Priesterweihe vor Pfingsten

„Mutig nach vorne gehen“

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Die Kirche zukunftsfähig machen wollen Kristian Pohlmann und Thomas Wirp. Sie werden am Samstag vor Pfingsten zu Priestern geweiht. Beide sehen ihren Arbeitsschwerpunkt in der Seelsorge.


Thomas Wirp wurde 2010 bereits zum Diakon mit Zivilberuf
geweiht. Foto: Andrea Kolhoff

Schon als Diakon mit Zivilberuf hat Thomas Wirp (57) die Gespräche besonders geschätzt, in denen es um den Glauben ging, um Vertrauen in Gott und das, was er mit den Menschen vorhat. Das berührte bisweilen  auch das Thema seines eigenen Weges. „Gott hat es immer gut mit mir gemeint“, sagt er. Nun lässt der Ingenieur sich zum Priester weihen. Als Seelsorger will er die Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit erreichen, sie begleiten und dabei auch neue Wege gehen, um die Kirche „zukunftsfähig“ zu machen, wie er es nennt. Aber erst nach der Weihe wird er erfahren, wo sein Einsatzort als Priester sein wird. Als Diakon war er zuletzt in Bramsche tätig.

Thomas Wirp wurde 2010 zum Diakon mit Zivilberuf geweiht, damals arbeitete er bei einem deutschen Energieunternehmen. Vom Bauen von Hochspannungsleitungen bis zum Verkauf von Gasverträgen gingen seine Aufgaben, viele Jahre lang in leitender Funktion. Doch 2014, während er sich in Exerzitien befand, wurde der Ruf Gottes lauter. Und ließ ihn nicht los. Thomas Wirp dachte darüber nach, wie es wäre, Priester zu werden. Am Ende der Exerzitien war ihm klar, dass er tatsächlich Priester werden will.

Wirp besprach sich mit den Verantwortlichen im Bistum. Er wurde Ständiger Diakon und gab seine Stelle im Energieunternehmen auf. Dort hatte er bereits eine Vereinbarung zur Altersteilzeit unterschrieben, 2020 hätte die Freistellungsphase begonnen.

Doch das ist jetzt „Schnee von gestern“. Thomas Wirp bereitete sich auf den Priesterberuf vor. Durch das Fernstudium vor der Diakonatsweihe hatte er viel Wissen erworben. Jetzt kamen noch drei Semester Theologie in Münster dazu, in denen er Seminare besuchte, die ihm besonders empfohlen worden waren. In dieser Zeit wohnte er im Münsteraner Priesterseminar.

Zur Weihe werden seine Geschwister ihm einen Kelch schenken. Wirp, dessen Ehe 2004 annulliert wurde, hat drei erwachsene Kinder. Sie schenken ihm einen gemeinsamen Urlaub – wie früher: auf einem Campingplatz in Holland.

Pflegepraktikum und Mithilfe in einer Suppenküche


Kristian Pohlmann wusste schon sehr früh, dass er Priester
werden will. Foto: Andrea Kolhoff

Kristian Pohlmann (27) hat nach der Erstkommunion einen Weg eingeschlagen, der sich in seiner Kirchengemeinde Heilig Geist in Oesede ganz natürlich ergeben hat. Er wurde Messdiener und später Teamer in der Jugendarbeit und lernte dabei Priester kennen, die andere Menschen für die Sache Jesu begeistern konnten, Priester, die überzeugende Persönlichkeiten waren. Zum Beispiel der langjährige Pfarrer Dieter Woldering oder Kaplan Hartmut Sinnigen. Sie wurden auf unaufdringliche Weise Vorbilder für Kristian Pohlmann, lange, bevor er konkret daran dachte, selbst einmal Priester zu werden.

Als Jugendlicher sprang er in Heilig Geist als Küster für eine Werktagsmesse ein, als ein Küster erkrankt war, diesen Dienst versah er mit seinem Freund Tim. Der hat nach dem Abitur Betriebswirtschaftslehre studiert, für Kristian Pohlmann stand fest, dass er Priester werden will. Er hatte in einem Altenpflegeheim Orgel gespielt und dabei festgestellt, dass ihm der Umgang mit den alten Menschen gut gelang. Seelsorge als Berufsfeld – das konnte er sich gut vorstellen.

Kristian Pohlmann studierte Theologie in Münster und München, absolvierte ein Pflegepraktikum in einem Krankenhaus, betreute als Student Demenzkranke und half in der Suppenküche der Franziskaner in München mit. Nach dem Studium arbeitete er drei Monate lang als Praktikant in einem Pilgerhaus in Jerusalem. An allen diesen Orten habe er gelernt, sich „auf Dinge einzulassen, die unvertraut und fremd sind“ – in der Tradition des heiligen Franziskus, „der auch immer an Grenzen gestoßen ist“.

Sich auf unterschiedliche Menschen einstellen können – diese Gabe möchte Pohlmann sich bewahren. Als Priester will er für alle da sein, sich in der Kranken- und Seniorenseelsorge engagieren, aber auch die jungen Leute dort erreichen, wo sie sich aufhalten. Im Diakonat in Bremen war er in vielen Berufsfeldern selbstständig tätig, Tauf- und Trauergespräche gehörten ebenso dazu wie Predigten.

Es sei hilfreich zu wissen, dass man von Gott getragen sei. „Wir reden als Priester ja nicht von uns aus, wir reden von Gott“, sagt Kristian Pohlmann. Sein Primizspruch ist ein Psalmzitat: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels“. Als Priester möchte er „Traditionen bewahren, aber auch mutig nach vorne gehen.“

Andrea Kolhoff

 

Priesterweihe und Primiz

Kristian Pohlmann aus Heilig Geist Oesede und Thomas Wirp aus St. Martinus Bramsche werden am Samstag, 19. Mai, im Dom St. Petrus in Osnabrück zu Priestern geweiht. Beginn der Messe ist um 9.30 Uhr.

Die Primizfeier von Thomas Wirp, die erste Messe, die er als Priester in seiner Heimatgemeinde feiert, findet am Sonntag, 20. Mai, in der Kirche Heilig Geist in Bramsche statt, Westfalenring 5. Beginn ist um 10.30 Uhr, anschließend Empfang im Gemeindehaus.

Kristian Pohlmann feiert Primiz am Sonntag, 20. Mai, in Peter und Paul in Oesede. Beginn 11 Uhr, anschließend Empfang im Pfarrsaal „Auf dem Thie“; 15.30 Uhr beginnt eine Dankandacht mit Möglichkeit des Einzelprimizsegens. – Nachprimizen von Kristian Pohlmann: Samstag, 2. Juni, 18 Uhr, in St. Johannis Glandorf und am Sonntag,  10. Juni, 9.30 Uhr in St. Godehard, Bremen-Hemelingen.