Wechsel im Ludwig-Windthorst-Haus

Schon mitten im Dienst

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Anfang September wird Hubert Wissing neuer Direktor des Lingener Ludwig-Windthorst-Hauses. Kurz vorher erzählt der 46-Jährige, wo er bisher gearbeitet hat und welche Themen ihm wichtig waren – und auch bleiben.


Das Ludwig-Windthorst-Haus ist Hubert Wissing nicht ganz fremd. Er hat hier schon Seminare erlebt und begleitet. Foto: Petra Diek-Münchow

Eigentlich hat Hubert Wissing noch ein paar Tage Zeit, bis er seine Stelle im Ludwig-Windthorst-Haus (LWH) antritt. Aber beim Gespräch mit dem Kirchenboten im LWH-Garten ist er fast schon mitten im Dienst. Er trifft Hausmeister Alfred Pölker – und der erzählt dem neuen Chef gleich, dass die Regengüsse der vergangenen Nacht dem Team einiges an Arbeit beschert haben.  „Gut, dass Sie sich darum kümmern“, sagt Wissing.

Kümmern – dieses Wort passt  auch zu vielen Stationen im Leben von Hubert Wissing. Das gilt sowohl für seine hauptamtliche Arbeit zuletzt beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in Bonn als auch für seinen ehrenamtlichen Einsatz. Wie im Pfarrgemeinderat seines bisherigen Wohnortes im Seelsorgebereich Bornheim (Erzbistum Köln). Sich um für Menschen, Projekte und Themen zu kümmern, hat er zu Hause und im Beruf gelernt. 

Die Kirche ist Teil der Lebenswelt

Hubert Wissing ist auf einem Bauernhof im Kreis Borken aufgewachsen. „Münsterländisch katholisch“, sagt er mit einem feinen Schmunzeln. Die Arbeit der Eltern in der Landwirtschaft, der Besuch einer Klosterschule, der örtliche Chor, die Jungkolpinggruppe  – all das hat ihn geprägt. „Dass man in der Kirche etwas macht, war Teil dieser Lebenswelt“, sagt er. Noch immer trifft der zweifache Vater sich mit Freunden aus dieser Zeit: ein fester Kreis von ehemaligen Schulkameraden, die „alle großen und kleinen Fragen des Lebens besprechen.“

Nach dem Zivildienst in einem Heim für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen – eine Erfahrung, auf die er nicht verzichten möchte – führt ihn sein Weg an die Hochschulen nach Osnabrück und ins niederländische Maastricht. Dort durchläuft er mit der Fachrichtung Europäische Studien ein sozial- und kulturwissenschaftliches Studium und promoviert darin. Sich in soziologische und politische Fragen hineinzuknien, strukturiert zu arbeiten – das liegt ihm. „Da bin ich schon ehrgeizig“, sagt er von sich selber. Leute, die ihn gut kennen, loben seinen analytischen Blick auf Zusammenhänge und sein Gespür für zivilgesellschaftliche Fragen. Das zeigt sich auch in vielen Publikationen. 

Beruflich nimmt Wissing nicht nur mit, was er im Studium gelernt hat, sondern mehr noch aus seinen Ehrenämtern. Schon als Student engagiert er sich als Teamer und Diözesanleiter der Osnabrücker Kolpingjugend. Danach ist er von 2000 bis 2004 Diözesanvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend. Viele Namen und Gesichter kennt er noch aus jenen Jahren – und gleiches gilt offenbar umgekehrt. Erfreut erzählt er, wie viel Leute aus unserem Bistum sich bei ihm nach der Personalie aus dem LWH gemeldet haben, weil sie sich gut an ihn erinnern. 

Viel unterwegs für das Kolpingwerk

Das Ehrenamt spannt den Bogen zu den ersten beruflichen Stationen beim Kolpingwerk: in der Bildungsarbeit, als Jugendsekretär, als Referent für Gesellschaftspolitik. Viel unterwegs ist er in dieser Zeit, bei Kolpingsfamilien bundesweit. „Ich habe mich als Dienstleister für die Ehrenamtlichen verstanden.“

2010 wechselt Hubert Wissing zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Dort leitet er bis jetzt die Arbeitsgruppe Kirche und Gesellschaft im Generalsekretariat. Stellungnahmen zu erarbeiten ist eine seiner Hauptaufgaben: zu politischen und ethischen Grundsatzfragen, zu Religion in der Gesellschaft, zur Entwicklung der Kirche. 

Breit ist das Spektrum der Themen, die dabei auf seinem Tisch landen: Rente, Suizidbeihilfe, Pränataldiagnostik, Schwangerenkonfliktberatung, Populismus, die Rolle der Frauen in der Kirche, Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare, der Reformprozess und der synodale Weg. „Wir haben dazu beigetragen, dass manche Themen in der Kirche heute besprechbar sind“, sagt Wissing. Besonders kümmert er sich um Familienpolitik – seit knapp zwei Jahren arbeitet er auch im Präsidium des Familienbundes mit. 

Solche Kontakte und vor allem diese Themen bringt er mit ins LWH, sie bleiben ihm wichtig. Aber er weiß auch, dass sein Amtsantritt im „Corona“-Jahr erst mal andere Herausforderungen in sich birgt. „Es gilt das Haus weiter zu stabilisieren und nach neuen Geschäftsfeldern zu suchen,“ sagt Hubert Wissing. Und ist wieder mitten drin in seinem Dienst, schon vor dem ersten September. Er freut sich darauf.

Petra Diek-Münchow