Ulrich Clausen engagiert sich seit 1991 für Bewahrung der Schöpfung

Nächstenliebe für die Schöpfung

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Nach rund 30 Jahren im Dienst des Ordinariats ist Ulrich Clausen am 31. Mai in den Ruhestand getreten. Er engagiert sich seit 1991 für die Bewahrung der Schöpfung. Im Gespräch berichtet er, warum Nachhaltigkeit ihn bewegt.

Ulrich Clausen hofft, dass sich schöpfungsfreundliches Denken weiter ausbreitet.    Foto: Silvia Funke

Herr Clausen, wo stehen Siebeim Thema Nachhaltigkeit heute im Bistum?

Wir stehen noch ziemlich am Anfang. Es gibt einzelne Enthusiasten, die sich seit vielen Jahren für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Doch durch die Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus ändert sich das Bewusstsein gerade. Die Schöpfung ist zentraler Teil unseres Glaubens. In den Köpfen ist angekommen, dass man etwas tun muss. In der Praxis gibt es aber noch viele Ausflüchte. Da muss die Streuobstwiese etwa neuen Bauplänen weichen oder es hält sich das Gerücht, Recycling-Papier könnte den Drucker schädigen.

Welche Umweltschutzmaßnahmen lassen sich in Pfarreien leicht umsetzen?

Bei der Beleuchtung kann man zum Beispiel auf LEDs umsatteln. Müll wird noch nicht überall getrennt. Man sollte sich fragen, was wirklich gedruckt oder kopiert werden muss. Außerdem können Pfarreien auf ökologische Reinigungsmittel und faire Produkte setzen. Das Preisargument zieht nicht, wenn Kosten etwa beim Thema Energie eingespart werden: Die Heizung muss nicht laufen, um dann bei offenem Fenster für Abkühlung zu sorgen.

Was konnten Sie seit 1991 in Sachen Umweltschutz im Bistum bewegen?

Der Einsatz eines Bistumsumweltbeauftragten war damals eine Antwort auf die desolate Umweltsituation nach dem Ende der ehemaligen DDR. Ich bin kein Mensch großer Meilensteine und verschaffe in kleinen, kontinuierlichen Schritten den leiseren Themen Gehör. Ich war viel in den Gemeinden unterwegs und habe oft in ökumenischer Zusammenarbeit für die Bewahrung der Schöpfung sensibilisiert. Dabei ging es immer darum, den wenigen Interessierten den Rücken zu stärken.
Ein wichtiger Schritt war 1998 das Bischofswort „Handeln für die Zukunft der Schöpfung“. Dabei wurde etwa der Ausstieg aus der Nuklearenergie benannt. Da es an einer geordneten Entsorgung mangelt, kann das keine grüne Energie sein. Solange wir noch nicht alle Möglichkeiten des Energiesparens ausgeschöpft haben – und da gibt es noch viel Potenzial – ist Kernenergie keine Option. Die Flut 2002 war außerdem ein Einschnitt, der die Folgen des Klimawandels im Bistum spürbar machte. Aber die Zusagen von damals haben wir wieder aus den Augen verloren.

Wie geht es in Sachen Umweltschutz im Bistum nach Ihrem Weggang weiter?

Das Thema Umweltschutz habe ich im Ordinariat ehrenamtlich vorangebracht. Dabei konnte ich im Rahmen meiner Referententätigkeit Zeitkontingente dafür nutzen. Ich glaube, dass man das in Zukunft nicht mehr nebenbei erfüllen kann. Wir sind auf dem Weg zur Klimaneutralität so intensiv gefordert, dass es Klimamanager braucht. In dieser Hinsicht blicke ich auch mit Sorge auf den Strategieprozess. Dabei ist als Ergebnis zu erwarten, dass viele Aufgaben in das Ehrenamt verschoben werden. Meine Sorge ist, dass viele Aufgaben und Aufträge der Kirche auf diese Weise nicht priorisiert und damit in das Ehrenamt als Auftrag zweiter Klasse geschoben werden.
Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr im Bistum zwei große Umweltereignisse, für die ich mich weiter einsetzen werde: Am 9. Juli findet der erste Bistumsumwelttag auf der Zentraldeponie Cröbern statt und am 2. September laden Bischof Timmerevers und der evangelische Landesbischof zum „Tag der Schöpfung“ ein. Außerdem wird es im November für Interessierte aus den Kirchengemeinden gemeinsam mit der Sächsischen Energieagentur einen Praxistag zum Umweltschutz im Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno geben.

Was möchten Sie den Pfarreien und kirchlichen Orten mit auf den Weg geben?

Es geht nicht nur um Umweltschutz, sondern um Schöpfungsspiritualität: Die Schöpfung wurde uns von Gott geschenkt. Wir müssen pfleglich mit ihr umgehen – für die Menschen weltweit und für die, die nach uns kommen. Die Nächstenliebe hat bei uns eine lange Tradition. Wir unterstützen Menschen aus unserem Glauben heraus in ihrer Verletzlichkeit. Das müssen wir jetzt auch für die Schöpfung tun. Dabei sollten wir auch Pflanzen und Tiere wie unsere Nächsten betrachten.
Kirchliches Engagement unterscheidet sich von Umweltverbänden dadurch, dass unser Einsatz für die Schöpfung von Gott inspiriert ist. Umweltzertifizierungen wie der „Grüne Hahn“ können dabei zu wichtigen Aushängeschildern für Pfarreien und kirchliche Orte werden.
Wenn ich in den letzten 30 Jahren einen kleinen Beitrag für mehr schöpfungsfreundliches Denken leisten konnte, wäre ich zufrieden.

Fragen: Silvia Funke