Altfälle bekannt geworden
Pfarrer hat Kinder missbraucht
Ein inzwischen im Ruhestand lebender Priester des Bistums Osnabrück hat in der Gemeinde Merzen im Landkreis Osnabrück in seiner aktiven Zeit als Pfarrer mehrere Kinder missbraucht. Das hat das Bistum Osnabrück in einem Brief von Bischof Franz-Josef Bode bekannt gegeben.
Der Brief wird an diesem Wochenende vor Ort in den Gottesdiensten vorgelesen. Demnach haben die Übergriffe in den 80er und 90er Jahren stattgefunden.
Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Gerüchte gegeben habe, hätten sich vor einem Jahr erstmals Zeugen mit konkreten Vorwürfen gegen Pfarrer Hermann H. bei ihm gemeldet, heißt es in dem Brief des Bischofs. Daraufhin habe er mit ihnen intensive Gespräche geführt, die unter anderem von den unabhängigen Ansprechpersonen für Opfer von sexuellem Missbrauch im Bistum fortgeführt wurden. „Alle Beschuldigungen wurden umgehend der Staatsanwaltschaft zugeleitet“, schreibt Bode. Diese habe zwar die Strafbarkeit der geschilderten Vorgänge festgestellt, aber aufgrund von Verjährung keine Ermittlungen aufgenommen.
Zeitgleich wurden die Unterlagen mit den Vorwürfen gegen den inzwischen 85-jährigen Priester vom Bistum an die Glaubenskongregation nach Rom gegeben. Auch dort wurde die Schuld des Priesters festgestellt, zumal er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe inzwischen eingeräumt hatte. Wegen seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit wurde aber von einem Verfahren vor einem kirchlichen Gericht abgesehen. Von Bischof Bode wurden dem Priester aber mehrere Sanktionen auferlegt: Beispielsweise sind ihm alle öffentlichen Auftritte und liturgischen Handlungen untersagt, er darf seine frühere Pfarrei in Merzen nicht aufsuchen und er wird dort auch nicht kirchlich bestattet werden.
Laut Bode stehen Vertreter des Bistums mit den Opfern von Pfarrer H. weiter in Kontakt. Den Opfern sei es wichtig, dass über die damaligen Vorfälle in Merzen offen gesprochen werde. Bode rief eventuell weitere betroffene Personen dazu auf, sich mit den unabhängigen Ansprechpersonen des Bistums in Verbindung zu setzen. Die Kirche habe auf dem weiten Feld des sexuellen Missbrauchs durch Priester, Diakone und Ordensangehörige schwere Fehler gemacht und sei schuldig geworden, betont Bode in seinem Brief an die Gemeinde. „Im Bistum Osnabrück muss ich als Bischof für diese Schuld einstehen. Das habe ich im Jahr 2010 schon öffentlich getan, das tue ich auch jetzt.“
Der beschuldigte Priester war von 1976 bis 1997 Pfarrer in Merzen und war davor nach seiner Priesterweihe in drei emsländischen Gemeinden eingesetzt: von 1966 bis 1969 in Dalum, von 1969 bis 1972 in Rhede und von 1972 bis 1976 in Twist. Seit 1997 ist er im Ruhestand und lebt inzwischen in einem Altenheim. (kb/bpo)
Kontakt zu den unabhängigen Ansprechpersonen im Bistum Osnabrück für von sexuellem Missbrauch Betroffene sind:
Antonius Fahnemann
Telefon 0541/318 800
E-Mail: antonius.fahnemann@bistum-osnabrueck.de
Frauenärztin Irmgard Witschen-Hegge
Telefon 05404/2012
E-Mail: praxis-witschen-hegge@osnanet.de
Den Brief des Bischofs im Wortlaut finden Sie hier als pdf-Datei zum Herunterladen