Polizisten genießen Ruhe und geistliche Besinnung

Polizeibesuch im Kloster

Image
Vier Personen blicken in die Kamera
Nachweis

Foto: Marco Chwalek

Caption

Prior Bruder Johannes Tebbe empfing Innenstaatssekretärin Magdalena Finke, Polizeiseelsorger Manfred Pleus  und Ministeriumsmitarbeiter Jürgen Herdes (v.li.) beim „Oasentag“. 

40 Polizeibeamte im Kloster Nütschau, das klingt nach einem Großeinsatz. Doch die Frauen und Männer waren gekommen, um bei einem „Oasentag“ einfach mal Pause zu machen und das Leben der Mönche kennenzulernen.

Viele Polizeibeamte seien vielleicht mal vorbeigefahren, doch reingegangen seien wohl die wenigsten, dachte sich Gemeindereferent Manfred Pleus, Landespolizeiseelsorger für Schleswig-Holstein, als er zu einem „Oasentag“ im Kloster Nütschau bei Bad Oldesloe einlud. Für ihn ist es „ein superschöner Ort“, zumal das Benediktinerkloster an der Trave ja „unwahrscheinlich viel zu bieten hat, was die Menschen gar nicht ahnen.“ 40 Männer und Frauen folgten seiner Einladung. Sogar Innenstaatssekretärin Magdalena Finke war so interessiert, dass sie für einen Kurzbesuch vorbeikam. Prior Bruder Johannes Tebbe führte durch das Kloster und hörte auch Fragen wie: „Was trägt denn ein Bruder unter der Kutte?“

„Wir sehen ganz viel Gewalt,wir sehen ganz viel Leid“

Polizeiseelsroger Pleus wollte an diesem Tag auch herausfinden, was die Beamten an Unterstützung brauchen, um mit den Erfahrungen in ihrem beruflichen Alltag umzugehen. Wenn er höre, was junge Polizisten, die gerade einmal sechs Monate im Dienst sind und „völlig unbedarft schon erleben müssen“, dann sei er „immer ein bisschen erschlagen.“ Und auch die Beamten, die schon seit 20 oder 30 Jahren die Uniform tragen, erlebten Dinge, über die sich außerhalb der Polizei kaum jemand Gedanken mache. Pleus: „Ich denke, das bleibt nicht ohne Spuren.“ Umso wichtiger sei es, wenn die Menschen auch mal irgendwo hingehen und sagen könnten: „Ich muss mal ein bisschen auftanken, ich brauche mal einen Augenblick der Ruhe.“ Und ein Gespräch mit einem der Mönche ergibt sich auf dem Gelände ja vielleicht auch.

Stefan Muhtz, Polizeihauptkommissar und Dienstgruppenleiter aus Lübeck und einer der wenigen Katholiken unter den Gästen, meint, dass die meisten seiner Kollegen aus der Motivation heraus den Beruf ergriffen, „Freund und Helfer“ zu sein. Doch das ist eben nur eine Seite der Medaille. „Was wir tagtäglich erleben müssen, ist nicht immer nur schön“, sagt Muhtz. „Wir sehen ganz viel Gewalt, wir sehen ganz viel Leid. Wir sehen ganz viel Tod.“ Zwar würden Einsätze in den Dienstgruppen nachbesprochen, doch das geschehe eher auf kollegialer Ebene.

Hilfreich sei sein Glaube: „Ich glaube zumindest daran, dass wir ein bisschen geleitet werden und ein guter Geist über uns, über mir schwebt, der uns gut im Dienst behütet. Wenn man das glaubt, dann hilft es vielleicht auch.“

Marco Chwalek/Marco Heinen