Buch Tobit wird vorgelesen

Mit Gott zum Helden werden

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Geschichten von Leid und Verzweiflung, Mut und Gottvertrauen erzählt das biblische Buch Tobit. Bei den Benediktinerinnen in Osnabrück wird es an einem Abend im Februar komplettvorgelesen, unterbrochen von Musik.


Tobit und seine Frau. Das Gemälde mit dem Titel „Tobit and Anna“
von 1626 stammt aus dem Rijksmuseum Amsterdam. Foto: Art Media/Heritage Images

Welch eine Geschichte! Eine junge Frau will heiraten, doch der Bräutigam wird in der Hochzeitsnacht von einem Dämon ermordet, noch bevor die Ehe vollzogen wurde. Das allein ist schrecklich genug, doch der jungen Frau namens Sara passiert genau dies insgesamt siebenmal. Dann ist sie überzeugt davon, dass es sich nicht weiter lohnt, auf eine glückliche Eheschließung zu hoffen. Sara will sich umbringen, doch sie besinnt sich und führt die Tat nicht aus. Und siehe da: Ein junger Mann namens Tobias taucht auf, lässt sich das Mädchen zur Frau geben und kann den Dämon besiegen. Nicht mit Superheldenkraft, aber mit Gottes Beistand.

Das ist eine der beiden Geschichten, die im Buch Tobit vorkommen. Das Buch ist eine biblische Heilserzählung, es gehört zu den weisheitlichen Erzählungen.  Als Erstes taucht darin Tobias Vater, der alte Tobit, auf. Er ist ein gottesfürchtiger Mann, verhält sich so, wie der Gott der Israeliten es von seinem Volk erwartet, auch wenn seine Umgebung ihn dafür verspottet. Als er erblindet, hadert er mit seinem Leben und möchte sterben.

Seinem Sohn Tobias gibt er aber noch mit auf den Lebensweg, die Gebote Gottes zu halten. „Vollbringe alle Tage deines Lebens gerechte Taten und wandle nicht auf den Wegen des Unrechts“, sagt Tobit zu seinem Sohn. Er ermahnt ihn, Almosen zu geben und keinem Tagelöhner am Ende des Tages den Lohn schuldig zu bleiben. „Was du hasst, das tu niemand anderem an.“ Solcher Art sind die Weisheiten, die aus dem Mund des Tobit für alle Zuhörer der Geschichte verkündet werden.

Wieso muss ein gerechter Mensch so viel leiden?

Der junge Tobias wird von Tobit auf die Reise geschickt, um in einer anderen Stadt einen Schatz zu holen. Er sucht sich einen Mitreisenden, weiß aber nicht, dass es sich um den Engel Rafael handelt. Warum der junge Mann überhaupt weggeschickt werden muss, welcher Schatz auf ihn wartet und ob es gelingt, die Blindheit des Vaters zu heilen – all das können Neugierige im Buch Tobit in der Bibel nachlesen. Oder sich überraschen lassen bei der öffentlichen Lesung des Buches, die am Dienstag, 5. Februar, im Benediktinerinnenkloster in Osnabrück stattfindet. Beginn ist um 19 Uhr in der Klosterkapelle (Hasetorwall 22). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, aber wer sich einen Platz sichern möchte, sollte früh genug da sein.


Das Buch Tobit wird im Benediktinerinnenkloster in
Osnabrück vorgelesen. Foto: Andrea Kolhoff

Wie viele Menschen kommen werden, um sich das Buch Tobit vorlesen zu lassen, weiß Schwester Ursula Wahle nicht. Sie ist aber überzeugt, dass der Abend den Zuhörern gefallen wird. Als Vorleser wurde Eberhard Ockel engagiert, der früher Germanistikprofessor in Vechta war. Die Textpassagen werden unterbrochen vom Gesang eines Projektchores, der unter der Leitung  von Godehard Nadler singt. Die  Orgel spielt Pater Ralph aus Gerleve. Ein Programmzettel wird den Zuhörern die Liedtexte an die Hand geben, „damit alle folgen und auch mitmachen können“, sagt Schwester Ursula.

Sie hat den Abend zusammen mit Schwester Raphael, Uta Zwingenberger und Elisabeth Uebber vorbereitet, inspiriert von der erfolgreichen Lesung des Buches Exodus auf dem Katholikentag in Münster. Wie lange die Lesung des Buches Tobit dauern wird, lässt sich nur schätzen. Im Anschluss an den Vortrag des Textes haben die Besucher Gelegenheit, noch kurz zu einem Gespräch zusammenzukommen und sich über das Buch Tobit auszutauschen. Man könne es gut mit seinem eigenen Leben in Verbindung bringen. Es gehe um die Frage, wieso ein gerechter Mensch so viel leiden müsse, und um die Erfahrung, „dass Gott wirklich hilft und wie er hilft“.

Zutaten für eine Heldenstory

Die im Buch Tobit erzählten Episoden werden die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise ansprechen. Mancher Zuhörer mag sich mit Tobit identifizieren, der durch seine Blindheit nutzlos geworden ist und schwer daran trägt. Andere wiederum mögen sich in Tobits Frau Hanna hineinversetzen, die nun die Last des Alltags alleine stemmen und außerdem den Lebensunterhalt verdienen muss; obendrein sieht sie sich noch ungerechten Vorwürfen ihres Mannes Tobit ausgesetzt. Auch das Schicksal der jungen Sara hält Stoff zum Nachdenken bereit.

Überstrahlt wird alles jedoch von der Geschichte des jungen Tobias, die viele Zutaten für eine Heldenstory enthält: Junger Mann, furchtlos, zieht in die Welt, wird von einem geheimnisvollen Fremden – Rafael – begleitet und löst die ihm gestellten Aufgaben reibungslos; auch ein bisschen Hokuspokus ist dabei, als der Dämon besiegt wird.

Das sei ja eine durchaus märchenhafte Geschichte, diese Sache mit dem Dämon und dem Fisch, meint Schwester Ursula. Am Ende jedenfalls werde der eigentlich Handelnde offenbart: Gott.  

Andrea Kolhoff

Das Buch Tobit, Eine Liturgie der Heiligen Schrift. Lesung in der Klosterkapelle des Benediktinerinnenklosters in Osnabrück, Hasetorwall 22, Dienstag, 5. Februar, 19 Uhr, Ende ca. 21.30 Uhr, Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich.