Jubiläum der Caritas-Krankenstube
Nötiger denn je
Foto: Matthias Schatz
Erhöhtes Polizeiaufgebot und Alkoholverbotszonen am Hauptbahnhof, Bettelverbot in U-Bahnen – solche Maßnahmen bekommt auch die Krankenstube der Caritas im Hamburger Stadtteil Sankt Pauli zu spüren. Und zwar indirekt, wie Barbara Winter berichtet, die die Einrichtung im zweiten Stock des ehemaligen Hafenkrankenhauses seit zwei Jahren leitet. „Obdachlose werden dadurch in andere Stadtteile verdrängt.“ Thorsten Eikmeier, in der Krankenstube für Sozialarbeit zuständig, ergänzt: „Auf dem Kiez sieht man jetzt mehr Obdachlose.“ Schon von daher sei die Krankenstube von diesem Standort gar nicht wegzudenken, meint Winter. 25 Jahre nach ihrer Gründung weiß man nicht so recht, ob man dazu gratulieren sollte. „Es ist traurig, dass die Gesellschaft solch eine Einrichtung heute wohl noch mehr als damals braucht“, meint Eikmeier.
Hervorgegangen ist die Krankenstube 1997 aus dem Krankenmobil der Caritas, das auch heute noch in Hamburg Obdachlose aufsucht. Es sei damals deutlich geworden, dass es auch einer stationären Einrichtung bedürfe, um beispielsweise chronische Wunden richtig zu versorgen, führt Eikmeier weiter aus. Sie machten auch heute noch einen Großteil der Behandlungen aus, weiß Barbara Winter, die zuvor als Krankenschwester in vielen großen Krankenhäusern Hamburgs gearbeitet hat, unter anderem auch auch auf einer Intensivstation. Andere Patienten seien schlicht erschöpft vom Leben auf der Straße, das sie nötige, ständig auf den Beinen zu sein. „Einige erholen sich nach Krankenhausaufenthalten, wieder andere sind gestürzt oder haben eine nicht ansteckende Tuberkulose“, führt Winter aus. Im Schnitt sind stets 18 Patienten auf der Station, die sowohl Einzel- als auch Fünfbettzimmer bietet.
Auch die Altersarmut treibt Menschen zur Krankenstube
Es wird nicht danach gefragt, ob die Patienten krankenversichert sind. Der eine oder die andere sind es aber durchaus. „Es kommen aufgrund zunehmender Altersarmut mehr ältere Menschen, weil sie sich Medikamente nicht mehr leisten können“, sagt Thorsten Eikmeier. Etwa die Hälfte seien Deutsche, die andere Hälfte machten vorwiegend Osteuropäer aus, die nach Deutschland gekommen seien, um zu arbeiten, aber keine Stelle gefunden hätten oder arbeitslos geworden seien. „Das größte Problem ist aber, dass es zu wenig günstigen Wohnraum gibt“, weiß Winter. Die Krankenstube zeichnet aus, dass sie mit ihrer Sozialarbeit auch hier mit Beratung und Vermittlung weiterhilft, wo immer sie kann.
Die Krankenstube wird laut Caritas-Sprecher Timo Spiewak jährlich durch Spenden in Höhe von bis zu 200 000 Euro unterstützt. Den Großteil der Kosten trage die Stadt Hamburg, die die dortige Arbeit der Caritas sehr wertschätze. „Die Spät- und die Nachtschicht sind derzeit jeweils nur mit einer Person besetzt. Wir sind mit der Behörde im Gespräch, das aufzustocken“, so Spiewak.