Fuldaer Cityseelsorge im KUZ Kreuz

Neues Format: Stadtgespräch

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Premiere eines neuen Talkformats: Beim „Stadtgespräch“ sollen sich in Fulda künftig Menschen aus Kultur und Kirche begegnen. Gastgeber sind Bernadette Wahl von der katholischen Citypastoral und der Künstler Shaggy Schwarz. Von Evelyn Schwab.



Auf der Bühne: Gastgeber und Gäste beim Auftakt des Fuldaer „Stadtgesprächs“: (von links) Stadtpfarrer Stefan Buß, Comedian Michael Bleuel und Bernadette Wahl (Shaggy Schwarz nicht auf dem Bild).


Sich häufiger öffnen und aufeinander zugehen. Das steht hinter dem Gedanken, dass Gäste aus zwei unterschiedlichen Bereichen ihre Gemeinsamkeiten beleuchten. Zum Auftakt trafen sich Stadtpfarrer Stefan Buß und Comedian Michael Bleuel alias Franz Habersack im Fuldaer Kulturkeller. Die Kleinkunstbühne im Vonderau Museum gehört zu den Spielstätten des Vereins Kulturzentrum Kreuz, der Menschen in ihrer Vielfalt zusammenbringen möchte. Seine Gründerjahre in den 1970-ern waren geprägt davon, alternative Angebote in einer von manchen als zu konservativ empfundenen Stadt aufzubauen: Es sollte mehr geben als Veranstaltungen mit christlichen und klassischen Bezügen.

Kooperieren in einer Welt voller Missverständnisse

Seit ihrer Einrichtung 2014 pflegt die Fuldaer Citypastoral zum KUZ Kreuz einen engen Kontakt. Shaggy Schwarz – Clown, DJ und Sozialpädagoge – holt Künstlerinnen und Künstler für das Kulturzentrum auf die Bühne. Das erste Mal teilte er nun selbst die Spielfläche mit Bernadette Wahl, die Kirchliches für den Lebensalltag aller Menschen übersetzt. Das Publikum merkte: Beide verstehen sich.
„Vor 30 Jahren als Pfarrer im Kreuz – undenkbar“, witzelte Stefan Buß. Doch in einer heutigen Welt mit all ihren Missverständnissen und Problemen gelte es, miteinander zu kooperieren und die Kräfte der Gesellschaft zusammenzustecken. Fuldas Stadtpfarrer hielt fest: „Eine Rolle auf der Bühne kann Vieles an Werten und Haltungen rüberbringen. Kultur kann Trägerin wichtiger Botschaften für die Gesellschaft sein.“ Bernadette Wahl von der Citypastoral betonte, dass Gott sich überall finden lasse, nicht nur in der Kirche: „Wie könnten wir uns da aus der Kultur heraushalten?“
Die Mundart-Kunstfigur Franz Habersack ist das zweite Selbst von Michael Bleuel: ein urwüchsiger Mensch, der dem Katholischsein und allem, wie es früher war, nahesteht. Legt der Bauer aus der Rhön seinen Hut ab, spricht auf der Bühne der private Mensch und Katholik Bleuel. Der bezeichnete sich selbst als skeptisch gegenüber der Kirche. Er sei sogar kurz davor gewesen, auszutreten. Inzwischen ist es ihm wichtig, zu bleiben.
„Theater spielen hat mich frei gemacht“, verriet Fuldas Stadtpfarrer, der als Kind eher schüchtern war. Die Krönung der Bühnenkarriere sei eine Regieassistenz bei den Hersfelder Festspielen gewesen. Zu Beginn seiner Zeit im Fuldaer Priesterseminar sei er tatsächlich acht Wochen beurlaubt worden, um eine Aufführung in liturgischen Dingen zu beraten. Buß: „Ich habe Volker Lechtenbrink gezeigt, wie man das Weihrauchfass schwenkt.“

Rhöner Mundart und weltweite Gemeinde

Eine „zusätzliche weltweite Pfarrei“ entstand für Pfarrer Buß im Rahmen der Corona-Pandemie: durch Streaming-Gottesdienste und Impulse am Telefon, deren Beliebtheit zur Herausgabe von inzwischen drei Buchbänden führte. Von Franz Habersack als Autor liegen der Rhön-Krimi „Quätschennääbl“ vor und ein Werk namens „Das „Ô“: Die Mundart der hessischen Rhön“. Die Gastgeber Schwarz und Wahl baten beide um eine Lesung, allerdings jeweils aus dem Bereich des anderen.
Im Verlauf des Abends gab es weitere Kostproben für die Fans der Rhöner-Mundart-Comedy und ein unterhaltsames Spiel, bei dem sich beide Gäste einander einschätzen sollten. Eingesammelt, vorgelesen und beantwortet wurden auch Fragen des Publikums. Dabei hielt Stefan Buß fest, dass der Zölibat für ihn die richtige Lebensform sei. Und dass er darauf hoffe, im Bistum künftig neue Formen zu finden für Menschen, die sich auf die Suche nach Jesus Christus begeben. Es gelte, Toleranz und Verständnis füreinander zu finden.
Zum Thema Homosexualität äußerte Buß: „Für mich fängt der Mensch nicht bei seiner sexuellen Orientierung an.“ Michael Bleuel, der in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, verriet: „Ich habe mir die Freiheit genommen, glücklich zu sein. Mit einem Menschen, der ein Moslem ist. Und das hat mich wieder näher zu meiner Kirche geführt.“
Der Comedian bereitet sich derzeit auf eine Mundart-Benefizveranstaltung mit weihnachtlichen Themen vor, die über den Verein Seara aus Elters in Gambia eine Schule für Waisen und Straßenkinder unterstützen wird. Auch 400 Euro aus den Einnahmen des Talk-Abends werde man dem Verein Seara spenden, versprach Shaggy Schwarz. Am 1. Dezember geht es weiter mit dem neuen Format.

Von Evelyn Schwab