Kirchen werden zu Begräbnisstätten umgestaltet

Neues Leben in neuen Räumen

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Im Bistum Osnabrück gibt es viele kreative Lösungen, zu groß gewordene Kirchen neu zu nutzen. Eine gute und finanzierbare Möglichkeit ist eine Teilnutzung als Kolumbarium. Auch die Gemeinde in Belm hat sich an dieses Projekt gewagt.


Gut besucht war der Baustellengottesdienst, der jetzt in Belm gefeiert wurde. Viele Menschen zeigten Interesse an der neuen Kolumbariumskirche St. Josef. Foto: Thomas Osterfeld

So langsam erhält man eine Vorsellung davon, wie es bald in der Belmer St.-Josef-Kirche aussehen wird: Die Abtrennungen im Estrich markieren deutlich den verbleibenden Platz für den Gottesdienstraum, der im Zuge des derzeitigen Umbaus von 500 auf etwa 150 Sitzplätze verkleinert wird. Bald werden helle Holzstelen auf diesen Abgrenzungen errichtet. Dezent und halbtranparent markieren sie dann den Raum für das neue Kolumbarium, das links und rechts neben dem Gottesdienstraum in der Kirche entsteht. Sechs Höfe mit Urnenwänden bieten dort Platz für 1400 Urnenfächer. Es entsteht ein Friedhof in der Kirche, ein Raum im Raum, der Leben und Tod miteinander verbindet. 

Dieser Gedanke werde ihm „immer sympathischer“, erzählt Hubert Schnieder vom Kirchenvorstand. Als Mitglied im Kolumbariumsausschuss begleitet er den Umbau seit Beginn der ersten Planungen und freut sich wie die gesamte Gemeinde nun auf die Fertigstellung im Frühjahr. Es herrsche eine positive Grundstimmung: „Jedem war klar, dass eine Veränderung kommen muss. Wir werden auf Dauer nicht zwei gleichwertige Pfarrkirchen in Belm halten können“, erklärt Pfarrer Arnold Kuiter mit Blick auf die St.-Dionysius-Kirche, die ebenfalls renoviert wurde und zur Kirchengemeinde gehört. 

Refinanzierung in 20 bis 25 Jahren

Ein Kolumbarium sei eine Nutzungsmöglichkeit, die durch die Einnahmen aus den Urnengräbern auch gut zu finanzieren sei. „In 20 bis 25 Jahren ist so ein Projekt refinanziert“, rechnet Diözesanbaumeister Ralf Schlüter vor. Diese Umnutzung von Kirchen als Kolumbarium gibt es im Bistum bereits an vier Orten (Osnabrück, Heilige Familie, Papenburg, St. Marien, Bremen, St. Elisabeth, Oesede, Heilig-Geist) und in zwei Friedhofskapellen (Meppen St. Vitus und Wallenhorst, St. Alexander). Sie ist überall erfolgreich. 

In Belm sei das Interesse absolut da, sagt Kuiter. Die Begräbniskultur habe sich verändert. Urnenbestattungen seien auch in katholischen Familien mittlerweile an der Tagesordnung. 70 Vorbestellungen für Grabstellen in der Kirche gebe es bereits. Auch für Hubert Schnieder hat die Bestattung in einer Kirche einen besonderen Reiz: Die Vorstellung, „an einem vertrauten Ort bestattet zu werden, in dem auf absehbare Zeit gebetet wird“, gefalle ihm. Johannes Eversmann ergänzt: Es sei sympathisch, „dass hier Gottesdienst gefeiert wird im Raum der Toten“.


Sind zufrieden mit den Bauplänen: Pfarrer Arnold Kuiter, Johannes Evermann
und Hubert Schnieder aus Belm (v.l.). Foto: Astrid Fleute

Ausdrücklicher Wunsch der Gemeinde war es, weiter Gottesdienste  und Taufen in der Kirche zu feiern – „als Zeichen, dass Leben und Tod zusammengehören“, betont Pfarrer Kuiter. Das wird künftig auch ganz plastisch deutlich: Eine im Boden eingelassene Lebenslinie vom Taufbecken zum Ewigen Grab im Turm, wo die Asche der Verstorbenen ihre letzte Ruhe finden wird, soll die Verbindung zwischen Leben und Tod darstellen. Ihr vertrautes Äußeres behält  die Kirche weitgehend. Nur zwischen Turm und Kirchraum wurde das Mauerwerk aufgebrochen, um mit einer gläsernen Fassade den Eingangsbereich künftig einladender zu gestalten. 

Einladend sein für Trauergäste

Einladend will die Gemeinde auch für die Trauergäste sein, die zu ihnen kommen werden. So ein Umbau hat auch einen neuen Schwerpunkt für die Gemeinde zur Folge: die Trauerpastoral. Eine Arbeitsgruppe bereitet sich bereits darauf vor. „Die Menschen lassen sich ansprechen“, erzählt Kuiter. Ein Trauercafé sowie Messen für Trauernde gebe es bereits. Darüber hinaus sollen zunächst Besuchergruppen durch die Kirche geführt werden. Der Pfarrer betont: „Das muss wachsen.“

Auch in den Bauplanungen schlagen sich die Gedanken zur Trauerpastoral nieder: So wird es in der Kirche eine Nische als Andachtsraum mit einer Pieta, Kerzen und Fürbittbuch geben. Eine akzentuierte Beleuchtung und Sitzmöglichkeiten geben den Kolumbariumshöfen eine würdige und besinnliche Stimmung für ein ungestörtes Gedenken. 

Astrid Fleute

Die feierliche Einweihung der St.-Josef-Kirche ist am 26. März 2022 um 17.30 Uhr mit Bischof Franz-Josef Bode geplant.