Auf ein Wort

Schlüsselverantwortung

Wer Schlüssel bekommt, der bekommt auch Macht und Verantwortung, schreibt Beate Hirt in ihrem Impuls zum Sonntagsevangelium. Wer hat sie das Vertrauen verdient? Und wie blickt Gott eigentlich auf dieses Thema Schlüsselverantwortung?

Wem gebe ich die Schlüssel für meine Wohnung, wenn ich im Urlaub bin? Gar nicht so leicht, denn derjenige hat dann nicht nur Zugang zu meinem Balkon und meinen Blumen, sondern auch zum Rest der Wohnung. Wer Schlüssel bekommt, der bekommt auch Macht und Verantwortung. 

Im Evangelium verspricht Jesus Petrus die Schlüssel des Himmelreichs. Obwohl der sich nicht unbedingt dafür qualifiziert: Er schläft im Garten Gethsemane und verleugnet Jesus im Hof des Hohepriesters. Und ein Bekenntnis zu Jesus als Christus, das sprechen auch andere. Martha zum Beispiel: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes.“ (Joh 11,27) Schlüsselgewalt bekommt sie dafür nicht.

Petrus schläft und verleugnet und bekommt trotzdem die Schlüssel des Himmelreichs. Was andererseits auch wieder auf der Linie Gottes liegt: Berufung und Verantwortung ergehen nicht nur an die Starken und Aufrechten. Sondern auch an diejenigen, die schwanken und schwach sind und fallen.

Gott ist großzügig mit seinen Schlüsseln. Von Anfang an. Gott setzt die Menschen im Buch Genesis als Statthalterinnen und Statthalter für die Erde ein. Sie bekommen quasi Schlüsselgewalt und Schlüsselverantwortung für die Schöpfung, unsere Mutter Erde. Und auch wir haben uns nicht unbedingt als sehr qualifiziert erwiesen. Wäre diese Erde meine Wohnung, ich würde sie der Nachbarin Menschheit nicht ein zweites Mal überlassen.

Vielleicht aber hat Gott die Hoffnung: Schlüsselverantwortung lässt sich auch immer mehr erlernen.

Beate Hirt