Neuer Raum in der St.-Antonius-Kirche in Messingen
Ruhe beim Abschiednehmen
In Messingen hat der Kirchenvorstand in der St. Antoniuskirche einen Abschiedsraum in der Sakristei eingerichtet. Hier können Trauernde inangenehmer Atmosphäre ein letztes Mal mit ihren Verstorbenen allein sein.
Die Kirche St. Antonius steht mitten auf dem Friedhof. Vom Eingang zur ehemaligen Sakristei im Anbau der Kirche ist die Friedhofskapelle zu sehen, die allerdings nicht mehr genutzt wird. „Die Friedhofskapelle ist in die Jahre gekommen. Nach längeren Überlegungen ist die Entscheidung gefallen, dass sie nicht mehr zu sanieren ist“, erzählt Alwine Röckener. Sie und zwei weitere Mitglieder des Kirchenvorstands, Andrea Knue und Alois Schmit, sind in der neuen Sakristei zusammengekommen, um über den Entscheidungsprozess zu berichten.
„Ein weiterer Anbau an die Kirche war aus Denkmalschutzgründen nicht möglich. Ein Neubau wäre nur separat genehmigt worden, und da wären die Baukosten viel zu hoch gewesen“, sagt Andrea Knue.
Da weder die Sanierung noch ein Neubau infrage kamen, kristallisierte sich der Gedanke heraus, eine Lösung innerhalb der Kirche zu finden, und zwar, einen Abschiedsraum zu schaffen. Der Kirchenvorstand hat die Idee der Kirchengemeinde, der politischen Gemeinde und dem Bistum vorgestellt, und sie ist laut Alwine Röckener sehr gut angekommen. „Inhaltlich ist es wichtig gewesen, das Thema ‚Tod und Sterben‘ in die Mitte, in die Kirche hineinzuholen. Dadurch wird es präsenter“, sagt sie. Alois Schmit fügt hinzu, dass die Räume bereits vorhanden waren und nur neu aufgeteilt werden mussten. Der Abschiedsraum befindet sich in der ehemaligen Sakristei, die nun im ehemaligen Beichtzimmer untergebracht ist.
Hier können Angehörige Abschied nehmen
Betritt man den Abschiedsraum, geht das Licht an, der stilisierte Korpus des Gekreuzigten in der Mitte der Stirnwand leuchtet auf, sanfte Musik erklingt. An einer Wand mit Waldtapete steht ein gemütliches Sofa mit bunten Kissen und einer warmen Decke. Es ist ein Raum, der zum Verweilen einlädt, hier können sich die Angehörigen in einer angenehmen Atmosphäre von dem Verstorbenen verabschieden. „Das war immer mein Anliegen“, meint Alwine Röckener und fügt hinzu: „Es ist uns gut gelungen, die Gemeinde mitzunehmen.“ Andrea Knue ergänzt: „Wir haben die Gemeinde von Anfang an beteiligt, haben die Pläne erläutert und die Baufortschritte gezeigt, zwischendurch oder am Tag der offenen Tür.“
Im Unterschied zu einem Kühlraum in der Friedhofskapelle, steht der Sarg im Abschiedsraum auf einer Kühlplatte. Den Katafalk, auf dem sie befestigt ist, hat Alois Schmit angefertigt, von Beruf Tischlermeister. Auch die Stirnwand mit dem ausgeschnittenen Korpus ist sein Werk. Er öffnet den Katafalk auf der Kopfseite und zeigt den Kompressor, der in dem Moment, in dem jemand den Raum betritt, ausgeschaltet wird, damit das Geräusch nicht stört.
Die Baumaßnahme kostet insgesamt rund 100 000 Euro, die Kosten teilen sich die Kirchengemeinde, die politische Gemeinde und das Bistum.
Elisabeth Tondera
Der Abschiedsraum wird beim Patronatsfest von St. Antonius am 22. Januar offiziell eingesegnet. Der Gottesdienst beginnt um 10.30 Uhr.