Ukrainische Bischöfe betonen Loyalität zu Moskau

Orthodoxie droht weiter die Spaltung

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Die Spaltung verfestigt sich: Die mit Moskau verbundenen orthodoxen Bischöfe in der Ukraine brechen mit Konstantinopel.

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Für die einen rechtmäßiger Patriarch, für die anderen ein Schismatiker: Filaret Denisenko feiert in Kiew einen Gottesdienst. Foto: kna


Der orthodoxen Kirche droht weiter die Spaltung. Nach dem russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchat haben nun auch die mit Moskau verbundenen ukrainischen Bischöfe mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel gebrochen. Die Vollversammlung der Bischöfe erklärte am Dienstag in Kiew die eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel für beendet. Das Ökumenische Patriarchat habe sich unzulässig in innere Angelegenheiten der ukrainischen Kirche eingemischt und die Spaltung der ukrainischen Orthodoxie vertieft, protestierten die Bischöfe.

Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel will in der Ukraine eine vereinte, eigenständige (autokephale) orthodoxe Landeskirche schaffen. Dazu rehabilitierte es Mitte Oktober den gegen Moskau agierenden Kiewer Patriarchen Filaret und das Oberhaupt der 1921 gegründeten Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche, Metropolit Makarij. Während Moskau beide Kirchenführer als Schismatiker ächtet, erkannte Konstantinopel Filaret und Makarij als Bischöfe an.

Aus Protest dagegen hatte die russisch-orthodoxe Kirche vier Tage später die eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel aufgekündigt. Moskau will weiter die Oberhoheit über die Ukraine behalten. Filaret wurde aus der Kirche ausgeschlossen, nachdem er 1995 die Führung des von Moskau abgespaltenen Kiewer Patriarchats übernommen hatte.


Serbisch-orthodoxe Kirche schlägt ein panorthodoxes Konzil vor

Auch die serbisch-orthodoxe Kirche kritisierte die Rehabilitierung von Filaret und Makarij durch das Ökumenische Patriarchat energisch. Im Gegensatz zu Konstantinopel entschieden die serbisch-orthodoxen Bischöfe bei einer außerordentlichen Vollversammlung in Belgrad, den Kiewer Patriarchen und das Oberhaupt der 1921 gegründeten Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche nicht anzuerkennen. Die liturgische und kanonische Gemeinschaft mit beiden "Personen und ihren Anhängern" werde nicht akzeptiert, teilte die Kirche am Montagabend mit.

Man bedaure, dass Konstantinopel die "Führer von schismatischen Gruppen" rehabilitiert habe. Diese Entscheidung sei nicht gerechtfertigt. Die serbisch-orthodoxen Bischöfe schlagen die Einberufung eines panorthodoxen Konzils vor, um die Frage der Autokephalie (Eigenständigkeit) von orthodoxen Kirchen zu klären und die Einheit der orthodoxen Kirche zu bewahren.

Die meisten eigenständigen orthodoxen Kirchen haben bislang skeptisch auf die Ukraine-Initiative Konstantinopels reagiert. Als Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie will Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel ein ukrainisches Konzil zur Gründung einer eigenständigen, vereinten Kirche einberufen. Anschließend soll deren gewähltes Oberhaupt von ihm die förmliche Erklärung der Autokephalie erhalten.

In der Ukraine bekennen sich etwa 70 Prozent der 45 Millionen Bürger zum orthodoxen Christentum. Es gibt drei orthodoxe Kirchen. Eine untersteht dem Moskauer Patriarchat. Die anderen beiden haben sich von Moskau vor rund 100 Jahren beziehungsweise 1992 abgespalten. Die drei Kirchen unterscheidet vor allem ihre Haltung zum Nachbarland Russland. Das Kiewer Patriarchat pocht auf die Unabhängigkeit von Moskau und betrachtet die russisch-orthodoxe Kirche als verlängerten Arm von Staatspräsident Wladimir Putin. 

kna