln?
Kein Mategna, aber von hoher Qualität
Bei der Restaurierung kam dann Interessantes zutage, berichteten die Restauratorinnen und Wolfsbauer: Der Künstler malte das Bild um 1500 auf eine Holztafel. Im 16./17. Jahrhundert wurden Teile – wohl im Geschmack der Zeit – übermalt. Schließlich wurde die Malschicht im 19. Jahrhundert wegen Wurmbefalls der Holztafel auf eine doppelte Leinwand übertragen.
Im Blick auf die Herkunft verorten die Fachleute das Bild in die Nähe der umbrischen, auch römischen Renaissance-Malerei. Der Künstler könnte Kontakt mit Antoniazzo Romano (1435/40-1508) oder Bernardino di Betto di Biagio, genannt Pinturicchio (1454-1513), gehabt haben oder gar einer ihrer Mitarbeiter gewesen sein. Höchstwahrscheinlich sei auszuschließen, dass es sich beim Künstler um Andrea Mantegna (1431-1506) handelt.
Künftig soll das restaurierrte Gemälde im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg zu sehen sein. (sus/ep)