Katholikenrat im Bistum Mainz tagt erstmals mit Bischof Peter Kohlgraf
Nicht ohne breite Beteiligung

Die Zukunft des Bistums beschäftigt viele Katholiken. Auch bei der Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrats war der pastorale Weg des Bistums Hauptthema. Erstmals tagte das Gremium mit Bischof Peter Kohlgraf. Von Maria Weißenberger.

Die Mitglieder des Katholikenrats stellen sich vor. Foto: Maria Weißenberger
Was ist passiert in dem halben Jahr, das seit der Bischofsweihe vergangen ist? Auch wenn manche Menschen den Eindruck haben, dass es zu langsam vorwärts geht: „Wir sind in einer Phase des Sammelns und Sondierens“, sagt Kohlgraf, der sich in den vergangenen Monaten viel Zeit genommen hat, um das Bistum kennenzulernen und mit Menschen aus Gemeinden und Einrichtungen, Räten und Verbänden ins Gespräch zu kommen.
Im Priesterrat und in der Dekanekonferenz, in Gesprächen im Seelsorgedezernat und Einzelgesprächen mit den Dekanen, in Gemeinden anderer Muttersprachen, bei einem Treffen mit den Kaplänen und am Tag der Diakone – immer war der pastorale Weg des Bistums ein Thema. Und bei den Besuchen des Bischofs in den Dekanaten – viele stehen noch bevor – geht es selbstverständlich auch darum.
Aus Erfahrungen anderer Bistümer lernen
Zum Sammeln und Sondieren gehört es auch, nach den Erfahrungen anderer zu schauen, aus denen sich möglicherweise lernen lässt. Deshalb werden „Kundschafter“ in anderen Bistümern danach fragen, wie dort pastorale Prozesse bisher „gelaufen“ sind. Geplant sind Besuche in den Bistümern Limburg und Trier, Aachen und Hildesheim, Osnabrück und Paderborn, wie Kohlgraf zu Beginn der Sitzung freitags abends im Katholikenrat berichtet.
Der Bischof wirbt nicht nur um Verständnis dafür, dass Entscheidungen ihre Zeit brauchen, und um das Vertrauen, dass dadurch kein Schaden entstehen wird. Er macht auch deutlich, warum er es für notwendig hält, dass der Weg in die Zukunft von einem geistlichen Prozess begleitet ist. Es gehe darum, an der Grundhaltung zu arbeiten, zu begreifen und zu bejahen, dass es nicht um den Selbsterhalt des Systems geht, sondern um die Frage: Was ist unser Auftrag? Wo setzen wir entsprechend Schwerpunkte?
Er strebe einen Prozess an, der vielen auch die Chance eröffne zu verstehen, wie es zu bestimmten Entscheidungen komme. „Ohne Kommunikation und breite Beteiligung funktioniert das nicht“, sagte Kohlgraf.
Nach welchen Kriterien sollen im Bistum pastorale Schwerpunkte gesetzt werden? Wenn wir – in Anbetracht des zu erwartenden Knicks bei der Kirchensteuer – nicht nur sparen, sondern gestalten wollen: Welche Maßstäbe legen wir an? Fragen, die der Bischof den Katholikenratsmitgliedern mitgebracht hat und die in Tischgruppen lebhaft diskutiert werden. Nicht nur am Freitagabend, als der Bischof da ist, auch am Samstagvormittag noch beschäftigen sich die Delegierten intensiv mit der Frage, wie die Kirche angesichts der aktuellen Herausforderungen lebensfähig bleiben wird.
Als unverzichtbar nennen die Teilnehmer unter anderem Orte und Möglichkeiten, den Glauben zu leben und zu vertiefen sowie die Verkündigung des Evangeliums. Auch dass Menschen eine Heimat im Glauben finden können, wird als wichtig erachtet – sei es in der Gemeinde am Ort oder etwa in den Verbänden.
Lebensumstände der Menschen wahrnehmen
Auch dass die diakonische Pastoral zum Wesen der Kirche gehört, ist auf vielen der farbigen Moderationskarten zu lesen, auf denen die Tischgruppen ihre Überlegungen stichwortartig festgehalten haben. Die Veränderungen in der Gesellschaft – und damit der Lebensumstände der Menschen – müsse die Kirche wahrnehmen. Das Meiste, was genannt wird, lässt sich unter die drei großen Themen einordnen, die die Vertreter der Verbände ins Spiel bringen: die Gottesfrage wachhalten, Gemeinschaft ermöglichen, die Benachteiligten im Blick haben.
Immer wieder kommt auch die Rolle der Laien ins Spiel – sei es, dass die Qualifizierung und Begleitung der Ehrenamtlichen als wichtig betont wird oder auch Modelle der Gemeindeleitung gedacht werden, in denen Haupt- und Ehrenamtliche auf Augenhöhe miteinander arbeiten.
Ein Miteinander auf Augenhöhe wünschen sich die Mitglieder des Katholikenrats auch auf dem pastoralen Weg des Bistums. In den Gesprächen an den Tischen ist eine große Bereitschaft spürbar, bei den anstehenden Prozessen mitzudenken, mit zu entscheiden und mit zu gestalten. Deshalb wollen die Mitglieder auch mit dem Weiterdenken nicht bis zur Herbstvollversammlung warten, sondern an einem zusätzlichen Studientag nochmals zusammenkommen.
Meinung: Das Miteinander ist wichtig
Menschen mit Lebenserfahrung wissen: Nicht immer ist es gut und sinnvoll, schnelle Entscheidungen zu treffen. Ja, bei manchen Herausforderungen kann es einen durchaus teuer zu stehen kommen, wenn man sich nicht die erforderliche Zeit nimmt, Dinge zu sichten, sich mit anderen zu beraten und sorgfältig abzuwägen.
Bischof Peter Kohlgraf tut gut daran, sich für die anstehenden Entscheidungen die notwendige Zeit zu nehmen. Und eben nicht zuallererst die Strukturen in den Blick zu nehmen, sondern die Frage nach dem Auftrag der Kirche und der in diesem Zusammenhang wichtigen Haltungsänderung. Es wird wesentlich darauf ankommen, dass Menschen verstehen, wie es zu Entscheidungen kommt – die unter Umständen schmerzlich ausfallen können. Umso wichtiger ist es, möglichst viele, die Verantwortung tragen (auch Laien, die dies ehrenamtlich tun), einzubinden. Wer einen Weg mitgestaltet und in Entscheidungen einbezogen ist, wird diese auch mittragen und vertreten können. Die große Bereitschaft des Katholikenrats, sich auf einem gemeinsamen Weg mit einzubringen, ist dafür eine gute Voraussetzung.
Maria Weißenberger
Zur Sache: Kirche und Gesellschaft
Der Gesprächsprozess der deutschen Bischöfe, der von 2011 bis 2015 mit dem Leitwort „Im Heute glauben“ stattfand, wird fortgesetzt. Im Mittelpunkt steht das Thema „Kirche – Gesellschaft“. Das Bistum Mainz wird vertreten von: Patrick Landua, Sprecher des Katholikenrats, Constanze Coridaß, BDKJ-Vorsitzende, Martin Buhl, Mitglied des ZdK, Renate Götz, Mitglied im Katholikenrat, Pfarrer Markus Konrad, Sekretär des Pries-terrats. Ein erstes Treffen findet beim Katholikentag in Münster im Mai statt.