Bekehrung ist eine Grundhaltung
In Sack und Asche – oder was?

„Bekehrung ist keine 180-Grad-Wendung an bestimmten Punkten meines Lebens.“ Davon ist Klinikseelsorger Peter Schmalstieg überzeugt. In seinem Beitrag in der Reihe „Heilsam“ fügt er hinzu: „Es geht um eine Grundhaltung.“

Herzen, nicht eure Kleider. Foto: Adobe Stock/iweta0077
„Ich bin ja fanatisch katholisch“, überraschte mich vor Jahren einmal eine vornehme Frau. „Oh, wie geht das denn?“, fragte ich sie, neugierig geworden. Gern gab sie mir Auskunft: „Ich gehe jeden Aschermittwoch in die Kirche.“
Danach fragte ich mich, wie sie das macht: Trägt sie stolz das Aschenkreuz, damit alle sehen können, ich habe Asche auf’s Haupt gestreut? Zerzaust ihre Kleidung?
Trauer im alten Orient: Asche im Haar und alte, grobe Kleidung
„In Sack und Asche zu gehen“, war im alten Orient üblich, um den Tod eines lieben Menschen zu betrauern: man streute sich Asche ins Haar und kleidete sich in alte, grobe Kleidung.
Aber ist das Fasten und Bekehrung?
Umkehr meint nicht, im Büßergewand, öffentlichkeitswirksam und Bewunderung einheimsend, an einigen Tagen wenig zu essen oder zu trinken. „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen“, warnt uns Jesus (Matthäus 6,1).
Bekehrung ist keine 180-Grad-Wendung an bestimmten Punkten meines Lebens. Es geht um eine Grundhaltung, die keineswegs weltfern oder unpolitisch ist: Weniger für mich selbst fordern und verbrauchen sollte roter Faden, Lebensader des eigenen Alltags werden.
„Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider!“ (Joel 2,12). Bekehrung sollte nicht Pflichtübung, sondern Herzenssache sein und fröhlich stimmen. Gott macht mich froh mit seinem Heil (vergleiche Psalm 51,12.14).
Als Christ lege ich den „alten Menschen“ ab, weil mir die Taufe verheißt, dass ich ganz neu werde. Manchmal merke ich dann, dass der „neue Mensch“, den ich angezogen habe, hier und da kneift und zwickt. Dann brauche ich Denkpausen wie den Aschermittwoch: Vorbereitungszeiten, um zu überlegen, wohin es mich zieht; zu erspüren, was nötig ist, damit ich in das Kleid des neuen Menschen hineinwachse.
„Ich werde immer wieder neu geschaffen durch Gott“

Foto: privat
Vielleicht werde ich mir bewusst, dass ich immer wieder neu geschaffen werde von Gott; dass ich mich bewegen kann; dass ich etwas Neues beginnen kann. Wie schön! Aber auch nicht einfach! Ich werde nie ganz fertig damit. Ich fange immer wieder neu an.
Manchmal sprechen unsere Gebete harte Tatsachen ganz unbedarft aus, wie bei der Segnung der Asche: „wir wissen, dass wir Staub sind und zum Staub zurückkehren“.
Wir sterben und werden Staub. Wir wissen es! Warum schockiert uns das? Gott erschafft im Tod aus uns, aus dem Staub, etwas ganz Neues.
Ich wünsche Ihnen gute Denkpausen und immer wieder Neuanfänge.
Peter Schmalstieg,
Klinikseelsorge Hanau,
Leimenstraße 20, 63450 Hanau, Telefon 06181/296-4580,
E-Mial: klinikseelsorge_rk@klinikum-hanau.de