Radikale Veränderungen
Foto: Andreas Hüser
Die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands ist der stärkste katholische Verband in Deutschland. 350 000 Frauen gehören bundesweit der „kfd“ an. Keine andere Gruppe kann in ähnlicher Weise für Frauen in der katholischen Kirche sprechen. Aber: „Die kfd wird sich in nächster Zeit radikal verändern“, sagt Dr. Angelika Huck-Derwahl, erste Vorsitzende des kfd-Diözesanverbands. Im Januar wurde die Diözesanleitung neu gewählt. Gerade in einer Zeit des Umbruchs im gesamten Verband. „Im Jahr nur noch ein Drittel der Mitglieder von heute haben“, sagt Angelika Huck-Derwahl. Das gelte auch für den kleinen Diözesanverband Hamburg mit derzeit 522 Frauen.
Die kfd will schon jetzt auf diese Entwicklung reagieren: „Wir müssen im Bereich der Kommunikation etwas ändern, auch im Bereich Finanzen.“ Die Geschäfte – etwa die Einnahme der Beiträge – solle in Zukunft nicht vor Ort, sondern in einem zentralen, digital eingerichtetem System erfolgen. Die Diözesanverbände in der Diaspora, im Norden und Osten, wollen stärker zusammenarbeiten – zum Beispiel durch große gemeinsame Aktionen an einem zentralen Ort wie Berlin. Das Ziel: „Wir wollen ein starker Verband für Frauen in der Gesellschaft sein, nicht nur für Frauen in der Kirche.“
Inhaltlich hat sich die kfd schon in der Vergangenheit neu ausgerichtet. Die kfd-Zeitschrift „Frau und Mutter“ heißt heute „Junia“, nach der im Römerbrief erwähnten Apostelin. „Gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche“ und „Vielfalt in Beziehungen“ sind öffentlich vorgetragene Anliegen. Das jüngste gemeinsame Positionspapier zur Prostitution, das eine selbstbestimmte „Sexarbeit“ nicht ablehnt, wäre vor einigen Jahrzehnten auch kaum denkbar gewesen. „Außerdem haben wir unsere Satzung geändert. Die kfd ist jetzt offen für alle christlichen Frauen – und auch für Fragende und Suchende.“
Von einigen Traditionen wird sich der Verband auch verabschieden. Die kfd-Gruppe in der Gemeinde, die sich regelmäßig zum Frauenabend trifft, wird es in Zukunft kaum mehr geben. „Wir müssen einen Spagat schaffen zwischen den Älteren und den Jüngeren“, sagt Brigitte Jaschke, zweite Vorsitzende des Diözesanverbands. „Das heißt: Wir müssen, wenn wir eine Chance in der Zukunft haben wollen, jüngere Frauen ansprechen.“ Das bedeutet: Die oft verstreuten Einzelmitglieder ansprechen, einladen zu einzelnen Aktionen und Veranstaltungen, die zu den heutigen Anliegen und Lebenssituationen von Frauen passen und auch Jüngere interessieren. Werben in Schulen, Kitas, in Familienbildungsstätten und sozialen Netzwerken.
Ein Tag, der jungen Frauen guttut
Neu ist etwa der „Offene kfd-Treff“ nach den monatlichen Gottesdiensten mit Predigerin im Kleinen Michel (nächster Termin 28. September mit Veronika Bock).
Neu ist vor allem ein Nachmittag im September. Speziell für Frauen zwischen 25 und 45 Jahren und gestaltet von jüngeren kfd-Mitgliedern gibt es am 2. September eine „Auszeit für jüngere Frauen“. In der Hamburger Gemeinde St. Paulus-Augustinus sollen unter dem Motto „Achtsamkeit“ verschiedene Formen der Selbstfürsorge vorgestellt werden. In mehreren Workshops und Aktivitäten geht es um „alles, was mir guttut“: innere Balance, Umgang mit der (immer zu knappen) Zeit, Methoden wie Yoga, Pilates, Meditation – und auch das theologisch-geistliche Element wird nicht fehlen. „Denn das unterscheidet uns ja von anderen“, sagt Brigitte Jaschke. „Denn auch wenn wir für eine große Vielfalt offen sind: Wir bleiben ein Frauenverband in der Kirche.“
Auszeit für junge Frauen zwischen 25 und 45: „Achtsamkeit – Praxen der Selbstfürsorge kennenlernen“, 2. September, 14–18 Uhr, St. Paulus-Augustinus, Ebertallee 9, 22607 Hamburg. Anmeldung bis 25. August bei Brigitte Jaschke, E-Mail: Brigitte.Jaschke@web.de.