Vortrag in Osnabrück

Priesterliches in Veränderung

Image
Ein Mann hält einen Vortrag, im Hintergrund sind ein Kreuz und Blumen
Nachweis

Foto: Matthias Petersen

Caption

Vortrag in der Kleinen Kirche: Jesuitenpater Stephan Kessler sprach über Veränderungen bei Priestern und Diakonen. Foto: Matthias Petersen

Jedes Jahr treffen sich am Montag der Karwoche Priester und Diakone aus dem Bistum Osnabrück, um einmal innezuhalten. Sie tauschen sich aus, genießen die Zeit zur Besinnung und hören einen programmatischen Vortrag. 2024 ging es um "Weiheämter in der Zerreißprobe". Den Impuls hielt ein namhafter Jesuitenpater.

Pater Stephan Kessler fängt ganz vorne an. Der Anfrage von Weihbischof Johannes Wübbe, ob der in Köln lebende Jesuit in Osnabrück einen Vortrag halten könne, erteilt er schnell eine Zusage. Allerdings stellt er eine Bedingung: Er will kein Blatt vor den Mund nehmen müssen. Und das tut er auch nicht. Kurz geht er darauf ein, dass es eine "Krise des Weiheamtes" schon lange gibt, nach seiner Lesart schon seit dem 19. Jahrhundert. Dann streift er die Geschlechterfrage: Dass Priester nur Männer sein können, "dass wir die Hälfte der Menschheit nicht repräsentieren, das geht nicht mehr. Die Realität hält dem nicht mehr stand." 

Missbrauchskrise, eine sich verändernde Gesellschaft - auch wenn sich mehr und mehr Menschen von der Kirche abwenden, auch wenn es kaum Priesternachwuchs gibt, sieht Kessler keinen Grund zur Resignation. "Fast könnte ich sagen, dass es gut so ist. Denn wir können neu anfangen. Wir können einen österlichen Weg gehen." 

Mehrmals fällt in den Ausführungen Kesslers das Wort "Entlastung". Natürlich weiß er, dass die Geweihten, vor allem die Priester, unter den Bedingungen zu leiden haben. "Wir scheinen mehr Angeschmierte zu sein denn Gesalbte", sagt er, der selbst in einer Kölner Innenstadtpfarrei als Pastor tätig ist. Wer sich den Punkt vornehme, an dem Belastung spürbar sei, gehe den ersten Schritt zu einer Entlastung. "Es reicht, wenn wir die Menschen spüren lassen, dass der Herr da ist." Allein Jesus Christus sei Priester, "und der kannte keine Pastoralpläne, Bücher oder Vorträge". Kurzum: "Niemand von uns braucht die Kirche zu retten. Lassen Sie die Kirche einfach Kirche sein, sie ist bereits gerettet."

Vielmehr könne der Priester die "beste Botschaft der Welt" verkünden, er solle Gemeinschaft ermöglichen und "nicht immer das Mikro in die Hand nehmen", sprich: nicht immer vorne stehen. Dass die Zeiten schwierig sind, will Kessler gar nicht abstreiten - er wolle kein Süßholz raspeln oder die Realität ausblenden: "Wir gehen durch diese Nacht. Aber wir wissen, dass der Morgen kommt." 

Matthias Petersen